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Kurioses aus der WM-Geschichte Teil 2

  • Marco Heibel
In der 80-jährigen Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften hat sich die eine oder andere Kuriosität ereignet. Die netzathleten erinnern auch im zweiten Teil an (aber)witzige WM- Geschichten und unglaublich erscheinende Rekorde.

Bora Milutinovic – Mit fünf Teams bei fünf Endrunden


Der Serbe Bora Milutinovic war bereits als Spieler ein Weltenbummler, er spielte u.a. in Frankreich, der Schweiz und in Mexiko Profifußball. Einen wirklichen Namen machte er sich allerdings erst als Nationaltrainer: Milutinovic hat nämlich das Kunststück vollbracht,  mit fünf verschiedenen Nationalmannschaften bei fünf aufeinander folgenden Weltmeisterschaften dabei gewesen zu sein.

Milutinovic’s erste Station war Mexiko. Hier war er in der komfortablen Lage, sich als Trainer des WM-Gastgebers 1986 gar nicht erst für das Endturnier qualifizieren zu müssen. Das Abschneiden seiner Mannschaft war dennoch beachtlich: Als ungeschlagener Gruppenerster zog die „Tri“ ins Achtelfinale ein, schlug dort die Bulgaren und scheiterte erst im Viertelfinale im Elfmeterschießen an Deutschland (bzw. an Torhüter Toni Schumacher, der beim 4:1 n.E. zwei Elfmeter parierte).

Vier Jahre später überstand Milutinovic mit Costa Rica (!) die Vorrunde und zog erst im Achtelfinale mit 1:4 gegen die Tschechoslowaken den Kürzeren. 1994 stand der Serbe dann bei Gastgeber USA an der Seitenlinie und führte das Team erstmals in seiner Geschichte in die K.O.-Runde, wo gegen den späteren Weltmeister Brasilien Schluss war.



1998 in Frankreich war Milutinovic so nah am Weltpokal dran wie nie zuvor. Seine Nigerianer galten nach beeindruckenden Leistungen in der Vorrunde als Geheimfavorit auf den Titel. Vor dem Achtelfinale gegen die Dänen eröffneten die Spieler dann mit dem Verbandspräsidium einen erbitterten Poker um die Höhe der Titelprämie – die Dänen machten kurzen Prozess und fegten die Nigerianer mit 4:1 vom Platz.

2002 war Milutinovic’s Stern bereits am Sinken, dennoch qualifizierte er sich mit den Chinesen für die WM in Japan und Südkorea. Für die Asiaten war es die erste (und bisher einzige) WM-Teilnahme. Sie sollte in schmerzhafter Erinnerung bleiben: Mit 0 Punkten und 0:9 Toren gehören die Chinesen zu den schlechtesten WM-Teilnehmern aller Zeiten.

2006 und 2010 verpasste Bora Milutinovic mit Jamaika bzw. dem Irak das WM-Ticket. Seinen Rekord wird ihm aber dennoch auf absehbare Zeit niemand streitig machen.

Vorfreude ist die schönste Freude


Kein WM-Teilnehmer hat so lange auf seinen ersten Sieg warten müssen wie die Bulgaren: Zwischen 1962 und 1994 sechsmal dabei, gingen die Südosteuropäer in 17 Spielen nie als Sieger vom Platz. Der erste Sieg gelang ihnen erst bei der WM 1994 im zweiten Gruppenspiel gegen Griechenland (4:0). Danach sind Stoichkov, Balakov & Co. aber so richtig auf den Geschmack gekommen und schlugen in Serie noch Argentinien (2:0), Mexiko (4:2 n.E.) und Titelverteidiger Deutschland (2:1).

Der Siegeszug endete erst im Halbfinale gegen die Italiener (1:2). Seit jenem Sieg gegen die DFB-Elf warten die Bulgaren im Übrigen wieder auf einen WM-Sieg. Und daran wird sich auch so schnell nichts ändern: In Südafrika sind sie nur Zuschauer.

Und auch Stoichkov weilt mittlerweile nicht mehr unter den Lebenden. Keine Sorge, dem ehemaligen Stürmerstar des FC Barcelona geht es gut. Doch ein bulgarischer Bauer hat seinen Esel nach den Triumphen von 1994 nach der störrischen Sturm-Diva benannt – nach dem 1:6 gegen die Spanier im letzten Gruppenspiel 1998 übertrug er seinen Zorn auf das Tier und erschoss Stoichkov (also, den Esel).

„Die Schotten sind schneller zu Hause als ihre Postkarten“


Irgendwie muss man den schottischen Fußball einfach mögen: Große Fußballtradition paart sich hier mit stets gut aufgelegten und trinkfesten Fans – und einer Nationalmannschaft, die man nur allzu gerne zum Gruppengegner haben möchte. Achtmal konnte sich eine schottische Fußballnationalmannschaft bislang für eine WM qualifizieren, und acht Mal war bereits in der ersten Runde Schluss.

Eine klare Sache war das im Übrigen nicht immer: 1978 trennte die Schotten nur ein Tor vom Einzug in die nächste Runde. Doch die verlässliche Regelmäßigkeit, mit der sie bereits in den ersten Turnierwochen die Segel strichen, veranlasste den ARD-Kommentator Wilfried Mohren zu der schönen Aussage: „Die Schotten sind schneller zu Hause als ihre Postkarten“. Mohren sagte diesen Satz 1998. Seitdem hat sich einiges geändert: Die Schotten mussten gar keine Portkarten mehr schreiben – sie waren nie mehr qualifiziert.

Ein erlauchter Kreis


Der Kreis von Spielern, die mehr als einmal in einem WM-Finale standen, ist beileibe nicht groß. Doch noch nicht einmal einer Handvoll ist es gelungen, sich auch in mehreren Endspielen in die Torschützenliste einzutragen. Da wäre – natürlich – Pelé mit seinen zwei Treffern beim 5:2 gegen Schweden 1958 und einem Tor beim 4:1 gegen Italien 1970.

Und auch auf den zweiten Spieler kann man kommen; immerhin ist Zinédine Zidane noch in relativ frischer Erinnerung. 1998 ebnete er mit seinen beiden Kopfballtoren gegen Brasilien den Weg zum ersten französischen Titelgewinn, und 2006 brachte er die „équipe tricolore“ gegen Italien vom Elfmeterpunkt in Führung. Mit dem Titel wurde es dann aber nichts mehr, Frankreich verlor bekanntermaßen ohne den des Feldes verwiesenen Zidane im Elfmeterschießen.

Der dritte Mann in diesem erlauchten Kreis ist schon eher ein Fall für echte Fußballexperten: Es handelt sich um Pelés kongenialen Sturmpartner Vava, der 1958 zum 5:2 gegen Gastgeber Schweden zwei Treffer beisteuerte und 1962 in Chile gegen die Tschechoslowaken den 3:1-Endstand markierte.

Nummer vier ist ein Deutscher: Paul Breitner erzielte 1974 im Finale von München als Linksverteidiger beim 2:1 gegen die Niederlande vom Elfmeterpunkt den zwischenzeitlichen Ausgleich. Und 1982 in Madrid sorgte der mittlerweile zum Mittelfeldregisseur aufgestiegene Bayer beim 1:3 gegen Italien lediglich für Ergebniskosmetik.

„Platzverweise“ auf der Bank


Dass man auch auf der Reservebank eine Rote Karte erhalten kann, steht im Regelbuch. Allzu häufig passiert das jedoch nicht. In der WM-Geschichte ist es allerdings schon drei Mal zu diesem Kuriosum gekommen: 1990 sah der jugoslawische Reservist Srecko Katanec wegen Meckerns Rot, ebenso der Argentinier Claudio Caniggia zwölf Jahre später.

Dessen Landsmann Leandro Cufré sah 2006 sogar nach Spielschluss Rot: Er hatte Per Mertesacker nach dem verlorenen Elfmeterschießen der Argentinier gegen Deutschland an einer besonders empfindlichen Stelle getroffen und sah dafür Rot, obwohl auch er keine Sekunde gespielt hatte.

Eine englische Tragödie


Im Lauf der Jahre hat sich die FIFA beim WM-Modus immer wieder etwas Neues einfallen lassen. So wurde die WM 1934 komplett im K.O.-Modus ausgespielt; 1950 gab es eine finale Gruppenphase der besten vier Mannschaften aus der Vorrunde; 1954 in jeder Gruppe gesetzte und ungesetzte Teams, 1974 Zwischenrunden und so weiter – dass jeder dieser Modi höchstens zweimal angewandt wurde, deutet darauf hin, dass es sich jeweils nicht um das Gelbe vom Ei handelte.

Etwas eigenwillig war auch der Modus bei der WM 1982. So haben die Engländer die Vorrunde mit drei Siegen und somit mit blütenweißer Weste überstanden und trafen in der neu eingeführten Dreier-Zwischenrunde auf Gastgeber Spanien und Deutschland. Das Resultat: England spielte gegen beide Gegner Remis, während die Deutschen die Spanier bezwingen konnten und ins Halbfinale einzogen. Die Three Lions waren dagegen in allen ihren fünf Spielen ungeschlagen geblieben und mussten trotzdem die Heimreise antreten.

Im Anschluss hat die FIFA übrigens abermals den Modus geändert und unmittelbar nach der Gruppenphase eine K.O.-Runde bis ins Finale eingeführt. In Südafrika wird bereits zum siebten Mal nach diesem Modus gespielt. Scheinbar ist man fündig geworden bei der FIFA…

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