Der richtige Durchblick auf der Piste - Worauf es ankommt beim Brillenglas
- Alexandra Grauvogl
Im alpinen Umfeld ist das Auge zudem extremen Verhältnissen ausgesetzt und braucht besonderen Schutz. Schnee und Eis erhöhe auf der Piste durch Reflexion des Lichts die UV-Strahlung um ein Vielfaches. Diese steigt zudem pro 1000 Höhenmetern bis zu 15% an. Wind und Niederschläge tun ihr Übriges zu der hohen Belastung des Sehorgans.
Schlechte Sicht und angestrengtes Sehen rauben dem Sportler einen großen Teil seiner allgemeinen Kondition und führen so über kurz oder lang zu Ermüdung und Unaufmerksamkeit. Diese Seh- und Wahrnehmungsfehler sind laut Unfallstatistiken bei ca. 80% der Stürze ohne Fremdbeteiligung die Ursache für den vorangegangen Fahrfehler (ASU Ski, jährlich von der ARAG Sportversicherung durchgeführte Unfallanalyse). Angesichts des großen Einflusses der Sehleistung, auch des peripheren Sehens, auf die Gleichgewichts- und Bewegungsregulation ist es umso wichtiger, gut ausgerüstet auf die Piste zu gehen.
Skibrillengläser Technologien
Um die Sehleistung beim Schneesport zu optimieren, wird bei Skibrillenherstellern immer weiter geforscht. Brillengläser bestehen in der Regel aus Kunststoff und sind idealerweise aus bruch- und splitterfestem Polycarbonat gefertigt. Neben einem sorgsamen Umgang mit den Gläsern ist eine kratzfeste Beschichtung der Scheibe zu empfehlen. Sonnenschutzgläser besitzen einen UV-Filter, der die für das Auge schädliche UV-Strahlung herausfiltert.
Sogenannte „sphärische“ Gläser sind nach außen gewölbt und sorgen für eine bessere Rundumsicht (peripheres Sehen) sowie ein vergrößertes Innenraumvolumen der Brille. Dadurch wird die Belüftung der Brille optimiert. Die ist besonders wichtig, um das Beschlagen der Brille zu vermeiden. Dazu sollen auch spezielle „Fog-Stop“- Beschichtungen beitragen, ebenso wie Doppel-, Dreifach- oder Vierfachscheiben. Mehrfach-Gläser filtern außerdem die UV-Strahlung stärker und sorgen so für einen erhöhten Schutz der Augen.
Polarisierte Scheiben bieten eine maximale Absorbtion von Streulicht. Spiegelungen werden so verhindert und eine Kontrastverstärkung von circa 30% erreicht. Brillenträger müssen beim Wintersport nicht zwingend auf Kontaktlinsen umsteigen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Skibrillenmodelle, unter welchen die normale Brille getragen werden kann.
Farbtöne der Skibrillengläser
Auch die Wahl des richtigen Farbtons des Brillenglases ist ein wichtiger Faktor für eine gute Sicht bei allen Witterungsverhältnissen. Transparente Gläser sollte man nur beim Flutlicht-Skilauf verwenden, da nur das künstliche Licht Verhältnisse schafft, bei welchen die Augen keinen Schutz vor UV-Strahlung benötigen. Hier hat man mit der „durchsichtigen“ Scheibe den klarsten Blick, gefärbte Gläser würden die Sicht beeinträchtigen.
Mit gelben, orangen oder pinken Scheiben ist man bei schlechter Sicht gut beraten. Bei Schneefall, Nebel oder diesigem Wetter filtern diese Farben die vorhandenen Sonnenstrahlen nur schwach, verhindern aber trotzdem störende Reflektionen vom Schnee. Außerdem erhöhen Gläser in diesen Farben bei diffusem Licht und schlechter Bodensicht die Kontraste. Unebenheiten oder Löcher in der Piste lassen sich leichter erkennen.
Ein blaues Glas hat einen relativ breiten Einsatzbereich. Es ermöglicht sowohl bei sonnigen als auch bei schlechten Verhältnissen eine gute Sicht und empfiehlt sich deshalb besonders bei wechselhaften Wetterlagen. Blaue Gläser kommen bei dichtem Nebel dann zum Einsatz, wenn gelbe Gläser nicht genügend Licht absorbieren. Dadurch werden Kontraste der Umgebung besser sichtbar. Braune oder graue Gläser eignen sich ebenfalls für Sonnenschein und helles Licht.
Verspiegelte Gläser bieten den besten Schutz bei aggressiver Bergsonne. Sie blocken das grelle Licht stark ab, sind dafür aber bei nur leicht dunkleren Verhältnissen bereits ungeeignet. Es gibt sie in unterschiedlichen Farbtönungen und Verspiegelungsgraden – beispielsweise blau, orange, silber oder gold, teil- oder vollverspiegelt.
Aktuell sind auch die ersten Gläser, die eine automatische Farbanpassung versprechen, auf dem Markt. Trotzdem gibt es (noch) kein Glas für alle Sichtverhältnisse. Um in jeder Lage den optimalen Durchblick zu behalten bleibt dem Wintersportler deshalb nur eins: Das Glas den jeweiligen Lichtverhältnissen manuell anpassen. Die meisten Brillenhersteller bieten mittlerweile Systeme an, mit denen die Scheiben schnell und einfach gewechselt werden können.
Quelle:
Jendrusch, G. (2007). Gute Sicht auf der Piste – Gutes Sehen ist Voraussetzung für sicheres und erfolgreiches Skifahren. medicalsportsnetwork, 2 (1), 11-15.