Organisationschaos und ein Startverzicht - Eric Frenzels Kolumne getty images

Organisationschaos und ein Startverzicht - Eric Frenzels Kolumne

  • Eric Frenzel

In seiner Kolumne zum Weltcup der nordischen Kombination schreibt Eric Frenzel regelmäßig über seine Erfahrungen und gewährt einen Blick hinter die Kulissen. Dieses Mal findet er deutliche Worte für den Veranstalter.

Das Wochenende in Frankreich stand mit Hinblick auf das Wetter unter keinem guten Stern, mussten wir in den französischen Alpen doch sehr mit den Ausläufern beider Sturmtiefs kämpfen, die ganz Westeuropa fest im Griff hatten. Der Wind war sehr böig und das Springen am Freitag und am Samstag nicht immer ganz leicht.

Von den Fans und Zuschauern an den Fernsehgeräten zu Hause wurde es entsprechend eingeordnet, dass am Sonntag das Springen für einen Einzelwettkampf nicht stattfinden konnte. Die Wahrheit liegt aber anders und ich denke, dass wir Athleten dies auch mal ruhig sagen dürfen.

 

Die schlechte Organisation der französischen Wettkampfleitung zog sich an diesem Wochenende durch wie ein roter Faden und verursachte damit eine Art Kettenreaktion, an deren Ende das ausgefallene Springen am Sonntag und mein Startverzicht stand. 

Was war passiert?

Am Freitag absolvierten wir unsere Trainings und den Pocket Jump (PCR), einen Trainingssprung, der gewertet wird, falls ein Springen am Wettkampftag nicht denkbar ist. Der Pocket Jump ist ein von allen Athleten respektiertes Instrument, das uns in der Vergangenheit schon oft geholfen hat, einen Wettkampf auch bei schlechten Wetterbedingungen stattfinden zu lassen, infolge derer ein Springen am Weltcuptag nicht stattfinden kann.

Das Dilemma nahm seinen Lauf an dem besagten Freitag mit den Pocket Jumps, die teilweise unter unfairen Bedingungen durchgeführt wurden, da die Veranstalter es nicht schafften, für alle Athleten gleiche Bedingungen hinsichtlich der Anlaufspur zu schaffen. Betroffen waren vor allem japanische und deutsche Athleten, bei denen die Spur nicht richtig freigemacht wurde von Neuschnee und dies zu verringerten Anlaufgeschwindigkeiten führte- auch ich war betroffen und der Pocket Jump misslang gründlich, was mir zu diesem Zeitpunkt noch kein Kopfzerbrechen verursachte.

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Am Sonntag, an dem auf dem Wettkampfkalender ein Team-Wettkampf stand, verdichteten sich dann die organisatorischen Mängel. Eigentlich hatten wir für ein Springen am Sonntag die besten Voraussetzungen des Wochenendes, wenn der Veranstalter zwei Stunden früher an der Schanze gewesen wäre, um sie von nächtlichem Schneefall zu befreien – dies war unverständlicher Weise unterblieben, was bei der FIS-Besichtigung um 8.00 Uhr in der Frühe dazu führte, das Springen für nicht durchführbar zu erklären . Dies hatte fatale Folgen für mich. Man entschied darauf, den Mannschaftswettkampf zu streichen und einen Einzelwettkampf stattfinden zu lassen, für den man ja kein Springen benötigte, weil nach dem Reglement auf den Pocket Jump zurückgegriffen werden konnte – in meinem Fall auf den Pocket Jump, den ich ebenso als Folge organisatorischer Mängel nicht unter ordentlichen Bedingungen durchführen konnte. Nach kurzer Beratung mit dem Trainerstab habe ich dann entschieden, nicht an den Start zu gehen, da die Rückstände zu groß und mit Hinblick auf die Nutzen-Einsatz-Relation ein Start unsinnig gewesen wäre.

Wir Kombinierer betreiben eine Outdoor-Sportart, in der nicht immer alles exakt justiert werden kann und das Wetter ist dabei eine wesentliche Komponente – aber diese Phrase taugt dann nicht als Argument, wenn es seitens der Organisation doch sehr leicht gewesen wäre, ordentliche Bedingungen für alle Starter zu schaffen – mit einer vernünftigen Anlaufspur beim Pocket Jump am Freitag und mit etwas früherem Aufstehen am Sonntag, um die Schanze von dem Neuschnee zu befreien.
In der Hoffnung darauf, dass sich solche Sachverhalte nicht wiederholen, schaue ich auf das nächste Weltcupwochenende.

Herzlichst
Eric

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