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Jan Holpert über die Flensburger Nachwuchsarbeit im Handball
- Julia Nikoleit
Jan Holpert und die Flensburg Akademie: „Das Ziel? Alle zwei bis drei Jahre einen Spieler im SG-Bundesligakader“
Schleswig-Holstein ist Handballland. Flensburg – Heimat eines der besten Teams der Welt – ist Handballstadt. Und mitten drin steht seit kurzer Zeit: Die Flensburg Akademie. Sie ist Talentschmiede, Ausbildungs-, Trainings- und Begegnungsstätte, Ort für sportartübergreifenden Wissenstransfer, Akademie und Internat. Die Akademie ist jedoch nicht nur das neue Aushängeschild Norddeutschlands in punkto Nachwuchs- und Anschlussförderung. Sie ist auch Ausdruck des immer stärker werdenden Bewusstseins, dass die ganzheitliche Ausbildung junger Sportler mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. In Flensburg haben ‚Macher’ Lewe Volquardsen und sein Team verstanden, dass die Talentförderung einer besonders ausgefeilten Expertise, einer effizienten Struktur und des bestmöglichen Know-Hows bedarf. In der vielfältigen Sportschulen- und Internatsszene hierzulande hebt sich die Flensburg Akademie mit bisweilen neuen Ansätzen und Konzeptionen daher durchaus ab. Gewiss: Von ‚Philosophie’ ist im Sport oft die Rede. Beinahe inflationär häufig. Die nachhaltige Umsetzung letztlich ist es, an der sich Ausbildungshorte und Nachwuchsprogramme messen lassen müssen. Vor allem die handelnden Personen, die Verantwortlichen sind es, die das Flensburger Projekt mit Leben erfüllen und Erfolg versprechen. Einer von ihnen: Jan Holpert (47), Rekord-Bundesligaspieler und ehemaliger Weltklasse-Torhüter, hat in der Akademie eine neue, spannende Aufgabe gefunden. Der gebürtige Flensburger ist dabei ebenso ambitioniert und fokussiert wie in aktiven Zeiten. Im Interview erklärt er die Akademie, für die er vielfältig tätig ist. Eines seiner Ziele: Junge Kandidaten für die Bundesligamannschaft der SG formen. Regelmäßig!
Herr Holpert, Anfang September wurde die Flensburg-Akademie offiziell eröffnet. Wie fällt Ihr Fazit der ersten zwei Monate aus?
Wir können uns nicht beklagen. Seit wir auf dem Markt sind - wir sind eine GmbH und damit ein normales Wirtschaftsunternehmen -, läuft es von der Auslastung sehr gut. Wir hatten schon unheimlich viele Sportmannschaften aus Dänemark und Schweden da, haben unser erstes Handballcamp durchgeführt und auch das Internat ist voll belegt. Die Eröffnung selbst war ebenfalls eine gelungene Veranstaltung. Wir hatten unsere Tore für Politik, Wirtschaft und Sport geöffnet und alle waren sehr begeistert. Wir haben durchweg positives Feedback für das Engagement bekommen.
Die Flensburg Akademie ist enger Partner der SG Flensburg-Handewitt und betreibt unter anderem auch das Nachwuchsinternat - das, wie Sie eben erwähnten, ausgebucht ist. Sind Sie bisher damit zufrieden, wie auch dieses Projekt läuft?
Es geht stetig voran. Die Jungen haben einen eng gestrickten Zeitplan aus Schule, Hausaufgaben und Training, aber sie ziehen alle gut mit. Im Idealfall hat ein B-Jugendlicher vier Jahre Zeit, um sich bei uns eine Perspektive im Männerhandball zu schaffen. Wir wollen ihnen durch die langfris-tige Planung etwas Druck nehmen. Wir haben schließlich keine Glaskugel, um sagen zu können: Der und der spielt irgendwann in der 1. Bundesliga. Unsere Philosophie ist es daher, den Spielern eine extrem gute individuelle Ausbildung zu verschaffen. Welchen Weg jeder von ihnen dann einschlägt, werden wir sehen, wenn sie altersbedingt in den Männerbereich wechseln.
Sie haben selbst 14 Jahre für die SG gespielt und sind in Flensburg so etwas wie eine „lebende Legende“. Welche Aufgaben haben Sie nun in der Akademie?
Ich habe als Torhüter natürlich meinen Spezialbereich und bin für den kompletten Leistungsbereich zuständig. Dieser reicht von der C-Jugend bis zum Juniorteam, das ist eine große Aufgabe. Insgesamt betreue ich derzeit 15 Torhüter plus ein, zwei aus dem Umkreis, die nicht für die SG spielen. Es ist eine besondere Herausforderung, das jeder Torwart individuell die nötige Aufmerksamkeit bekommt, aber es macht mir natürlich großen Spaß. Abgesehen davon bin ich im Marketing der Akademie tätig, knüpfe Kontakte zur Wirtschaft und intensiviere die Kooperation mit unseren Partnern. Der Schwerpunkt liegt darauf, die Akademie auf solide Füße zu stellen.
Inwieweit ist die Akademie bereits in der Stadt Flensburg angekommen?
In den ersten Monaten hat man uns als reine Nachwuchsakademie der SG Flensburg-Handewitt gesehen. Das ist natürlich auch richtig, denn das sind wir - und darauf sind wir auch stolz! Das ist schließlich ein hochwertiges Prädikat. Auf der anderen Seite sind wir jedoch mehr als der Nachwuchsförderer eines Bundesligavereins. Die Akademie soll als eigenständige Marke wahrgenommen werden. Dieses Standing erarbeiten wir uns gerade Schritt für Schritt. Wir kriegen bereits jetzt sehr viele Anfragen aus der Wirtschaft für Seminare und von anderen Bildungsträgern für Blockunterricht. Das wollen wir jetzt noch weiter ausbauen und uns für verschiedenste Ausbildungsangebote zu einem guten Partner machen - auch im Sport.
Sprich: Wenn ein Verein aus Schleswig-Holstein einen Ort für das Trainingslager seiner Jugendmannschaft sucht und nicht zu weit reisen will, kann er bei Ihnen anfragen?
Natürlich - jederzeit gerne, denn genau das wollen wir. Aufgrund unserer Internatsspieler oder der engen Vernetzung mit den SG-Teams können wir bei Interesse auch Trainingsspiele oder gemeinsame Einheiten anbieten. Uns wäre dabei besonders wichtig, dass es zu einem Wissensaustausch kommt. Denn natürlich legen wir gerne unser Konzept dar, aber wir verschließen uns auch der anderen Seite nicht. Wir sind immer neugierig und bereit, von anderen zu lernen. Deshalb haben wir für das Trainerseminar Ende November auch einen Leichtathletiktrainer und einen Sportpsychologen eingeladen - wir wollen die Vielseitigkeit fördern; weg von einem festen Stil, hin zu kreativen Spielern. Wir bieten daher an der Akademie auch zusätzliches Training an, das Spieler besuchen können, ohne der SG angehören zu müssen.
In der Handballszene werden solche vereinsübergreifenden Projekte oft kritisch beäugt, die kleineren Vereine haben Angst vor der Abwerbung ihrer Talente. Wie gehen Sie mit diesen Sorgen um?
Um es ganz klar zu sagen: Die Akademie wird keine Talente aktiv abwerben! Die Ängste der Vereine können wir natürlich verstehen, daher müssen wir es schaffen, ihnen diese durch den Aufbau von Vertrauen zu nehmen. Wir wollen den Vereinen ihre Spieler nicht klauen, wir wollen mit den Vereinen kooperieren und sie mit unserem Know-how, das wir aus sportlicher Sicht einfach haben, unterstützen. Es gibt schließlich viele Vereine, die eine tolle Jugendarbeit machen; nicht nur die SG Flensburg-Handewitt. Die Angst sollte daher nicht die Kooperation mit der Akademie verhindern. Wenn jemand sich darüber Sorgen macht, soll er zu uns kommen und dann sprechen wir offen darüber.
Lassen Sie uns zum Abschluss auch ohne die eben erwähnte Glaskugel einen Blick in die Zukunft wagen: Was sind aus Ihrer Sicht die nächsten Schritte in der Entwicklung der Flensburg Akademie?
Rein sportlich gesehen, wollen wir die individuelle Ausbildung weiter vertiefen. Dafür kooperieren wir eng mit den Bundesligatrainern Ljubomir Vranjes und Maik Machulla, damit wir wissen, was verlangt wird. Was braucht ein junger Spieler für den Sprung in die Bundesliga? Über das neue Konzept wollen wir unsere Trainingsinhalte weiter verfeinern, damit wir alle zwei bis drei Jahren jemanden rausbringen, der in der SG Flensburg-Handewitt Bundesligaluft schnuppern kann. Das muss unser Ziel als Nachwuchspartner der SG sein. Wir wollen ja den Leistungssport fördern, dafür sind wir angetreten und haben diese Infrastruktur aufgebaut.
Und wie soll sich die Entwicklung abseits des sportlichen Bereichs gestalten?
Wir wollen die Flensburg Akademie, die für Ausbildung und Innovation steht, noch stärker bekannt machen und als Partner für Vereine und Unternehmen etablieren. Natürlich suchen wir auch noch Kooperationspartner, die uns und unsere Nachwuchsarbeit unterstützen, auch finanziell. Unsere Vorstellung ist es, von der Wirtschaft zu lernen, während die Wirtschaft bei uns vom Sport lernen kann. Diese Vernetzung auszubauen, ist das große Ziel.
Weitere Informationen über die Akademie und ihre Angebote findet Ihr unter: http://www.flensburg-akademie.de
Herr Holpert, Anfang September wurde die Flensburg-Akademie offiziell eröffnet. Wie fällt Ihr Fazit der ersten zwei Monate aus?
Wir können uns nicht beklagen. Seit wir auf dem Markt sind - wir sind eine GmbH und damit ein normales Wirtschaftsunternehmen -, läuft es von der Auslastung sehr gut. Wir hatten schon unheimlich viele Sportmannschaften aus Dänemark und Schweden da, haben unser erstes Handballcamp durchgeführt und auch das Internat ist voll belegt. Die Eröffnung selbst war ebenfalls eine gelungene Veranstaltung. Wir hatten unsere Tore für Politik, Wirtschaft und Sport geöffnet und alle waren sehr begeistert. Wir haben durchweg positives Feedback für das Engagement bekommen.
Die Flensburg Akademie ist enger Partner der SG Flensburg-Handewitt und betreibt unter anderem auch das Nachwuchsinternat - das, wie Sie eben erwähnten, ausgebucht ist. Sind Sie bisher damit zufrieden, wie auch dieses Projekt läuft?
Es geht stetig voran. Die Jungen haben einen eng gestrickten Zeitplan aus Schule, Hausaufgaben und Training, aber sie ziehen alle gut mit. Im Idealfall hat ein B-Jugendlicher vier Jahre Zeit, um sich bei uns eine Perspektive im Männerhandball zu schaffen. Wir wollen ihnen durch die langfris-tige Planung etwas Druck nehmen. Wir haben schließlich keine Glaskugel, um sagen zu können: Der und der spielt irgendwann in der 1. Bundesliga. Unsere Philosophie ist es daher, den Spielern eine extrem gute individuelle Ausbildung zu verschaffen. Welchen Weg jeder von ihnen dann einschlägt, werden wir sehen, wenn sie altersbedingt in den Männerbereich wechseln.
Sie haben selbst 14 Jahre für die SG gespielt und sind in Flensburg so etwas wie eine „lebende Legende“. Welche Aufgaben haben Sie nun in der Akademie?
Ich habe als Torhüter natürlich meinen Spezialbereich und bin für den kompletten Leistungsbereich zuständig. Dieser reicht von der C-Jugend bis zum Juniorteam, das ist eine große Aufgabe. Insgesamt betreue ich derzeit 15 Torhüter plus ein, zwei aus dem Umkreis, die nicht für die SG spielen. Es ist eine besondere Herausforderung, das jeder Torwart individuell die nötige Aufmerksamkeit bekommt, aber es macht mir natürlich großen Spaß. Abgesehen davon bin ich im Marketing der Akademie tätig, knüpfe Kontakte zur Wirtschaft und intensiviere die Kooperation mit unseren Partnern. Der Schwerpunkt liegt darauf, die Akademie auf solide Füße zu stellen.
Inwieweit ist die Akademie bereits in der Stadt Flensburg angekommen?
In den ersten Monaten hat man uns als reine Nachwuchsakademie der SG Flensburg-Handewitt gesehen. Das ist natürlich auch richtig, denn das sind wir - und darauf sind wir auch stolz! Das ist schließlich ein hochwertiges Prädikat. Auf der anderen Seite sind wir jedoch mehr als der Nachwuchsförderer eines Bundesligavereins. Die Akademie soll als eigenständige Marke wahrgenommen werden. Dieses Standing erarbeiten wir uns gerade Schritt für Schritt. Wir kriegen bereits jetzt sehr viele Anfragen aus der Wirtschaft für Seminare und von anderen Bildungsträgern für Blockunterricht. Das wollen wir jetzt noch weiter ausbauen und uns für verschiedenste Ausbildungsangebote zu einem guten Partner machen - auch im Sport.
Sprich: Wenn ein Verein aus Schleswig-Holstein einen Ort für das Trainingslager seiner Jugendmannschaft sucht und nicht zu weit reisen will, kann er bei Ihnen anfragen?
Natürlich - jederzeit gerne, denn genau das wollen wir. Aufgrund unserer Internatsspieler oder der engen Vernetzung mit den SG-Teams können wir bei Interesse auch Trainingsspiele oder gemeinsame Einheiten anbieten. Uns wäre dabei besonders wichtig, dass es zu einem Wissensaustausch kommt. Denn natürlich legen wir gerne unser Konzept dar, aber wir verschließen uns auch der anderen Seite nicht. Wir sind immer neugierig und bereit, von anderen zu lernen. Deshalb haben wir für das Trainerseminar Ende November auch einen Leichtathletiktrainer und einen Sportpsychologen eingeladen - wir wollen die Vielseitigkeit fördern; weg von einem festen Stil, hin zu kreativen Spielern. Wir bieten daher an der Akademie auch zusätzliches Training an, das Spieler besuchen können, ohne der SG angehören zu müssen.
In der Handballszene werden solche vereinsübergreifenden Projekte oft kritisch beäugt, die kleineren Vereine haben Angst vor der Abwerbung ihrer Talente. Wie gehen Sie mit diesen Sorgen um?
Um es ganz klar zu sagen: Die Akademie wird keine Talente aktiv abwerben! Die Ängste der Vereine können wir natürlich verstehen, daher müssen wir es schaffen, ihnen diese durch den Aufbau von Vertrauen zu nehmen. Wir wollen den Vereinen ihre Spieler nicht klauen, wir wollen mit den Vereinen kooperieren und sie mit unserem Know-how, das wir aus sportlicher Sicht einfach haben, unterstützen. Es gibt schließlich viele Vereine, die eine tolle Jugendarbeit machen; nicht nur die SG Flensburg-Handewitt. Die Angst sollte daher nicht die Kooperation mit der Akademie verhindern. Wenn jemand sich darüber Sorgen macht, soll er zu uns kommen und dann sprechen wir offen darüber.
Lassen Sie uns zum Abschluss auch ohne die eben erwähnte Glaskugel einen Blick in die Zukunft wagen: Was sind aus Ihrer Sicht die nächsten Schritte in der Entwicklung der Flensburg Akademie?
Rein sportlich gesehen, wollen wir die individuelle Ausbildung weiter vertiefen. Dafür kooperieren wir eng mit den Bundesligatrainern Ljubomir Vranjes und Maik Machulla, damit wir wissen, was verlangt wird. Was braucht ein junger Spieler für den Sprung in die Bundesliga? Über das neue Konzept wollen wir unsere Trainingsinhalte weiter verfeinern, damit wir alle zwei bis drei Jahren jemanden rausbringen, der in der SG Flensburg-Handewitt Bundesligaluft schnuppern kann. Das muss unser Ziel als Nachwuchspartner der SG sein. Wir wollen ja den Leistungssport fördern, dafür sind wir angetreten und haben diese Infrastruktur aufgebaut.
Und wie soll sich die Entwicklung abseits des sportlichen Bereichs gestalten?
Wir wollen die Flensburg Akademie, die für Ausbildung und Innovation steht, noch stärker bekannt machen und als Partner für Vereine und Unternehmen etablieren. Natürlich suchen wir auch noch Kooperationspartner, die uns und unsere Nachwuchsarbeit unterstützen, auch finanziell. Unsere Vorstellung ist es, von der Wirtschaft zu lernen, während die Wirtschaft bei uns vom Sport lernen kann. Diese Vernetzung auszubauen, ist das große Ziel.
Weitere Informationen über die Akademie und ihre Angebote findet Ihr unter: http://www.flensburg-akademie.de