Männersache – Hodentorsion beim Sport
- Christian Riedel
Ein Schuss mit einem Ball in den Unterleib, langes Radfahren oder auch eine ungeschickte Bewegung beim Laufen kann dazu führen, dass sich der Hoden verdreht. Das ist nicht nur enorm schmerzhaft, sondern auch gefährlich. Denn wenn diese Verdrehung nicht innerhalb weniger Stunden behoben wird, kann der Betroffene sogar seinen Hoden verlieren. Bei der Hodentorsion verdrehen sich die zum Hoden führenden Strukturen, also Samenleiter, Muskelfasern, Nerven, Blut- und Lymphgefäße. Wenn das passiert, wird der Hoden nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt und kann bereits nach wenigen Stunden absterben. Dann bleibt den Medizinern nichts übrig, als den betroffenen Hoden zu entfernen. Und das will nun wirklich keiner.
Das einzig Positive an der Hodentorsion, wenn man dabei von positiv sprechen kann, ist, dass man direkt merkt, wenn es passiert. Denn die Schmerzen treten plötzlich auf und sind extrem stark. Zwar gab es auch Fälle, in denen Sportler, bei denen sich der Hoden während eines Wettkampfs verdreht hat, sich trotzdem noch ins Ziel gequält haben, trotzdem weiß man direkt, dass etwas nicht stimmt und wird auch ohne entsprechende Ratschläge direkt ins Krankenhaus gehen. Natürlich müssen Schmerzen im Genitalbereich nicht immer auf eine Hodentorsion zurück gehen. Aber zum Arzt solltest Du trotzdem gehen, so schnell es geht. Sicher ist sicher.
Rund sechs Stunden dauert es, bis man ins Krankenhaus gehen sollte. Nach dieser Frist steigt die Gefahr, dass das Organ irreparabel geschädigt wird. Die Auswirkungen wären fatal. Schließlich werden im Hoden nicht nur Samenzellen, sondern auch Hormone gebildet. Fällt ein Hoden aus, kann der Körper die fehlenden Hormone nur schwer kompensieren.
So passiert´s
Besonders häufig tritt die Hodentorsion im ersten Lebensjahr und später in der Pubertät auf. Aber im Grunde genommen ist man niemals sicher. Beim Gehen, beim Treppensteigen, beim Aufstehen, beim Sport und sogar im Schlaf kann es zu der schmerzhaften Verdrehung kommen. Die Ursache ist oft unklar. Eine ungeschickte Bewegung oder ein manueller Einfluss von außen sind dabei die häufigsten Auslöser. Genau geklärt, bei wem und warum sich der Hoden verdreht, ist es noch nicht.
Behandlung
Den Betroffenen kann es auch egal sein. Die Schmerzen sind in jedem Fall so groß, dass bereits die Untersuchung oft unerträglich ist. Daher wird bei einer Hodentorsion und beim Verdacht darauf eigentlich auch immer operiert. Schließlich ist die Gefahr zu groß, dass der Hoden abstirbt. Einen Hinweis auf die Verdrehung ist ein Hodenhochstand. Durch die Verdrehung wird der Hoden nach oben gezogen. Man kennt das vielleicht aus seiner Kindheit, wenn man eine Schaukel gedreht hat. Ähnlich ist es beim Hoden, wenn sich die zuleitenden Stränge verdrehen. Zu erkennen ist es für den Arzt aber schwierig. Selbst bei einer Dopplersonografie kann die Torsion nicht immer genau erkannt wird. Daher wird beim Verdacht in der Regel sofort operiert. Dabei wird der Hodensack aufgeschnitten und der Hoden wieder zurück gedreht. Hat er bereits seine Farbe geändert, muss er entfernt werden. Bekommt er seine natürliche Farbe zurück, hat man Glück gehabt. Damit sich die Torsion nicht wiederholt, wird der betroffene Hoden dann befestigt. Da bei den Betroffenen die Gefahr besteht, dass sich auch der andere Hoden verdreht, wird man vor der OP gefragt, ob man das Prozedere auf beiden Seiten machen möchte. Da die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass sich die Torsion auf der anderen Seite wiederholt, sollte man es sich gut überlegen, ob man den zugegeben unangenehmen Eingriff direkt auf beiden Seiten machen möchte.
Schmerzen im Genitalbereich müssen nicht immer die Folgen einer Hodentorsion sein. Auch eine so genannte Hydatidentorsion oder eine Nebenhodenentzündung können extrem schmerzhaft sein, sind aber vergleichsweise ungefährlich. Auch ein Treffer in die „Familienjuwelen“ ist schmerzhaft, in der Regel aber harmlos. Darauf sollte man aber nicht hoffen und lieber doch ins Krankenhaus gehen, wenn die Schmerzen länger anhalten.