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Interview mit Laura Dahlmeier – Ihr Weg nach Sotschi
- Stefan Schnürle
Für viele überraschend, wurde Dahlmeier in der vergangenen Saison für die WM-Staffel in Nove Mesto nominiert. Dort beeindruckte sie mit einer fehlerfreien Vorstellung, die sie in den weiteren Weltcup-Rennen bestätigen konnte. Vor Kurzem wurde Dahlmeier deshalb sogar zur Juniorsportlerin des Jahres 2013 gewählt.
netzathleten.de: Laura, Du hast jetzt zum ersten Mal die Vorbereitung mit dem Weltcup-Team gemacht. Fühlst Du Dich nun endgültig bei den „Großen“ angekommen?
Laura Dahlmeier: Na ja. Es ist immer noch alles Neuland und ich war bis jetzt nur an sehr wenigen Weltcuporten. Aber ich bin gut in der A-Mannschaft aufgenommen worden. Sie ist jetzt natürlich nicht mehr so neu wie im letzten Jahr. Man kennt sich ein bisschen, das Team und die Trainer darum herum. Es ist aber immer noch spannend und es gibt Einiges zu entdecken. Ich freue mich auf die kommende Saison.
netzathleten.de: Wurde bei Dir in der Vorbereitung auf irgendetwas besonderen Wert gelegt?
Laura Dahlmeier: Ja, es gibt schon einige Baustellen. Beim Laufen gibt es zum Beispiel technisch noch ein paar Verbesserungsmöglichkeiten. Beim Schießen sind schnellere Zeiten ein Ziel, ohne dass ich dabei die Treffsicherheit verliere. Aber man darf nicht immer nur auf die Defizite schauen. Man muss auch die Sachen, in denen man schon gut ist, weiter trainieren, um sich dort vielleicht einen Vorteil zu verschaffen.
netzathleten.de: Die erste Saison war nur zum Reinschnuppern. Sind Deine Ansprüche nach den guten Leistungen in der letzten Saison nun gestiegen?
Laura Dahlmeier: Klar, ein bisschen wird sich das schon ändern. Am Anfang dachte ich erst einmal, in die Top 30 zu kommen, wäre gut. Dann waren aber direkt die guten Platzierungen da und ich merkte schnell, dass die Distanz zur Weltspitze gar nicht mehr so groß ist.
netzathleten.de: Die Olympischen Spiele sind das Highlight in dieser Saison. Hast Du Dir dafür ein bestimmtes Ziel gesetzt?
Laura Dahlmeier: Jetzt schauen wir erst einmal, dass ich mich überhaupt qualifiziere. Ein Schritt nach dem anderen. Ich freue mich auf die ersten Weltcups und es wäre schön, wenn es gut läuft und ich mich für Sotschi qualifiziere. Natürlich wäre es ein Traum dabei zu sein und einen Einsatz zu kriegen. Aber wenn nicht, ist das auch kein Problem. Ich bin noch jung und es gibt noch andere Olympische Spiele.
netzathleten.de: Was glaubst Du, wie Dir die Strecken in Sotschi liegen?
Laura Dahlmeier: Man muss sich auf jeden Fall darauf einstellen. Sie sind sehr fordern viel mit einem langen Anstieg und anspruchsvollen Abfahrten. Auf die Abfahrten freue ich mich. Da ich früher Ski alpin gefahren bin, taugt mir das schon. Wie es bergauf läuft muss man sehen. Wir haben natürlich versucht solche Anstiege im Training immer wieder einzubauen. Aber ich denke, die anderen Sportler aus den anderen Nationen werden es genauso gemacht haben. Im Großen und Ganzen erwarte ich keinen großen läuferischen Unterschied zu den Weltcups.
netzathleten.de: Die Strecke in Sotschi liegt immerhin auf 1430 Meter Höhe. Wie bereitet Ihr Euch darauf vor?
Laura Dahlmeier: Da bin ich auch gespannt, wie das wird. Ich denke, wir werden uns auch gezielt in der Höhe vorbereiten. Man muss am Anfang genau auf den Puls achten, damit man nicht gleich überpaced und sich ein bisschen an die Höhe gewöhnt. Nach ein paar Tagen ist der Unterschied aber nicht mehr so groß. Man regeneriert vielleicht ein bisschen langsamer, aber ansonsten ist es relativ ähnlich zu einem normalen Weltcup-Ort.
netzathleten.de: Du hast letzte Saison herausragende Schlussrunden gezeigt, während die ersten Runden oft eher bedächtig gewählt waren. Wolltest Du bei den ersten Rennen nicht Gefahr zu laufen zu überpacen oder ist das schon seit Jahren Deine bevorzugte Rennteilung?
Laura Dahlmeier: Das ist eher so eine Typsache. Ich versuche schon immer die erste Runde schneller anzugehen, bringe es aber irgendwie nicht so auf die Reihe. Ich bin eher für die schnelle Schlussrunde bekannt. Wenn ich weiß, es sind nur noch 2 km bis zum Ziel, kann ich noch einmal Kräfte freisetzen. Dadurch kommt immer die schnelle Schlussrunde zustande. Klar muss man versuchen, dass das nicht zu extrem wird und man das Rennen am Anfang nicht verschläft. Aber mal schauen, wie es in diesem Winter wird.
netzathleten.de: Gibt es ein läuferisches Vorbild, an dem Du Dich orientierst?
Laura Dahlmeier: Ein richtiges läuferisches Vorbild habe ich nicht, aber Martin Fourcade fasziniert mich. Wie der die Anstiege raufspringt, mit so einer Leichtigkeit und Lockerheit. Es wär ein Traum, wenn ich so irgendwann einmal laufen könnte. Mal schauen, ob er irgendwann Realität wird. Aber mehr als kurz Hallo gesagt haben wir bis jetzt nicht. Ich konnte ihn also noch nicht fragen, wie er das macht. (grinst)
netzathleten.de: Erst Magdalena Neuner, dann Miriam Gössner und jetzt Du. Der Garmischer Landkreis ist in den letzten Jahren zur Biathlon-Hochburg geworden. Hast Du eine Erklärung, woran das liegen könnte?
Laura Dahlmeier: Ich weiß nicht, vielleicht ist es die gute Luft. (lacht) Anscheinend müssen die Bedingungen hier gut sein. Vielleicht liegt es auch an unserem Heimtrainer Bernhard Kröll. Der hat es bis jetzt immer wieder geschafft Talente nach oben zu bringen. Es herrscht einfach ein gutes Klima. Man kann dort in Ruhe trainieren, auch wenn die Bedingungen nicht immer die Besten nicht. Wir trainieren viel auf dem Bundeswehrgelände, wo die Panzer auf und ab fahren. Das ist schon etwas anderes als in Ruhpolding. Dafür sind aber keine Zuschauer da und man kann sich gut auf das eigene Training konzentrieren. Vielleicht ist das ein Vorteil für uns.
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