MT Melsungen -- Ex-Nationalapieler, Europameister, Vize-Weltmeister, heute Sportvorstand des Handball-Bundesligisten MT Melsungen
Personal-Puzzle. Später Tausch. Spannende Perspektiven.
- Michael Allendorf
In seiner Auftaktkolumne zum DHB-Team bei den Olympischen Spielen von Paris ordnet unser Experte Michael Allendorf (Sportvorstand MT Melsungen) mit seinem Kennerblick die Nominierung des Kaders und das verletzungsbedingte Aus von Franz Semper ein.
Liebe Leserinnen und Leser,
die Olympischen Sommerspiele von Paris stehen bevor, zweifelsohne das Sport-Highlight des Jahres. Und für viele Sportlerinnen und Sportler mitunter ein oder sogar das Highlight Ihrer Karriere. Vorfreude und Spannung sind überall riesig – das spürt man, je näher das Event rückt. Und natürlich habe ich es über Monate unseren, den Spielern der MT Melsungen angemerkt, die sich berechtigte Hoffnungen auf eine Nominierung machten – ob sie nun am Ende erfüllt wurden oder nicht. Das olympische Handballturnier ragt im Kalender unserer Sportart besonders heraus. Europa- und Weltmeisterschaften finden alle zwei Jahre statt, Olympische Spiele nur alle vier. Allein das erklärt ihren Stellenwert.
Ich freue mich sehr darauf, Euch während des Events mit Eindrücken, Analysen und Hinweisen rund um die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason zu begleiten. Vermutlich sind Einblicke darunter, die sich aus meiner Perspektive und mit meinem Background noch einmal anders erschließen als Außenstehenden. Ich habe große Lust aufpackende Handballduelle in Paris und Lille – und die Hoffnung auf ein möglichst gutes Abschneiden beider DHB-Teams. Gleichzeitig bitte ich um Verständnis dafür, dass ich mich primär den Männern widme – hier traue ich mir nun mal eine fundiertere Meinung zu als bei den Frauen. Dass ich auch der Auswahl von Markus Gaugisch fest die Daumen drücke, versteht sich von selbst.
Dass vorerst eine Position, nämlich diesmal die des Linksaußen, nur einfach besetzt ist, überrascht mich weniger. Das ist nachvollziehbar und mit Blick auf andere Teams ja auch kein Einzelfall. Lukas Mertens dürfte bei richtiger Belastungssteuerung in der Lage sein, ein ganzes Turnier durchzuspielen. Als ehemaliger Linksaußen behaupte ich jetzt mal: Auf der Position kann man sich seine Kräfte etwas besser einteilen als im Rückraum oder am Kreis. Verletzungen sind auch seltener – und Zeitstrafen oder gar rote Karten erst recht ;) Also: Das ist ein kalkulierbares Risiko. Natürlich werden sie einen anderen Spieler mit der Rolle als Aushilfs-Linksaußen im Vorfeld vertraut machen. Denn Rune Dahmke ist ja erst einmal nur im Stand-By-Modus. Wer aus dem 14er-Kader dieser Joker sein wird – darauf bin ich auch gespannt.
Auf Rechtsaußen sind dagegen zwei Spieler zu finden, was sicher daran liegt, dass in Gislasons Defensivkonzept der gelernte Halbrechte Christoph Steinert eine wichtige Rolle spielt. Natürlich hätte ich es hier unserem Spieler Timo Kastening sehr gegönnt, dabei zu sein. Er hätte es verdient – aber das gilt fraglos auch für Tim Hornke. Ansonsten sind alle Positionen natürlich doppelt besetzt – dazu ein Bonusspieler für die Rechtshänder-Positionen im Rückraum.
Mindestziel Viertelfinale
Was die DHB-Auswahl in ihrer Gruppe erreichen kann? Natürlich wird viel davon abhängen, wie die spieltragende Achse – Torwart Andreas Wolff, Kapitän Johannes Golla als Abwehrchef und Zielspieler am Kreis sowie Juri Knorr und Julian Köster als prägende Rückraumakteure – funktioniert. Das Team hat auch darüber hinaus enormes Potenzial. Wenn es dies ausschöpft, sollte das Viertelfinale natürlich erreicht werden. Bedeutet: Mindestens Platz vier in der Gruppe. Das ist ja ohnehin Minimalanspruch der Mannschaft an sich selbst, von daher: Pflicht. Die Gruppenphase nicht zu überstehen ist wirklich kein Szenario, das ich mir vorstellen möchte.
Wir müssen dafür zunächst zwei Mannschaften hinter uns lassen. Zunächst denkt man da an Japan und Slowenien, obwohl das sicher schon ein anspruchsvoller Gegner ist. Die Gruppe gilt als sehr ausgeglichen. Den absoluten Favoriten Dänemark und Frankreich gehen wir ja zunächst einmal aus dem Weg. Aber auch Auftaktgegner Schweden, Spanien mit all seiner Routine und Kroatien sind dicke Brocken. Die erste Partie hat große Bedeutung – ein erfolgreicher Start würde Schwung und Selbstvertrauen bringen, das sich im weiteren Verlauf potenzieren könnte. Unser Team sollte außerdem vermeiden, dass das letzte Gruppenspiel gegen Slowenien zum Endspiel um die Viertelfinalteilnahme wird. Das wäre riesiger Druck. Zumal: Mit gestärktem Selbstbewusstsein, das sich aus mehreren Erfolgen in der Vorrunde speist, würden sich auch die Chancen auf Erfolge in der K.O.-Phase noch einmal erhöhen.
Im Vergleich zur deutschen Gruppe wirkt die andere nicht ganz so ausgeglichen – Dänemark und Frankreich ragen hier heraus. Wer nach den Favoriten auf Olympiagold fragt, rechnet natürlich mit diesen beiden Teams, den üblichen Verdächtigen der letzten Jahre – und Goldmedaillengewinnern 2016 und 2020. Für mich sind die aktuell drei stärksten Teams der Welt: Frankreich, Dänemark I und Dänemark II. Die Dänen, zuletzt dreimal Weltmeister in Folge, haben derart viele Ausnahmespieler, dass sie locker eine B-Auswahl nach Paris schickten könnten, die dort große Medaillenchancen hätte. Nationalcoach Nikolaj Jacobsen kann aus dem Vollen schöpfen – was es ihm aber ganz sicher auch nicht leicht gemacht hat.
Giganten gehen: Hansen und Karabatic letztmals in Aktion
Dass er zum Abschied seiner großen Karriere Mikkel Hansen (36) nominierte, überrascht nicht. Auf keinen Fall sollte man das als Ehrfurcht oder Nostalgie verstehen. Hansen hat noch beim Final4 in Köln im Aalborger Trikot bewiesen, dass er Spielen auf höchstem Niveau seinen Stempel aufdrücken kann. Er ist im Stande, eine entscheidende Rolle in Paris einzunehmen. Noch immer.
Gleiches gilt für den anderen Giganten, der in Paris zum letzten Mal am Ball ist: Frankreichs Superstar Nikola Karabatic (40). Seine Karriere ist wohl einzigartig. Er hat den Welthandball 20 Jahre lang dominiert. Aber auch er soll gewiss nicht nur einen Mythos bedienen und zum Abschied vor heimischem Publikum winken. Nein: Auch Nikola hat bei der EM im Januar bewiesen, dass er dem französischen Team immer noch entscheidende Impulse geben kann. Natürlich nicht mehr über 60 Minuten – aber situativ und in wichtigen Phasen.
Den beiden eine Bühne zu bieten, weil es ihre Karrieren verlangen, das reicht ganz gewiss nicht für eine Olympia-Nominierung. Für Folklore ist bei solch einem bedeutsamen Event kein Platz. Beide spielen im Konzept ihrer Trainer in Paris noch einmal eine wichtige Rolle und dürften in Crunchtime-Momenten wenig nervös werden. Allein das wird ihren Mitspielern Sicherheit geben, unabhängig davon, dass diese auch alle Weltklasse verkörpern und jünger sind. Ich persönlich freue mich sehr darauf, Mikkel – dem ich seinerzeit schon bei Junioren-Wettkämpfen als Aktiver begegnete – und Nikola, diese zwei Ausnahme-Spieler, noch mal in Aktion zu erleben.
Olympia keine Plattform für Experimente
Wer hinter ihren beiden Teams das Viertelfinale erreicht, bleibt abzuwarten. Ich sehe Norwegen mit seinem Star Sander Sagosen nicht mehr in der Position eines Mitfavoriten aufs Podest, so wie es einige Jahre lang der Fall war. Unter die letzten Acht aber dürften die Norweger es schaffen. Zu beachten wird sicher die ungarische Mannschaft mit ihrem Spirit und ihrem frischen Elan sein. Ihnen ist eine Außenseiterchance zuzutrauen. Jedenfalls drücke ich natürlich unserem Spieler Adrian Sipos die Daumen.
Mit Innovation und neuen Tendenzen, einem ‚neuen Dreh‘, rechne ich bei Olympia nicht. Dafür ist das Turnier von zu großer Bedeutung und der Zeitpunkt falsch. Vielleicht überrascht die ein- oder andere Mannschaft ihren Gegner situativ mit einem unerwarteten taktischen Konzept – tendenziell eher in der Abwehr. An Bahnbrechendes glaube ich jedoch nicht. Daran, dass uns die Spiele packen und begeistern werden, allein schon von der Spannung her, daran umso mehr. Das wird sicher bereits für das Auftaktspiel der DHB-Auswahl gegen Schweden am Abend nach der Eröffnungsfeier gelten, welches ich am Folgetag für Sie und Euch auf dieser Plattform einordnen möchte, inklusive Ausblick auf das Japan-Match.
In diesem Sinne: Hoffen wir auf friedliche, begeisternde Olympiawochen und darauf, dass der Sport wie so oft die Menschen verbindet. Und natürlich auf tolle Spiele unserer beiden Teams.
Bis ganz bald! Ihr/Euer Michael Allendorf
die Olympischen Sommerspiele von Paris stehen bevor, zweifelsohne das Sport-Highlight des Jahres. Und für viele Sportlerinnen und Sportler mitunter ein oder sogar das Highlight Ihrer Karriere. Vorfreude und Spannung sind überall riesig – das spürt man, je näher das Event rückt. Und natürlich habe ich es über Monate unseren, den Spielern der MT Melsungen angemerkt, die sich berechtigte Hoffnungen auf eine Nominierung machten – ob sie nun am Ende erfüllt wurden oder nicht. Das olympische Handballturnier ragt im Kalender unserer Sportart besonders heraus. Europa- und Weltmeisterschaften finden alle zwei Jahre statt, Olympische Spiele nur alle vier. Allein das erklärt ihren Stellenwert.
Ich freue mich sehr darauf, Euch während des Events mit Eindrücken, Analysen und Hinweisen rund um die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason zu begleiten. Vermutlich sind Einblicke darunter, die sich aus meiner Perspektive und mit meinem Background noch einmal anders erschließen als Außenstehenden. Ich habe große Lust aufpackende Handballduelle in Paris und Lille – und die Hoffnung auf ein möglichst gutes Abschneiden beider DHB-Teams. Gleichzeitig bitte ich um Verständnis dafür, dass ich mich primär den Männern widme – hier traue ich mir nun mal eine fundiertere Meinung zu als bei den Frauen. Dass ich auch der Auswahl von Markus Gaugisch fest die Daumen drücke, versteht sich von selbst.
Mutige Personalentscheidungen. Zunächst …
Los geht’s: Als Alfred Gislason unlängst seinen 14er-Kader sowie die drei Reserve-Spieler benannte, war meine Reaktion: Das ist – völlig wertfrei zu verstehen - eine nicht nur teils überraschende sondern auch mutige Nominierungsrunde! Um es gleich vorweg zu nehmen: Jeder Spieler, der es ins Aufgebot geschafft hat, hat sich das auch absolut verdient. Und dennoch beweist der Bundestrainer Mut, wenn er in Paris auf einige Spieler verzichtet, die Erfahrung und Routine mitgebracht hätten. Erfahrung im Nationaltrikot wohlgemerkt! Der Bundesliga-Alltag ist ja doch etwas anderes als ein olympisches Turnier – selbst die eng getakteten EM- und WM-Turniere lassen sich damit nicht vergleichen. Dort sind personelle Experimente in einem anderen Kontext zu sehen. Olympia ist nochmal eine andere, eine noch größere Bühne.Positionspuzzle wegen geringerer Kaderstärke und Verletzungspech
Alfred Gislason wird bei der Entscheidungsfindung nicht zuletzt auch die letzten Eindrücke aus den Trainingseinheiten während der Vorbereitung berücksichtigt haben. Die Abwägung des Bundestrainers pro frischer Impulse – damit meine ich u.a. Marko Grgic und Franz Semper – contra Routine, wie zunächst zum Beispiel in Person von Kai Häfner, wurde ja kurz vor der Abreise nach Paris beeinträchtigt durch Sempers Schulterverletzung. Dass Häfner – wenn auch quasi aus dem Urlaub heraus – nachrückt, erscheint logisch. Er kennt Team und Taktiken am besten. Immerhin hat er die beiden letzten Testspiele als Joker noch bzw. schon wieder mitgemacht. Das dürfte passen. Dass Semper so kurz vor Olympia absagen musste, ist natürlich sehr schade. Keine leichte Situation für ihn.Dass vorerst eine Position, nämlich diesmal die des Linksaußen, nur einfach besetzt ist, überrascht mich weniger. Das ist nachvollziehbar und mit Blick auf andere Teams ja auch kein Einzelfall. Lukas Mertens dürfte bei richtiger Belastungssteuerung in der Lage sein, ein ganzes Turnier durchzuspielen. Als ehemaliger Linksaußen behaupte ich jetzt mal: Auf der Position kann man sich seine Kräfte etwas besser einteilen als im Rückraum oder am Kreis. Verletzungen sind auch seltener – und Zeitstrafen oder gar rote Karten erst recht ;) Also: Das ist ein kalkulierbares Risiko. Natürlich werden sie einen anderen Spieler mit der Rolle als Aushilfs-Linksaußen im Vorfeld vertraut machen. Denn Rune Dahmke ist ja erst einmal nur im Stand-By-Modus. Wer aus dem 14er-Kader dieser Joker sein wird – darauf bin ich auch gespannt.
Auf Rechtsaußen sind dagegen zwei Spieler zu finden, was sicher daran liegt, dass in Gislasons Defensivkonzept der gelernte Halbrechte Christoph Steinert eine wichtige Rolle spielt. Natürlich hätte ich es hier unserem Spieler Timo Kastening sehr gegönnt, dabei zu sein. Er hätte es verdient – aber das gilt fraglos auch für Tim Hornke. Ansonsten sind alle Positionen natürlich doppelt besetzt – dazu ein Bonusspieler für die Rechtshänder-Positionen im Rückraum.
Mindestziel Viertelfinale
Was die DHB-Auswahl in ihrer Gruppe erreichen kann? Natürlich wird viel davon abhängen, wie die spieltragende Achse – Torwart Andreas Wolff, Kapitän Johannes Golla als Abwehrchef und Zielspieler am Kreis sowie Juri Knorr und Julian Köster als prägende Rückraumakteure – funktioniert. Das Team hat auch darüber hinaus enormes Potenzial. Wenn es dies ausschöpft, sollte das Viertelfinale natürlich erreicht werden. Bedeutet: Mindestens Platz vier in der Gruppe. Das ist ja ohnehin Minimalanspruch der Mannschaft an sich selbst, von daher: Pflicht. Die Gruppenphase nicht zu überstehen ist wirklich kein Szenario, das ich mir vorstellen möchte.
Juri Knorr und Johannes Golla (©Marco Wolf/DHB)
Wir müssen dafür zunächst zwei Mannschaften hinter uns lassen. Zunächst denkt man da an Japan und Slowenien, obwohl das sicher schon ein anspruchsvoller Gegner ist. Die Gruppe gilt als sehr ausgeglichen. Den absoluten Favoriten Dänemark und Frankreich gehen wir ja zunächst einmal aus dem Weg. Aber auch Auftaktgegner Schweden, Spanien mit all seiner Routine und Kroatien sind dicke Brocken. Die erste Partie hat große Bedeutung – ein erfolgreicher Start würde Schwung und Selbstvertrauen bringen, das sich im weiteren Verlauf potenzieren könnte. Unser Team sollte außerdem vermeiden, dass das letzte Gruppenspiel gegen Slowenien zum Endspiel um die Viertelfinalteilnahme wird. Das wäre riesiger Druck. Zumal: Mit gestärktem Selbstbewusstsein, das sich aus mehreren Erfolgen in der Vorrunde speist, würden sich auch die Chancen auf Erfolge in der K.O.-Phase noch einmal erhöhen.
Im Vergleich zur deutschen Gruppe wirkt die andere nicht ganz so ausgeglichen – Dänemark und Frankreich ragen hier heraus. Wer nach den Favoriten auf Olympiagold fragt, rechnet natürlich mit diesen beiden Teams, den üblichen Verdächtigen der letzten Jahre – und Goldmedaillengewinnern 2016 und 2020. Für mich sind die aktuell drei stärksten Teams der Welt: Frankreich, Dänemark I und Dänemark II. Die Dänen, zuletzt dreimal Weltmeister in Folge, haben derart viele Ausnahmespieler, dass sie locker eine B-Auswahl nach Paris schickten könnten, die dort große Medaillenchancen hätte. Nationalcoach Nikolaj Jacobsen kann aus dem Vollen schöpfen – was es ihm aber ganz sicher auch nicht leicht gemacht hat.
Giganten gehen: Hansen und Karabatic letztmals in Aktion
Dass er zum Abschied seiner großen Karriere Mikkel Hansen (36) nominierte, überrascht nicht. Auf keinen Fall sollte man das als Ehrfurcht oder Nostalgie verstehen. Hansen hat noch beim Final4 in Köln im Aalborger Trikot bewiesen, dass er Spielen auf höchstem Niveau seinen Stempel aufdrücken kann. Er ist im Stande, eine entscheidende Rolle in Paris einzunehmen. Noch immer.
Gleiches gilt für den anderen Giganten, der in Paris zum letzten Mal am Ball ist: Frankreichs Superstar Nikola Karabatic (40). Seine Karriere ist wohl einzigartig. Er hat den Welthandball 20 Jahre lang dominiert. Aber auch er soll gewiss nicht nur einen Mythos bedienen und zum Abschied vor heimischem Publikum winken. Nein: Auch Nikola hat bei der EM im Januar bewiesen, dass er dem französischen Team immer noch entscheidende Impulse geben kann. Natürlich nicht mehr über 60 Minuten – aber situativ und in wichtigen Phasen.
Den beiden eine Bühne zu bieten, weil es ihre Karrieren verlangen, das reicht ganz gewiss nicht für eine Olympia-Nominierung. Für Folklore ist bei solch einem bedeutsamen Event kein Platz. Beide spielen im Konzept ihrer Trainer in Paris noch einmal eine wichtige Rolle und dürften in Crunchtime-Momenten wenig nervös werden. Allein das wird ihren Mitspielern Sicherheit geben, unabhängig davon, dass diese auch alle Weltklasse verkörpern und jünger sind. Ich persönlich freue mich sehr darauf, Mikkel – dem ich seinerzeit schon bei Junioren-Wettkämpfen als Aktiver begegnete – und Nikola, diese zwei Ausnahme-Spieler, noch mal in Aktion zu erleben.
Olympia keine Plattform für Experimente
Wer hinter ihren beiden Teams das Viertelfinale erreicht, bleibt abzuwarten. Ich sehe Norwegen mit seinem Star Sander Sagosen nicht mehr in der Position eines Mitfavoriten aufs Podest, so wie es einige Jahre lang der Fall war. Unter die letzten Acht aber dürften die Norweger es schaffen. Zu beachten wird sicher die ungarische Mannschaft mit ihrem Spirit und ihrem frischen Elan sein. Ihnen ist eine Außenseiterchance zuzutrauen. Jedenfalls drücke ich natürlich unserem Spieler Adrian Sipos die Daumen.
Mit Innovation und neuen Tendenzen, einem ‚neuen Dreh‘, rechne ich bei Olympia nicht. Dafür ist das Turnier von zu großer Bedeutung und der Zeitpunkt falsch. Vielleicht überrascht die ein- oder andere Mannschaft ihren Gegner situativ mit einem unerwarteten taktischen Konzept – tendenziell eher in der Abwehr. An Bahnbrechendes glaube ich jedoch nicht. Daran, dass uns die Spiele packen und begeistern werden, allein schon von der Spannung her, daran umso mehr. Das wird sicher bereits für das Auftaktspiel der DHB-Auswahl gegen Schweden am Abend nach der Eröffnungsfeier gelten, welches ich am Folgetag für Sie und Euch auf dieser Plattform einordnen möchte, inklusive Ausblick auf das Japan-Match.
In diesem Sinne: Hoffen wir auf friedliche, begeisternde Olympiawochen und darauf, dass der Sport wie so oft die Menschen verbindet. Und natürlich auf tolle Spiele unserer beiden Teams.
Bis ganz bald! Ihr/Euer Michael Allendorf
Zur Person: Michael Allendorf
Michael Allendorf, Jahrgang 1986, spielte in der Bundesliga für die SG Wallau-Massenheim, die HSG Wetzlar sowie für MT Melsungen. Der Linksaußen kam auf insgesamt 493 Einsätze und erzielte 1.595 Tore. Für die A-Nationalmannschaft spielte er 17mal und warf 26 Tore. Seine größten Erfolge feierte der gebürtige Heppenheimer mit der A-Jugend Wallau-Massenheims (Deutscher Meister 2005) sowie als Junioren-Nationalspieler (Europameister 2006, Vize-Weltmeister 2007). In der letzten Saison seiner aktiven Laufbahn (2021/2022) schnupperte Allendorf bereits Manager-Luft als Assistent der Geschäftsleitung. Danach wechselte er komplett auf die Manager-Seite. Inzwischen verantwortet er als Sport-Vorstand der MT den Bundesligabereich der Nordhessen.Weiterführende Informationen zum olympischen Handballturnier
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