Rückenbeschwerden mit der Faszienrolle behandeln thinkstockphotos.com
Faszi(e)nierendes Rückentraining

Rückenbeschwerden mit der Faszienrolle behandeln

  • Redaktion
Ob bei der Physiotherapie, im Fitnessstudio oder zu Hause, Faszienrollen tauchen auf einmal überall auf. Doch wie funktionieren die neuen Trainingsgeräte und helfen sie wirklich Rückenschmerzen zu lindern? Dr. Reinhard Schneiderhan, Orthopäde aus München und Präsident der Deutschen Wirbelsäulenliga, kennt die Antworten und erklärt, wie Faszien die Muskulatur beeinflussen und Betroffene richtig trainieren.

Stabilisierendes Netzwerk

Bei Faszien handelt es sich um netzartige Strukturen aus Bindegewebe, die alle Organe und Muskeln umhüllen und ihnen Form und Flexibilität verleihen. Bestehend aus Kollagenfasern, Elastin und Wasser, stabilisiert die weiße, fast durchsichtige Schicht den gesamten Körper. „Normalerweise gleiten die Faszien bei regelmäßiger Bewegung an anderen Gewebestrukturen mühelos vorbei. Durch Mangel an körperlicher Aktivität, beispielsweise durch langes Sitzen im Büro, aber auch durch Alterungsprozesse verliert das Netzwerk allerdings an Elastizität. Infolgedessen verkleben einzelne Fasern mit der darunterliegenden Muskulatur oder benachbarten Faszienhüllen und lösen schmerzhafte Verhärtungen aus“, erklärt Dr. Schneiderhan. Im Extremfall können Verklebungen nur noch durch einen operativen Eingriff gelöst werden. Jedoch wirkt ein aktiver Lebensstil diesem Prozess entgegen.

Gewebesystem in Schwung

Ausreichend sportliche Betätigung, etwa zwei- bis dreimal pro Woche, fördert die Elastizität der Hüllschicht und beugt Verletzungen sowie Verspannungen vor. Allerdings erreichen herkömmliche Trainingsmethoden tiefliegende Strukturen oftmals nicht. Durch spezielle Faszienrollen lassen diese sich gezielt ansprechen. Solch einfache Übungsgeräte für zu Hause üben mithilfe des Eigengewichts des Anwenders Druck auf die betroffene Stelle aus. Regelmäßig angewendet verhindert gezieltes Training Verklebungen, stellt die Elastizität der Faszien wieder her und verbessert die Bindegewebsstruktur. Jedoch erfordert das Training ein wenig Geduld, denn erst nach einem halben Jahr lassen sich dauerhafte Effekte feststellen. Dr. Schneiderhan kennt weitere Vorteile: „Diese Art der Selbstmassage unterstüzt nicht nur die Durchblutung, sondern stärkt auch die Körpermitte, was sich positiv auf die Haltung auswirkt.“ Doch nicht nur das Training mit der Fitnessrolle belebt das Bindegewebe. Wer sich generell viel bewegt und zum Beispiel durch joggen oder schwimmen den gesamten Körper stimuliert, beugt der Entstehung von Verklebungen vor.

Einfache Rückenübung zum Nachmachen

Um schmerzhafte Verspannungen im Bereich der Lendenwirbelsäule zu lösen, die Faszienrolle zwischen dem unteren Rücken und einer Wand positionieren. Dann mithilfe von Kniebeugen das Trainingsgerät an der Wirbelsäule langsam auf und ab rollen. An schmerzhaften Stellen kurzzeitig verweilen und den Druck erhöhen, um in tieferliegende Schichten vorzudringen. Diese Bewegung etwa eine Minute lang mehrmals ausführen. Um langfristig Ergebnisse zu erzielen, die Rolle am besten täglich anwenden. Bei Beschwerden mit der Brustwirbelsäule die Übung wie oben beschrieben ausführen, die Faszienrolle dabei allerdings entsprechend höher positionieren.

Weitere Informationen zu Dr. Reinhard Schneiderhan unter www.orthopaede.com

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