„Laufen ist wie ein Kaffee-Klatsch“ - Frontrunner Fabian Borggrefe im Porträt
- Redaktion
Fabian Borggrefe gehört allerdings zum Typ Sportler, der definitiv in vielen Sportarten erfolgreich gewesen wäre. Früher spielte er mit seinen großen Brüdern Hockey in seiner Heimatstadt Bonn. Als er mit seinen Eltern nach England zog, war er gerade 15 Jahre alt.
„Hockey war in England nicht sehr populär, da wechselte ich zum Fußball.“ Als er dann 1992 mit seinen Brüdern die Olympischen Spiele verfolgte, sah er einige Hockeyspieler, die er noch gut von damals kannte. Geärgert hat ihn das allerdings nicht - im Mittelpunkt der Familie Borggrefe gab es nämlich eine Sache, die immer, aber auch wirklich immer vor dem Sport kam: Die Musik.
„Die Musik war auch der Grund warum wir alle mit Hockey aufhörten, uns fehlte zum einen die Zeit und zum anderen waren unsere Hände von den vielen Schlägen die man beim Hockey abbekommt immer geschwollen. Fürs Üben kontraproduktiv. “ Fabians Instrument ist das Fagott. Das Holzblasinstrument mit dem dünnen Mundstück, das immer so aussieht als würde sich eine kleine Schlange aus einem Bambusrohr räkeln. Es heißt, dass dieses Instrument aus dem Bedürfnis nach einem tiefen, aber auch beweglichen Blasinstrument entstand, um die Bassstimme im Chor zu begleiten.
Fabian spielt es seit seiner Kindheit. Nach seinem Schulabschluss in England entschied er sich für das Musikstudium in Hannover, wo er auch seine Frau Katja kennen lernte. Sie spielt Solohorn. „Und ist auch verdammt sportlich“, sagt Fabian. Nacheinander bekamen sie vier Kinder, zogen nach Halle und seitdem spielen beide in der Staatskapelle und haben sich beide auf die Sportart Laufen festgelegt. „Berufsmusiker ist der ideale Beruf für Kinder und Sport. Wir arbeiten meistens, wenn die Kinder im Bett sind.“ Katjas Marathonbestzeit steht bei 2:59 (!) Stunden.
„Laufen gehört zu unserem Tag wie essen und schlafen. Laufen ist für mich wie ein Kaffee-Klatsch mit Freunden. Einmal die Woche geht ich auch noch mit Falk kicken. Katja und ich stellen auch nie die Zeit des Anderen, die er fürs Training braucht, in Frage. Wir trainieren auch nicht gemeinsam, wir arbeiten ja schon zusammen“, erzählt Fabian. Seit diesem Jahr kann er in der M40 mitlaufen. „Komisch“, sagt er, „ich fühle mich noch gar nicht als Senior und habe gar keine Lust gegen die alten Säcke zu laufen, dabei bin ich selbst einer. Ich versuche noch so lange es geht mitzuhalten, aber ich muss schon zugeben, wenn mir ein junger wegläuft, dann tut mir das echt weh.“
Gerade hat er sich im Training ein wenig raus genommen. Er hatte etwas zu intensiv trainiert und war platt. „Ich nehme mir jedes Jahr ein Ziel vor. Dieses Jahr ist es der Berlin-Marathon. Ich will ihn unter Bestzeit laufen.“ Vergangenes Jahr hat er sich an die Gruppe von Irina Mikitenko gehängt. „Ich dachte ich könnte gut mithalten, aber dann war die ein oder andere Minute wohl doch zu schnell. Er kam bei 2:27 ins Ziel. „Dieses Jahr werde ich etwas konservativer angehen…“