Gegen Grippeviren – Auf das Raumklima achten
- Christian Riedel
Zusätzlich zu den üblichen Maßnahmen wie viel trinken, viel schlafen, Hygiene und sich von Erkrankten fern zu halten, raten die Wissenschaftler der Universität von West Virginia in Morgantown dazu, auf das Raumklima zu achten. Ihrer Studie zu Folge spielt nämlich vor allem die relative Luftfeuchtigkeit eine große Rolle, ob man sich mit der Grippe ansteckt oder nicht. Dies ergab zumindest ein realitätsnahes Simulationsexperiment (PLoS ONE (2013; 8: e57485).
Grippe wird bekanntlich durch eine Tröpfcheninfektion übertragen. Allerdings stellt man sich schon länger die Frage, wie lange Viren an der frischen Luft überleben können. Allem Anschein nach ist die Ansteckungsgefahr höher, wenn im Raum eine niedrige relative Luftfeuchtigkeit herrscht. So zumindest kann man das Ergebnis der Studie zusammenfassen.
Grippepuppen
Bei ihrer Untersuchung stellten die Forscher zwei Versuchspuppen gegenüber auf. Beide Puppen waren so programmiert, dass sie beim Menschen normale Atembewegungen ausführen konnten. Eine Puppe versprühte auf Knopfdruck fünfmal pro Minute ein Wasser-Luft-Gemisch, in dem sich jeweils 100 Millionen Grippeviren befanden. Die andere Puppe besaß einen Filter, in dem dieses Gemisch aufgefangen wurde. Dort konnten die Forscher gleichzeitig messen, wie viele Grippeviren sich in der von der Puppe „eingeatmeten“ Luft befanden.
Die Messung wurde im Verlauf der ersten Stunde mehrfach wiederholt. Gleichzeitig analysierte das Forscherteam, wie viele Grippeviren sich noch im Luft-Wasser-Gemisch befanden. Dadurch konnten sie auch bestimmten, wie hoch die Ansteckungsgefahr der Erreger, also die so genannte Infektiosität, in der Luft noch war. Dabei experimentierten die Forscher, welchen Einfluss die relative Luftfeuchtigkeit auf die Zahl der Viren in der Luft hatten.
Bei der Auswertung stellten die Forscher fest, dass die relative Luftfeuchtigkeit ein entscheidender Faktor für die Übertragung der Viren darstellt. Zwar reduzierte sich die Zahl der Viren nicht signifikant, allerdings war die Infektiosität der Viren bei niedriger Luftfeuchtigkeit deutlich höher. Betrug die relative Luftfeuchtigkeit 23 Prozent oder weniger, waren noch fast drei Viertel der Viren ansteckend. Betrug die Luftfeuchtigkeit dagegen 43 Prozent, waren nur noch 14 Prozent der Viren infektiös.
Eine niedrige Luftfeuchtigkeit machte sich auch bei der Dauer der Ansteckungsgefahr bemerkbar. So waren bei einer Luftfeuchtigkeit von 45 Prozent nach einer Stunde keine infektiösen Viren mehr nachweisbar. Bei einer Luftfeuchtigkeit von 20 Prozent konnten infektiöse Viren auch noch nach 5 Stunden in der Luft nachgewiesen werden.
Um die Ansteckungsgefahr zu verringern, sollte man also vor allem in geschlossenen Räumen auf eine ausreichende Luftfeuchtigkeit achten. Gerade im Winter, wenn die Heizung die Luft austrocknet, wird das umso wichtiger. Ob man nun einen Raumbefeuchter verwendet oder einfach nur einen Topf Wasser auf die Heizung stellt, ist egal, solange die relative Luftfeuchtigkeit erhalten bleibt.
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