Produkttest: Fitting Box Jörg Birkel

Produkttest: Fitting Box

  • Jörg Birkel
Beschwerdefrei frei Rad zu fahren, ist für viele Radler immer noch ein unerfüllter Wunsch. Häufig passen Rad und Fahrer nicht optimal zusammen. Mit einer anderen Sitzposition lassen sich diese Probleme beheben. Die Fitting Box soll dabei helfen.

Das teuerste Rad fährt nur so schnell, wie es sein Fahrer antreibt. Trotz aller technischen Neuerungen ist letztlich immer noch Muskelkraft für den Vortrieb verantwortlich. Diese sollte sich aber auch optimal entfalten können. Sitzt ein Mountainbiker oder Rennradfahrer nicht ideal auf seinem Rad, geht Leistung verloren.

Der schlimmer noch, durch eine falsche Sitzposition treten körperliche Beschwerden auf. Eingeschlafene Zehen, taube Finger oder Nackenschmerzen sind typische Radfahrerprobleme, die häufig durch eine Fehlbelastung des Bewegungsapparates verursacht werden.

Aus diesem Grund gehen Profis mittlerweile ausnahmslos zu einem professionellen Bikefitter, um sich optimal auf ihr Sportgerät anpassen zu lassen. Ein solches Bikefitting hat allerdings auch seinen Preis und sollte für jedes Rad separat durchgeführt werden. Auf einem Rennrad sitzt man anders als auf einem Mountainbike oder einem Triathlonrad. Dazu kommen unterschiedliche Rahmenformen und –geometrien.

Der Sportwissenschaftler Dr. Kim Tofaute beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Ergonomie im Radsport und unterstützt Profis wie Breitensportler mit seinem Fachwissen. Nun hat der Bikefitting-Experte ein neues Produkt entwickelt, mit dem er sein Fachwissen einem breiten Publikum zugänglich machen will.

Die Fitting Box ist ein Tool-Set, mit dem jeder Radler sein Sportgerät selbst auf sich anpassen kann. Im Lieferumfang der Box sind eine ausführliche Anleitung sowie die nötigen Werkzeuge und Schablonen zur Sitzpositionseinstellung vorhanden.



Schritt 1: Sattelhöhe

Nach einer kurzen Einleitung kann man direkt mit dem ersten Bikefitting loslegen. In 7 Schritten werden Radfahrer und Bike vermessen und aufeinander angepasst. Im ersten Schritt wird mittels mitgeliefertem Maßband und einer Wasserwaage die Innenbeinlänger ermittelt. Diese entscheidet über die richtige Sattelhöhe, wobei es unterschiedliche Empfehlungen fpür MTB, Rennrad und Triathlonbike gibt. Hat man seine Messwerte vorliegen, kann man den Sattel auf die gewünschte Höhe bringen.

Schritt 2: Sattelneigung

Im zweiten Schritt wird die Sattelneigung eingestellt. In der Regel sollte der Sattel waagerecht stehen, in Einzelfällen beispielsweise bei einem Triathlonrad kann es aber auch Ausnahmen von dieser Regel geben. Die Grundeinstellung sollte aber zunächst mit einem waagerechten Sattel vorgenommen werden. Später erfolgt die Feinjustierung. Die Sattelneigung wird mit einer Sattelschablone und der Wasserwage überprüft.

Schritt 3: Horizontale Sattelverstellung

Je nach Sportgerät ist eine unterschiedlicher Nachsitz erforderlich. Bei einem Rennrad ist die Sattelspitz beispielsweise hinter der Kurbel, während man bei einer aggressiven Aeroposition durchaus mit der Sattelspitze über dem Tretlager sitzt. Die Verstellung der horizontalen Sattelposition wird mit einer Schablone und einem Pendel vorgenommen. Hier gibt es ebenfalls unterschiedliche Empfehlungen für Rennrad, MTB und Triathlon. Zudem wird die Sattelhöhe berücksichtigt.

Hinweis: Bei Rennrädern, die mit einem Aerolenker ausgestattet sind, ist eventuell eine nach vorne gekröpfte Sattelstütze erforderlich.



Schritt 4: Lenker-/Sattelabstand

Im nächsten Schritt wird der Abstand zwischen Sattelspitze und Lenker eingestellt. Auch hier gibt es verschiedene Empfehlungen die das jeweilige Sportgerät und die Körpergröße berücksichtigen. Gegebenenfalls ist ein kürzerer oder längerer Vorbau nötig, um den gewünschten Anstand zwischen Sattel und Lenker herzustellen.

Hinweis: Der Lenkervorbau sollte aber nicht zu stark gekürzt werden, weil sich damit auch das Lenkverhalten des Rades massiv verändern würde.

Schritt 5: Lenkerhöhe

Im fünften Schritt wird die Lenkerhöhe eingestellt. Dafür wird die Überhöhung, also die Differenz zwischen Sattelhöhe und Lenkerhöhe ermittelt. Je nach Trainingszustand ergeben sich sehr unterschiedliche Empfehlungen mit einer relativ großen Bandbreite. Eine hohe Lenkerposition (wenig Überhöhung) gilt als bequemer, während eine tiefe Lenkerposition eine bessere Aerodynamik ermöglicht. Das gilt vor allem für Triathlonräder.

Hinweis: Eine aggressive Aeroposition sollte man aber auch fahren können. Es nützt nichts, wenn man flach auf dem Bike liegt, aber nach wenigen Minuten mit Schmerzen vom Rad steigen muss. Hier ist etwas Erfahrung oder Ausprobieren erforderlich. Du solltest am Anfang eher vorsichtig mit der Überhöhung sein und dich im Laufe der Saison langsam nach unten arbeiten. Zudem ist ein begleitendes Athletikprogramm sinnvoll!

Schritt 6: Cockpiteinstellung

Im vorletzten Schritt geht es in die Feinjustierung. Jetzt werden der Lenker in die gewünschte Position gedreht und die Bremshebel angepasst. Außerdem gibt es Tipps für die Position auf dem Aerolenker.

Schritt 7: Schuheinstellung

Im letzten Schritt werden die Schuhe angepasst. Die optimale Kraftübertragung entfaltet sich auf der Linie zwischen Großzehen- und Kleinzehengrundgelenk. Die Cleats unter den Schuhen sollte so ausgerichtet werden, dass diese Linie genau über der Pedalachse liegt, sodass beim Treten keine Kraft verloren geht.

Unser Fazit: Die Fitting Box ist eine tolle Idee und liefert erstaunlich gute Ergebnisse. Zwar kann man damit nicht die Erfahrung und das Auge eines Fitting-Experten ersetzen, aber man bekommt für wenig Geld eine mehr als brauchbare Anleitung, wie man seine Räder selbst einstellen kann. Für die Grundeinstellung ist die Fitting Box gut geeignet. Die Fitting Box kann im Internet bestellt werden und kostet 29 Euro. Eine sinnvolle Investition, zumal man mit dem Equipment und dem Handbuch beliebig viele Bikes einstellen kann.

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