Produkttest: Alles Formsache Christian Riedel

Produkttest: Alles Formsache

  • Redaktion
Was taugen Fitnessprodukte aus der Werbung? Diesmal hat Diplom-Sportwissenschaftler Jörg Birkel den Perfect Form getestet. Ist das ein neuer Fitness-Trend oder doch nur ein Marketing-Gag?

Keine Lust auf Muckibude? Kein Problem, es gibt ja auch günstige Fitnessgeräte für zu Hause. Mit einer dieser günstigen Wunderwaffen kann man sogar den ganzen Oberkörper trainieren. Ja, den ganzen. Und das mit nur einem Gerät! Zumindest verspricht das die Werbung für den Oberkörpertrainer „Perfect Form“.

Insgesamt sechs Übungen kann man mit dem Fitnesstrainer machen. Bei täglicher Anwendung soll das ausreichen, um die Muskeln in Form zu bringen. Klingt doch gut. Und der Preis ist noch besser: 9,99 Euro kostet der Perfect Form. Bei dem Preis konnte auch die ziemlich verdreckte Verpackung meine Euphorie nicht bremsen. Über die zerknüllte Rechnung habe ich ebenfalls gutmütig hinweggesehen. Aber die Ernüchterung folgte dann beim Auspacken.

Antiquierte Trainingsanweisungen


Kein Scherz, das ausführliche Basis Workout befindet sich auf einer beigelegten VHS-Kassette. Dummerweise habe ich meinen Videorekorder bereits Mitte der Neunziger entsorgt. So langsam kommt mir der Verdacht, dass ich mir einen Ladenhüter gekauft habe. Kein Grund, alles gleich negativ zu sehen. Schließlich reichen laut Hersteller weniger als 10 Minuten Training pro Tag, um tolle Brust- Arm- und Rückenmuskeln zu bekommen.

Dann kann ich mir das teure Fitnessstudio ja sparen. Gesagt, getan: Kurz an ein paar Schrauben gedreht und das vormontierte Gerät ist einsatzbereit. Zumindest für die erste Übung. Bei jeder weiteren Übung muss ich immer erst Hand anlegen und an den Schrauben drehen. Aber Gewichte umstecken muss ich im Studio ebenfalls. Und ehrlich gesagt, wäre mir das sogar lieber. Denn der Widerstand ist viel zu leicht für einen Trainingseffekt, selbst mit der schwersten Einstellung.

Heimwerker statt Fitness-Training


Die anderen Übungen hauen leider auch nicht mehr rein. Das Training mit dem Perfect Form strengt kein bisschen an. Und das ständige Schrauben verstellen nervt. So wird das nichts mit der Traumfigur.

Zum Glück gehört auch ein ausführlicher Ernährungsplan zum Lieferumfang. Schließlich macht die Ernährung über 50 Prozent des Erfolges aus. Aber auch hier komme ich mir irgendwie in der Zeit zurück versetzt vor. Die Empfehlungen sind ernährungswissenschaftlich nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Forschung. Selbst die abgedruckte Nahrungspyramide ist überholt. Das bestätigt meinen Verdacht: die Wundertüte gibt es wohl schon etwas länger.

Fazit: Klarer Fall von Staubfänger. Für 10 Euro plus Versandkosten gehe ich lieber einen Salat essen. Damit hab ich wirklich was für meine Gesundheit getan.

Jörg Birkel

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