Japanisches Roulette Peplies Consult
Die Kolumne von Karl Geiger

Japanisches Roulette

  • Karl Geiger
„Nimm Du Nummer 1, ich nehme Nummer 12“ sage ich zu einem meiner Mannschaftskameraden. „Oh, Nummer 12 hatte ich mir auch vorgestellt, aber dann nehme ich Nummer 3 “ erwidert dieser. „Ganz klar, für mich Nummer 5“ bringt sich nun der Dritte ins Spiel.
Was sich wie eine vorgezogene Startnummernverteilung für die in Japan anstehenden Wettkämpfe anhört, ist eines unserer liebsten Spiele hier vor Ort im Kreise der Mannschaftskameraden; es findet jedoch nicht auf der Schanzenanlage oder auf einer „Medals Plaza“ statt, sondern immer in einem der unzähligen Kleinrestaurants in einer der noch mehr nicht zu zählenden kleinen Gassen in der Zwei-Millionen-Metropole Sapporo.

Ausgangssituation für das Spiel ist der immer wieder anzutreffende Umstand ,dass keiner von uns des Japanischen mächtig ist und dass viele Lokalitäten eine englische Speisekarte nicht vorhalten. Die ersten Versuche der Verständigung, durch die wir die jeweiligen Speisen erklärt haben wollten, waren oft nicht zielführend, so dass wir als nun einfach „Roulette“ spielen. Anstelle Chips auf die Zahlen des Spielplans zu setzen, setzen wir auf Nummern der Speisekarte, ohne zu wissen, was sich dahinter verbirgt. Die hohe Kunst des Spiels ist es natürlich, wenn alle verschiedene Nummern setzen und damit verschiedene Speisen bestellen- mit dem jeweiligen Überraschungseffekt.

Aber nicht immer lassen wir das Schicksal entscheiden. Das Team kennt auch andere Wege, sich mit den kulinarischen Besonderheiten Japans auseinanderzusetzen. Manchmal ist es auch der direkte Weg in eine Suppenküche, die meist nur drei oder vier verschiedene Suppen im Angebot hat und da einigen wir uns eigentlich immer sehr schnell auf die bekannte und sehr leckere Nudelsuppe.
Ich stehe am Fenster meines Zimmers im 10. Stock des Hotels „Royton“, das wir schon aus vergangenen Tagen gut kennen, und schaue auf die Lichter dieser pulsierenden Stadt Sapporo.

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Für mich ist es immer wieder ein Phänomen, wie freundlich und höflich sich die Menschen untereinander, aber auch gegenüber Ausländern benehmen, obwohl Bevölkerungsdichte und Verkehrsaufkommen allein schon solche Stressfaktoren sind, die einem doch schon mal das Lächeln aus dem Gesicht nehmen können. Nicht so bei den Japanern, die eine Kultur der Gelassenheit und Fröhlichkeit entwickelt haben, die besonders ist. Überall wird sich voreinander verbeugt, gelacht, gewunken und immer in einer sehr zurückgenommenen, fast stillen Art und Weise.

Ein wenig ausgelassener ging es an der Schanze zu, als das Auftaktspringen hier in Sapporo von Landsmann Kobayashi gewonnen werden konnte, der nach holprigen Saisonstart immer mehr in Tritt kommt und bei den Weltmeisterschaften als Mitstreiter um den Sieg gesehen werden kann.

Herzliche Grüße
Karl Geiger

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