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Experteninterview: Was bringen Superfoods wirklich?
Superfoods wie Acai Beeren, Avocado und Matcha haben angeblich einen positiven Einfluss auf unsere Gesundheit. Was steckt dahinter? Ernährungsmediziner Prof. Dr. Daniel König erklärt im Interview, was Superfoods wirklich bringen.
netzathleten.de: Prof. Dr. König, warum heißen Superfoods eigentlich Superfoods?
Prof. Dr. König: Das hängt damit zusammen, dass in den Superfoods bestimmte Nährstoffe in besonders hoher Konzentration vorhanden sind. Sie ragen hierdurch also aus der Masse der Lebensmittel heraus. Daher auch das Wort super in Superfoods.
netzathleten.de: Ist eine hohe Nährstoffkonzentration dann das Kriterium, das ein Superfood zu einem Superfood macht?
Prof. Dr. König: Ja, das ist die Definition eines Superfoods. Es muss sich durch etwas auszeichnen: einen hohen Gehalt an einem bestimmten Vitamin haben, ein besonderes Spurenelement oder bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe in hohen Konzentrationen aufweisen.
netzathleten.de: Was sollen Superfoods denn eigentlich können?
Prof. Dr. König: Grundsätzlich wird ihnen nachgesagt, dass sie einen positiven Effekt auf unsere Gesundheit haben. Um eins vorwegzunehmen: Es gibt keine großen Bevölkerungsstudien, die gezeigt haben, dass eines dieser Superfoods bei isolierter Zufuhr messbar gesundheitliche Vorteile bringt. Es wird manchmal suggeriert, dass ich beispielsweise von einer bestimmten Beere nur so und so viel zu mir nehmen muss und ich dann alle Vorteile habe, die die Superfoods zu bieten haben. Superfoods bringen aber nichts, wenn ich mich sonst nur von Burgern und Pommes ernähre.
netzathleten.de: Brauche ich Superfoods überhaupt, wenn ich mich sowieso schon gesund ernähre?
Prof. Dr. König: In Deutschland können wir uns auch jetzt schon sehr gesund und mehr als bedarfsdeckend ernähren. Dafür müssen wir nicht zwingend auf exotische Früchte aus dem Ausland zurückgreifen, die als Superfoods beworben werden. Wir haben auch hierzulande sehr nährstoffreiche Lebensmittel. Beispielsweise Grünkohl, schwarze Johannisbeere, Sanddorn oder Nüsse, um nur einige Beispiele zu nennen.
netzathleten.de: Wenn ich mich trotzdem entscheide, Superfoods zu essen: Gibt es Richtwerte, die mir sagen, wie viel ich davon zu mir nehmen muss?
Prof. Dr. König: Man sagt zum Beispiel, dass man am Tag eine Handvoll Beeren essen sollte. Wenn ich dann aber eine Superfood-Frucht habe, die deutlich mehr Vitamin C als andere Früchte enthält, weiß niemand, wie viel man davon zu sich nehmen muss, um einen gesundheitlichen Effekt zu erzielen – das ist nicht festgelegt. Da bräuchte man Studien, die genau das herausfinden.
netzathleten.de: Wird ein Superfood eigentlich für einen bestimmten Zweck eingesetzt oder kann ein Superfood mehrere Dinge?
Prof. Dr. König: Wenn denn Superfoods einen gesundheitlichen Effekt haben, dann wird sich das auf chronische Erkrankungen im Allgemeinen beziehen. Man kann nicht sagen: Dieses Superfood hilft gegen Alzheimer, dieses beugt einem Schlaganfall vor und das nächste hilft bei Diabetes.
netzathleten.de: Sie sprachen nun mehrmals von fehlenden Studien. Gibt es denn keine Studie, die die Wirksamkeit von Superfoods belegt?
Prof. Dr. König: Es gibt sehr viele Studien, die gezeigt haben, dass viel Obst und Gemüse sowie ein hoher Nährstoffgehalt an Vitaminen und Antioxidantien einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben. Aber es gibt eben keine Studie, die sich speziell der Wirksamkeit eines einzelnen Superfoods und dessen Anwendungsgebiet widmet.
netzathleten.de: Können Sportler von Superfoods profitieren?
Prof. Dr. König: Prinzipiell ja. Aber nur, wenn wir die Bedeutung von Superfoods eben nicht so definieren, dass wir sagen: Jetzt nehme ich jeden Tag eine bestimmte Menge von dieser oder jener Superfood-Beere und damit mache ich alles richtig - das ist in meinen Augen der falsche Ansatz. Aber natürlich gilt die allgemeine Empfehlung für Sportler, sich vitaminreich zu ernähren und auf Antioxidantien zu achten. Darum macht es bei Sportlern eben Sinn, einen abwechslungsreichen Speiseplan mit nährstoffreichem Obst und Gemüse an den Tag zu legen. Ich spreche hier einfach lieber von gesunden, nährstoffreichen Lebensmitteln als von Superfoods.
netzathleten.de: Abschließend: Was ist als Ernährungsmediziner Ihre persönliche Meinung zu Superfoods?
Prof. Dr. König: Es ist wichtig, nährstoffreiche Lebensmittel zu kennen und grundsätzlich natürlich immer ratsam, sich mit dem Thema bewusste Ernährung auseinander zu setzen. Insgesamt sind Superfoods gesunde Lebensmittel, die man abwechslungsreich in seinen Speiseplan einbeziehen kann. Aber eben nicht isoliert. Wenn ich mir morgens Superfood-Beeren über mein Müsli streue und glaube, damit ernährungsphysiologisch schon alles richtig gemacht zu haben, dann liege ich eben falsch. Es bedarf mehr, sich gesund, ausgewogen und nährstoffreich zu ernähren. Man muss außerdem sehen, dass viele neue Superfoods von Übersee kommen. Wir wissen, dass die Pestizid-Belastungen dort ziemlich hoch und die Transportwege lang sein können. Ob man sich damit dann etwas Gutes tut, ist fraglich – hier ist es daher häufig besser, auf heimische Produkte zurück zu greifen, auch wenn diese nicht immer gehypt werden.
Zur Person: Prof. Dr. Daniel König ist Leiter des Arbeitsbereichs Ernährung und Sport an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. In unserem Experteninterview zum Thema Clean Eating erklärt er einen weiteren Ernährungstrend.
- Acai Beeren
- Goji Beeren
- Avocado
- Rote Beete
- Grünkohl
- Chia-Samen
- Kurkuma
- Kakao
- Matcha
- Moringa
- Hanf
Prof. Dr. König: Das hängt damit zusammen, dass in den Superfoods bestimmte Nährstoffe in besonders hoher Konzentration vorhanden sind. Sie ragen hierdurch also aus der Masse der Lebensmittel heraus. Daher auch das Wort super in Superfoods.
netzathleten.de: Ist eine hohe Nährstoffkonzentration dann das Kriterium, das ein Superfood zu einem Superfood macht?
Prof. Dr. König: Ja, das ist die Definition eines Superfoods. Es muss sich durch etwas auszeichnen: einen hohen Gehalt an einem bestimmten Vitamin haben, ein besonderes Spurenelement oder bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe in hohen Konzentrationen aufweisen.
netzathleten.de: Was sollen Superfoods denn eigentlich können?
Prof. Dr. König: Grundsätzlich wird ihnen nachgesagt, dass sie einen positiven Effekt auf unsere Gesundheit haben. Um eins vorwegzunehmen: Es gibt keine großen Bevölkerungsstudien, die gezeigt haben, dass eines dieser Superfoods bei isolierter Zufuhr messbar gesundheitliche Vorteile bringt. Es wird manchmal suggeriert, dass ich beispielsweise von einer bestimmten Beere nur so und so viel zu mir nehmen muss und ich dann alle Vorteile habe, die die Superfoods zu bieten haben. Superfoods bringen aber nichts, wenn ich mich sonst nur von Burgern und Pommes ernähre.
netzathleten.de: Brauche ich Superfoods überhaupt, wenn ich mich sowieso schon gesund ernähre?
Prof. Dr. König: In Deutschland können wir uns auch jetzt schon sehr gesund und mehr als bedarfsdeckend ernähren. Dafür müssen wir nicht zwingend auf exotische Früchte aus dem Ausland zurückgreifen, die als Superfoods beworben werden. Wir haben auch hierzulande sehr nährstoffreiche Lebensmittel. Beispielsweise Grünkohl, schwarze Johannisbeere, Sanddorn oder Nüsse, um nur einige Beispiele zu nennen.
netzathleten.de: Wenn ich mich trotzdem entscheide, Superfoods zu essen: Gibt es Richtwerte, die mir sagen, wie viel ich davon zu mir nehmen muss?
Prof. Dr. König: Man sagt zum Beispiel, dass man am Tag eine Handvoll Beeren essen sollte. Wenn ich dann aber eine Superfood-Frucht habe, die deutlich mehr Vitamin C als andere Früchte enthält, weiß niemand, wie viel man davon zu sich nehmen muss, um einen gesundheitlichen Effekt zu erzielen – das ist nicht festgelegt. Da bräuchte man Studien, die genau das herausfinden.
netzathleten.de: Wird ein Superfood eigentlich für einen bestimmten Zweck eingesetzt oder kann ein Superfood mehrere Dinge?
Prof. Dr. König: Wenn denn Superfoods einen gesundheitlichen Effekt haben, dann wird sich das auf chronische Erkrankungen im Allgemeinen beziehen. Man kann nicht sagen: Dieses Superfood hilft gegen Alzheimer, dieses beugt einem Schlaganfall vor und das nächste hilft bei Diabetes.
netzathleten.de: Sie sprachen nun mehrmals von fehlenden Studien. Gibt es denn keine Studie, die die Wirksamkeit von Superfoods belegt?
Prof. Dr. König: Es gibt sehr viele Studien, die gezeigt haben, dass viel Obst und Gemüse sowie ein hoher Nährstoffgehalt an Vitaminen und Antioxidantien einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben. Aber es gibt eben keine Studie, die sich speziell der Wirksamkeit eines einzelnen Superfoods und dessen Anwendungsgebiet widmet.
netzathleten.de: Können Sportler von Superfoods profitieren?
Prof. Dr. König: Prinzipiell ja. Aber nur, wenn wir die Bedeutung von Superfoods eben nicht so definieren, dass wir sagen: Jetzt nehme ich jeden Tag eine bestimmte Menge von dieser oder jener Superfood-Beere und damit mache ich alles richtig - das ist in meinen Augen der falsche Ansatz. Aber natürlich gilt die allgemeine Empfehlung für Sportler, sich vitaminreich zu ernähren und auf Antioxidantien zu achten. Darum macht es bei Sportlern eben Sinn, einen abwechslungsreichen Speiseplan mit nährstoffreichem Obst und Gemüse an den Tag zu legen. Ich spreche hier einfach lieber von gesunden, nährstoffreichen Lebensmitteln als von Superfoods.
netzathleten.de: Abschließend: Was ist als Ernährungsmediziner Ihre persönliche Meinung zu Superfoods?
Prof. Dr. König: Es ist wichtig, nährstoffreiche Lebensmittel zu kennen und grundsätzlich natürlich immer ratsam, sich mit dem Thema bewusste Ernährung auseinander zu setzen. Insgesamt sind Superfoods gesunde Lebensmittel, die man abwechslungsreich in seinen Speiseplan einbeziehen kann. Aber eben nicht isoliert. Wenn ich mir morgens Superfood-Beeren über mein Müsli streue und glaube, damit ernährungsphysiologisch schon alles richtig gemacht zu haben, dann liege ich eben falsch. Es bedarf mehr, sich gesund, ausgewogen und nährstoffreich zu ernähren. Man muss außerdem sehen, dass viele neue Superfoods von Übersee kommen. Wir wissen, dass die Pestizid-Belastungen dort ziemlich hoch und die Transportwege lang sein können. Ob man sich damit dann etwas Gutes tut, ist fraglich – hier ist es daher häufig besser, auf heimische Produkte zurück zu greifen, auch wenn diese nicht immer gehypt werden.
Zur Person: Prof. Dr. Daniel König ist Leiter des Arbeitsbereichs Ernährung und Sport an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. In unserem Experteninterview zum Thema Clean Eating erklärt er einen weiteren Ernährungstrend.
Liste mit Superfoods
Um Dir einen Überblick zu geben, haben wir Dir eine Liste mit den gängigsten Superfoods zusammengestellt. Zu den Superfoods zählen:- Acai Beeren
- Goji Beeren
- Avocado
- Rote Beete
- Grünkohl
- Chia-Samen
- Kurkuma
- Kakao
- Matcha
- Moringa
- Hanf