WM-Kolumne von Sean Dundee: Südamerika dominiert Südafrika
- Redaktion
Die Südamerikaner dominieren das Turnier
Dass die Südamerikaner sich besonders wohl in Südafrika fühlen, kann man nicht leugnen. Paraguay, Brasilien, Argentinien, Chile – sie alle haben noch nicht verloren. Brasilien ist sogar schon für das Achtelfinale qualifiziert, die anderen auf dem besten Weg. Doch woran liegt das? Ich denke, zum einen haben die südamerikanischen Mannschaften einfach sehr starke Einzelspieler. Brasilien erfährt zudem große Unterstützung hier im Land. Die Leute lieben die Kicker vom Zuckerhut. Hinzu kommt eine gute Vorbereitung der Selecao. Sie sind schon Anfang Mai als erstes Team nach Südafrika gekommen, um sich zu akklimatisieren und das macht sich einfach bemerkbar. Bei den anderen Teams fällt die Erklärung ein wenig schwerer. Allerdings hat Paraguay schon eine starke Qualifikation gespielt. Man hat Brasilien und Argentinien geschlagen und sich noch vor Maradonnas Team qualifiziert. Dass sie also gut dabei sein werden, konnte man erwarten. Von Argentinien bin ich ehrlich gesagt ein wenig überrascht. Dass die Gauchos so überzeugen hätte ich nicht gedacht.
Die kriselnden Europäer – Frankreich und Italien
Wer mich auch in seinem zweiten Spiel enttäuscht hat waren die Italiener. Ein 1:1 gegen Neuseeland – da hätte mehr drin sein müssen. Trotzdem haben sie noch alle Chancen auf das Achtelfinale. Dass die Mannschaft von Coach Marcello Lippi so schlecht spielt, ist aber nicht verwunderlich. Die italienische Liga ist über die letzten Jahre schlechter geworden, hat an Qualität verloren. Und wenn ich mir anschaue, dass im Champions League Finale bei Inter Mailand nicht ein Italiener in der Startformation stand, dann erklärt das schon einiges. Ich denke es wird Zeit, dass in Italien neue Wege gegangen werden, junge Spieler in das Team geholt werden. Ähnlich wie es in Deutschland geschehen ist, nachdem man 2004 in der Vorrunde der EM gescheitert war. Es kam Jürgen Klinsmann mit neuen Ideen und es folgte 2006 das Sommermärchen in Deutschland.
Das Team aus Europa, das für die meisten Schlagzeilen und Diskussionen gesorgt hat, ist aber der andere der beiden Finalisten von 2006 – Frankreich. Was da los ist, ist unglaublich. Der Rauswurf von Nicolas Anelka nach seiner Trainerschelte, der Trainingsboykott der Mannschaft am nächsten Tag, der sofortige Rücktritt von Teammanager Jean-Louis Valentin. Die Schuld für diese Situation ist meiner Meinung nach beim Verband zu suchen. Die Mannschaft scheint ja eine Einheit zu sein. Sie steht geschlossen hinter Anelka. Verband und Trainer indes sind nicht Teil dieser Einheit.
Man hat zu lange an Trainer Raimond Domench festgehalten. Er hat in meinen Augen Glück, dass er überhaupt noch Trainer ist. Seit Jahren wird er in Frage gestellt, die Franzosen sind unzufrieden. Auch beim letzten großen Turnier, der Euro 2008, ist Frankreich ja kläglich gescheitert. Sie holten einen Punkt in drei Spielen. Außerdem sind nicht alle Personalentscheidungen Domenechs für mich nachvollziehbar. Er hätte zu den erfahrenen Akteuren noch ein oder zwei mehr junge Spieler mitnehmen müssen. Einen Spieler wie Karim Benzema von Real Madrid beispielsweise wäre ideal, gerade wenn Thierry Henry außer Form ist und Anelka nicht trifft.
Dass sich solch eine Unruhe auf das Team auswirkt, dass auf dem Platz steht ist nur logisch. Ich kenne das auch aus meiner aktiven Zeit. Bei meiner ersten Phase in Karlsruhe gab es auch einen Trainerwechsel. Wenn es nicht gut läuft, merkt man einfach, dass man keine Lust hat zu spielen. Und gerade auf so eine WM muss man richtige Lust haben, um sie erfolgreich gestalten zu können. Diese Lust kann ich bei den Franzosen im Moment nicht erkennen. Ich bin gespannt was in den nächsten Tagen noch passieren wird und wie sich Frankreich gegen Südafrika schlagen wird.
Da am Mittwoch das Endspiel in der Gruppe D zwischen Deutschland und Ghana ansteht, werde ich morgen meine Einschätzung zu dieser Partie geben.
Bis dahin viel Spaß bei hoffentlich torreichen und spannenden Spiele. Portugal hat ja mit seinem 7:0 gegen Nordkorea schon mal einen guten Anfang gemacht.
Euer Sean