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Barfußlaufen – Fluch oder Segen?
Nach wie vor ist Barfußlaufen ein angesagtes Thema. Schuhe tragen wir die ganze Zeit. Diese bringen ein grundlegendes Problem mit sich: sie nehmen dem Fuß den Spielraum und führen seine Bewegungen. Beim Barfußlaufen kann dies umgangen werden. Heißt es also: back to the roots?
Fuß – Anatomie
Warum sind unsere Füße und ihre Funktion eigentlich derart wichtig? Ein Blick in die Anatomie hält die Antwort bereit. Ein Fuß besteht aus insgesamt 26 Knochen, die über 33 Gelenke miteinander verbunden sind. 66 Gelenke sind etwa ein Viertel aller Gelenke des Körpers. Gestützt und verbunden wird das ganze Konstrukt von etwa 100 Bändern und Sehnen, zudem durch Bindegewebe (Faszien). Die Füße sind derart flexibel, dass sie sich problemlos jedem Untergrund anpassen können. Jede der genannten Strukturen, inklusive der Haut, ist mit unzähligen Rezeptoren ausgestattet, die Information an unser Hirn weiterleiten. Informationen zu Temperatur, Untergrundbeschaffenheit, Druck, Dehnungszustand der Muskulatur und Sehnen. Sensomotorik ist das Stichwort. Auch über die Positionierung unseres Körpers im Raum informieren uns unsere Füße. Sie sind schließlich der einzige direkte Berührungskontakt mit unserer Umwelt.Sieht man sich also allein die anatomischen Gegebenheiten an, wird deutlich, was der Fuß kann und wie ausgeklügelt und vielfältig seine Funktion ist. Zieht man nun einen Schuh an, wird der Fuß eben dieser Vielseitigkeit und seiner natürlichen Funktion beraubt. Überspitzt gesagt: man sperrt ihn ein. Und das hat Folgen. Je weniger Freiraum die Gelenke und Strukturen im Fuß haben, desto mehr verkümmern sie, desto schlechter wird die neuronale Datenübertragung an das Gehirn, desto mehr wird also die Sensomotorik eingeschränkt. Bewegungen werden nicht mehr natürlich ausgeführt, sondern durch das System des Schuhs geführt, entsprechend manifestieren sich diese neuen Bewegungen als „normal“.
Barfuß und mit Schuh – unterschiedliche Laufstile
Barfußlaufen und das Laufen in Schuhen unterscheiden sich aber nicht nur in Puncto Wahrnehmung. Auch der Laufstil ist unterschiedlich. Beim Laufen mit Schuhen wird die Ferse zuerst aufgesetzt. Beim Barfußlaufen hingegen, haben erst Vorfuß und Mittelfuß Bodenkontakt. Studien haben gezeigt, dass es beim Barfußlaufen zu einer geringeren Dorsalflexion des Fußes beim ersten Bodenkontakt kommt, das Knie in der mittleren Standphase weniger gebeugt wird sowie weniger Gelenkarbeit im Knie und mehr Gelenkarbeit am Knöchel verrichtet wird. Dadurch erreicht man eine bessere Kraftverteilung, das Laufen wird effektiver und ergonomischer. Auftretende Stöße können durch die natürlichen Strukturen erheblich besser absorbiert werden als beim Laufen mit Schuhen.Wer einen guten Anschauungsunterricht haben möchte, wie man natürlich läuft, der sollte Kleinkindern beim Barfußlaufen zugucken. Sie haben noch keine geführten Bewegungen gelernt, sie bewegen sich natürlich. Und da wir alle einmal Kinder waren, haben wir alle ebenfalls das ursprüngliche Laufen gelernt.