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Deutschland schnellster Frontrunner: Egal wie gut ich bin, meine Familie steht an Nummer 1! Sven Weyer

Deutschland schnellster Frontrunner: Egal wie gut ich bin, meine Familie steht an Nummer 1!

  • Redaktion
Laufen heißt nicht immer nur Spaß, Entspannung, Dampf ablassen, einen Ausgleich zur Arbeit erwirken. Laufen kann auch manchmal etwas mit großen Entscheidungen des Lebens zu tun zu haben. Sven Weyer hat so eine Entscheidung getroffen. Er ist erst 25 Jahre alt und unfassbar talentiert. Er könnte, so glauben Menschen die das beurteilen können, auch Profiläufer sein. Sven Weyer trainiert mit Doppel-Olympiasieger Waldemar Cierpinski und hat zuletzt sogar dessen Sohn Falk, WM-Teilnehmer von 2009, abgehängt. „Er kam aus dem Trainingslager und war deshalb etwas platt“, erklärt Sven Weyer. Aber es beweist, Sven Weyer kann mithalten.

Von Tina Schlosser

Freiberg, ein kleiner Ort zwischen Chemnitz und Dresden. Eine niedliche Stimme fordert zum Spielen auf. Es ist Lilli, „zwei l, zwei i“, sagt Sven Weyer und fragt, ob Lilli nicht noch einen Turm bauen mag. „Den kannst Du danach wieder umstoßen.“ Das scheint der richtige Ansporn zu sein, Lilli stellt jegliche Forderungen ein und Sven Weyer erzählt mit ruhiger Stimme erst einmal, dass die Kita-Mitarbeiter heute streiken, Lilli deswegen nicht in der Betreuungseinrichtung ist, er aus diesem Grund nicht im Labor an seiner Doktorarbeit in Biologie weiter arbeitet und frei genommen hat, weil seine Frau auch arbeitet. Er erzählt es nicht genervt – es ist Teil seines Lebens. Sven Weyer hat sich für die Familie entschieden und für seine Arbeit als Biologe und gegen eine Profi-Laufkarriere.

Rückblick – als er noch in die Grundschule ging, zog seine Familie einen Ort weiter. „Ein kleines Kaff, ich hatte absolute Langeweile.“ Die Schule forderte ihn nicht so arg, er hatte Zeit. „Die habe ich allerdings am Computer verbracht. Einige Jahre, bis zur 9. Klasse in etwa.“ Dann war ihm auch das zu fad. „Ich wusste, ich will raus, Sport treiben, nicht mehr sitzen und auf den Bildschirm gucken.“ Geplant war der Eintritt in ein Basketball- oder Volleyballteam, aber wie es der Zufall wollte, schleppte ihn ein Freund zum Laufen.

„Vom ersten Schritt an, fiel mir Lauftraining leicht“, erinnert sich Sven. Sein Trainer meldete ihn schon fürs Wochenende zum ersten Wettkampf. „Ich begann mit 2mal Training die Woche, steigerte auf 3mal, 5mal, 7mal und mehr.“ Sven ist bescheiden, wenn er von seinen Leistungen erzählt. „Ich war recht gut“, ist der einzige Satz, den man ihm entlocken konnte. Als er also „recht gut war“ und bei Deutschen Meisterschaften vorne mithielt, verletzte er sich 2007 an der Achillessehne. Und mehr als ein Jahr lief er von da an seiner Form hinterher. Jetzt ist er wieder dran, 10 km läuft er in 29.40 Minuten. Es ginge mit Sicherheit noch schneller. Aber!

Vor vier Jahren lernte er Maxi kennen, seine Traumfrau, nach zweieinhalb Jahren erwarteten sie ihre erste Tochter, Lilli, in ein paar Wochen kommt ihre zweite Tochter auf die Welt. „Es ist genau das, die Familie, die oberste Priorität bei mir hat. Dann kommt der Beruf. Mit Laufen alleine kann ich niemanden ernähren. Ich kenne zu wenige Profis, die genug Geld mit ihren Sport verdienen.“ Dazu kommt seine Leidenschaft für Meisterschaften. Sven lacht: „Meine Frau kann es nie verstehen, warum ich nicht bei den Rennen starte, wo es Prämien gibt oder tolle Preise und immer nur bei denen, wo es am Ende außer einer Medaille nichts gibt. Aber sind genau diese Wettkämpfe, die mich reizen. Deutsche Meisterschaften und wenn es gut läuft, dann noch ein bisschen mehr.“

Und was, wenn es richtig gut läuft? In diesem Jahr hat er die   10.000 Meter auf der Bahn, die Straßen-DM, einen Marathon und die Cross-EM auf dem Zettel. „Dann verschieben sich meine Prioritäten dennoch nicht. Wenn ich in 20 Jahren zurück blicke, dann möchte ich auf meine Kinder zurück blicken.“

 

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