Sicher in den Powder: Skitourentage im Lechtal Monika Neiheisser
Lechtaler Skitourentage vom 22. bis 26. Januar 2025

Sicher in den Powder: Skitourentage im Lechtal

  • Monika Neiheisser
Skitouren abseits trubeliger Pisten haben ihren ganz besonderen Reiz, doch sie erfordern ein hohes Maß an Kenntnissen, eigenverantwortliches Handeln und sicheres Skifahren. Bei den Lechtaler Skitourentagen vom 22. bis 26. Januar 2025 bekommen Neulinge und Fortgeschrittene das nötige Know-How vermittelt.
Die Gedanken am Veranstaltungsende, lesen sich folgendermaßen im Notizbuch: „Ich sprühe vor Energie, umarme das Leben, schreibe die vergangenen Tage auf das Sonnenseiten-Konto im Leben“.  Vergessen sind die kalten Hände und Füße, die feucht von Schnee und Regen sind, bei der Übung zur Lawinenverschüttetensuche am ersten Veranstaltungstag.

Ein wichtiger Programmpunkt bei den Lechtaler Skitourentagen, die diesen Winter wieder vom 22. bis 26. Januar stattfinden. Denn Martin Fiala, der ehemalige Skirennläufer und Ski-Crossfahrer, der die Veranstaltung 2022 ins Leben gerufen hat, liegt es am Herzen, Teilnehmern das nötige Wissen an die Hand zu geben, um eigenverantwortlich auf Tour gehen zu können. Er definiert das so: „Das Skitourengehen ist eines der höchsten Güter. Wo sonst hat man die Gelegenheit sein Leben so eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen und ist in Kontakt mit der allgegenwärtigen Gefahr.“

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So gehören Sicherheitsthemen genauso zum Programm wie Technik-Training, aber auch Skitouren in die herrlich wilden Lechtaler und Allgäuer Alpen kommen nicht zu kurz. Damit jeder optimal profitiert, werden die Teilnehmenden in unterschiedliche Gruppen eingeteilt. Das Tiroler Lechtal mit seinen zahlreichen Seitentälern ist prädestiniert für Skitouren in einsamer Bergwelt fernab vom klassischen Skitourismus. Die bekannten Skiorte Lech und Zürs am Arlberg befinden sich lediglich im oberen Lechtal, während der restliche Teil touristisch nur wenig erschlossen ist.

So unterbrechen einzig die Piepstöne der LVS-Geräte (Lawinenverschüttetensuchgeräte), mit denen die Teilnehmer einen simulierten Verschütteten orten, die Stille. Schweißtreibend sind die schnellen Schaufelhiebe mit dem schweren nassen Schnee kurz nach der Ortung. Am Ende der Übung erfolgt die Besprechung: Was ist gut gelaufen? Wo muss der Ablauf verbessert werden? Nach 15 Minuten in der Lawine sinkt die Überlebenschance des Verschütteten erheblich. Da muss jeder Handgriff der Retter sitzen. Ob Anfänger oder erfahrender Tourengeher: Von dieser Übung profitieren alle gleichermaßen.

Sicherheitsthemen werden großs geschrieben

Auch Themen wie Tourenplanung und Lawinenprävention werden mit viel Interesse am Abend im Gemeindesaal von Elbigenalp von den Schneehungrigen verfolgt. Die Movie Night infiziert alle, die den Skitourenvirus noch nicht in sich haben. Gezeigt wird unter anderem wie die zweifache Freeride-Weltmeisterin Nadine Wallner im Film „Infinita Patagonia“ über Klippen springt und spektakuläre Steilhänge am Fitz Roy hinab staubt. Sie ist diejenige, die am nächsten Tag in die Runde fragt: „Wer hat den Lawinenlagebericht heute Morgen gelesen?“. Drei Teilnehmerinnen heben die Hand. Nach kurzer Besprechung der aktuellen Schneelage startet die sechsköpfige Gruppe zwischen 27 und 57 Jahren zum Aufstieg auf das 2109 Meter hohe Galtjoch. Das klingt nicht ganz so abenteuerlich wie Fitz Roy, ist aber für weniger Erfahrende im Gelände sehr wohl eine Herausforderung.

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Bis zum Gipfel müssen 1.000 Höhenmeter aufgestiegen werde. Nach dem ersten Teil durch geschützten Wald, öffnet sich das Gelände, der Blick schweift in die Ferne hin zu wolkenverhangenen Bergen und erst im Gipfelbereich pfeift der Wind. Dort muss das Equipment vor dem Wegfliegen festgehalten werden, schräg fliegende Schneeflocken beißen im Gesicht. Schnell die Felle von den Skiern gezogen, in den Energieriegel gebissen und schon ruft Nadine zur Abfahrt. In engen Schwüngen folgt die Gruppe ihrer Spur am Kamm, bis die Abfahrt durch den Wald wieder lieblicher wird. Bei der Einkehr in der Ehenpichler Alm strahlen die Augen von Teilnehmerin Tanja vor Begeisterung: „Ich liebe dieses wilde Wetter, wenn man die Natur so hautnah spürt“. Während sie mit rotglühenden Backen ihre Knödelsuppe löffelt. Vor der Weiterfahrt stoßen alle mit einem Hüttenschnaps auf die abenteuerliche Tour an.

Mehr Gelegenheit zum Feiern verspricht die Hüttengaudi in der Kasermandl Alm am Abend.

Beim Skitechnik-Training am nächsten Tag wird an Feinheiten zur besseren Abfahrt geschliffen. „Investiert in Technik-Training, damit ihr im Gelände besser und somit sicherer abfahrt“ ist Nadines Devise.

Die Skitechnik muss in unterschiedlichem Gelände passen

Wie wichtig das ist, zeigt die Skitour am letzten Tag. Bei strahlend blauem Himmel bricht die Gruppe zur 2393 Meter hohen Rothornspitze in der Hornbachkette auf. Von der Bergstation der Jöchelspitzbahn steigen die Skitourengeher in luftigen Funktionsshirts bei milden Temperaturen auf. Die Schweißperlen werden vom Stirnband aufgesaugt. Nach etwa zwei Stunden Aufstieg versammeln sich die alle fröhlich am Gipfelkreuz. Der eindrucksvolle Blick ins Lechtal, das von den steilen Lechtaler und Allgäuer Alpen begrenzt ist brennt sich tief ins Gedächtnis und wird mit den Handies festgehalten. Bei solch einem imposanten, und zudem windstillen, warmen Gipfelerlebnis verweilen alle gerne. Doch der Pulverschnee lockt, durch den die Skifahrer mit rhythmischen Schwüngen die Rothornspitze herunterstauben. Erst in niederen Lagen wird der Schnee schwerer und die letzten Meter ins Tal können auf der Skipiste abgefahren werden. Nadine freut sich über das Lob der Teilnehmenden für die optimale Tourenführung, die trotz milder Temperaturen mit erhöhter Lawinengefahr so eine grandiose Tour ermöglich hat.    

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Im Nu sind die Tage verflogen, in denen jeder seinen eigenen Lernprozess hatte. Barbara summt von nun an ihr Lieblingslied, wenn sie Angst bei der Abfahrt verspürt. Sie hat durch die Unterstützung von Nadine und Annika, ihrem Co-Guide, wieder Vertrauen ins Skifahren bekommen, nach ihrem Bänderriss am Knie. Tanja hat sich den Satz von Nadine „Haxen zammen“, eingeprägt und meistert so die Abfahrten mit besserer Spurführung und Sabrina ist froh, ihre eigenen Touren zukünftig mit tieferen Kenntnissen planen zu können, und freut sich über ihre neuen Kenntnisse im Kantenschleifen. Das Ski-Equiment, das namhafte Hersteller zum Test zur Verfügung gestellt haben, war ein Highlight für alle. Erst nach dem zweiten Cappuccino in der italienischen Eisdiele „La Terraza“ im sonnigen Tal trennt sich die lachende Gruppe, um ihre weiten Heimfahrten in alle Himmelrichtungen anzutreten. Doch vorher müssen noch Kontakte ausgetauscht werden, denn längst sind Verabredungen für weitere gemeinsame Touren getroffen worden.

Weitere Informationen:

Die nächsten Lechtaler Skitourentage finden vom 22. – 26. Januar 2025 statt.

Ob Einsteiger oder Profi, bei den Lechtaler Skitourentagen findet jeder seine ideale Tour, unter der Leitung von erfahrenen Bergführern. Während vier Tagen werden Skitouren in Gruppen mit unterschiedlichem Niveau unternommen, Workshops rund um das Thema Skitouren gehen, ein Filmabend und Lawinenkurse, sowie eine Abschlussparty runden das Programm ab. Skitouren-Ausrüstung stellen namhafte Hersteller kostenlos zum Test zur Verfügung. Preis pro Person: 399 Euro. Veranstaltungsort: Lechpark, Dorf 467, 6652 Elbigenalp, Österreich.

Weitere Infos und Buchung: www.lechtal.at 

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