KidSwing – Golfen in München
- Redaktion
Die Augen strahlen, als die Kinder des Projekts KidSwing an der Golf-Range München-Brunnthal ankommen. Es geht auf den Platz. Abschlagen, putten – alles ist dabei. Immer im Vordergrund: Der Spaß. Essentiell ist aber auch das, was unbewusst abläuft, die therapeutische Komponente der sportlichen Betätigung. Alleine stehen, gehen auf unebenem Untergrund und ohne Geländer, das Ausführen des Schwungs und dabei das Gleichgewicht halten – all das sind koordinative Fähigkeiten, die trainiert werden. „Man kann solche Situationen auch in der Therapie konstruieren, aber sinnvoller ist natürlich die Alltagssituation.“, sagt Susanne Koopmann, Physiotherapeutin und Leiterin des Projekts.
Seit 2006 steht einmal pro Woche Golf bei den Kindern von KidSwing auf dem Programm. Sechs bis sieben Kinder spielen dann für etwa eine Dreiviertelstunde Golf. Angeleitet werden sie von Golftrainer Jonathan Lush. Doch es geht nicht darum die Platzreife zu erwerben. „Wichtig ist, dass man den Kindern viel Freiraum lässt. Das ist der große Unterschied zu anderen Trainingsgruppen.“, erklärt der Golf-Pro. Und noch eine weitere Besonderheit streicht er heraus: „Es ist ganz wichtig und faszinierend, dass die Kinder sich hier eine Dreiviertelstunde auf eine Sache konzentrieren können. In der Schule fällt Ihnen das häufig sehr schwer.“ Motivation durch Spaß kann man zusammenfassend sagen. Und was gefällt den Kindern besonders beim Golfen? „Das Abschlagen“, sind sich Svenja und Cornelia einig, die beide seit vier Jahren am KidSwing Projekt teilnehmen.
https://netzathleten.net/specials/laureus/item/3591-kidswing-golfen-in-muenchen#sigProId3e4fe4de76
Hier bemerkt die 16-jährige Cornelia auch selbst ihren größten Fortschritt auf und neben dem Platz. „Ich erinnere mich noch an meine Anfänge. Als ich das erste Mal hier war, habe ich eher den Rasen gemäht als den Ball getroffen.“ Und jetzt? Konzentration, den Ball anvisieren, ausholen, abschlagen… Treffer. Der Ball fliegt, Cornelia strahlt. Der Ball landet und schon liegt der nächste auf dem Tee. So geht es weiter, Schlag um Schlag, Ball für Ball.
Auch im Alltag zahlt sich das Golfen aus. Cornelia ist aufgrund einer Frühgeburt Cerebralparetikerin. Das heißt, die bewegungs- und haltungssteuernden Zentren im Gehirn sind nicht fortschreitend geschädigt. Ohne Hilfe zu stehen und zu gehen fällt ihr schwer. Durch das Golfen hat sie jedoch gelernt, auch länger ohne Hilfsmittel stehen zu können. „Gerade die Belastung von einem Bein auf das andere und das Zusammenführen der Arme in der Mitte, sind Bewegungen, die Cerebralparetikern schwer fallen, bei denen die Spastik dagegen arbeitet.“, erläutert Physiotherapeutin Koopmann. „Aber Cornelia macht das inzwischen richtig gut.“ Und sie hat Spaß dabei, und das ist es, was zählt!
Weitere Informationen zum Projekt KidSwing gibt es unter: http://www.laureus.de/hilfsprojekte/kidswing/kidswing.html
Weitere Informationen zur Golf Range München gibt es unter: https://muenchen-brunnthal.golfrange.de/startseite.aspx
Das Projekt KidSwing, wird von Laureus unterstützt. Unter anderem hat die Laureus Sport for Good-Stiftung es ermöglicht, dass dem Projekt zwei Paragolfer zur Verfügung stehen. Dieser spezielle Rollstuhl ist dafür konstruiert, den Spieler über den Platz zu fahren und beim Abschlag durch Kippen des Sitzes in eine aufrechte Position zu bringen. Sowohl Cornelia bei Mehr-Loch-Spielen als auch Projekt-Schirmherr Martin Braxenthaler nutzen den Paragolfer auf dem Grün. Immer wieder besucht Braxenthaler das Projekt und unterstützt die Kinder dabei, Selbstvertrauen aufzubauen und gibt ihnen Hoffnung für die Zukunft. Natürlich muss er dabei auch von seinen Erfolgen bei den Paralympischen Spielen erzählen und Autogramme verteilen, „Das wichtigste aber ist“, hält er fest, „dass wir zum Golfspielen kommen.“
Ein ausführliches Interview mit Martin Braxenthaler zum KidSwing Projekt gibt es unter: http://www.netzathleten.de/Sportmagazin/Laureus/Laureus-Botschafter-Martin-Braxenthaler-Wie-alles-begann/5909727949832868255/head