Wie alles begann - Boris Becker
- Redaktion
Boris Becker hat zweifelsohne eine sagenhafte Sportkarriere hingelegt. Siege in Wimbledon, bei den Australian Open, den US Open und Olympia stehen zu Buche. Zudem 12 Wochen auf Platz Eins der Weltrangliste. Inzwischen engagiert sich Becker bei sozialen Projekten. Er ist Gründungs- und Vorstandsmitglied der Laureus Sport for Good Stiftung, die sich für einen sozialen Wandel durch Sport einsetzt. Zudem ist Becker Mitglied in der Laureus Academy, die jährlich die Laureus World Sports Awards verleiht. Im Rahmen der diesjährigen Verleihung sprach Becker mit netzathleten.de über seinen Karrierebeginn und seine Motivation für soziales Engagement.
netzathleten.de: Herr Becker, mit der Laureus Sport for Good Stiftung unterstützen Sie viele benachteiligte Kinder und Jugendliche. Wie sahen Ihre Anfänge aus? Wer hat Sie unterstützt?
Boris Becker: Zunächst einmal hatte ich das große Glück, dass ich in Westdeutschland geboren wurde. Das ist schon ein großer Vorteil im Vergleich zu beispielsweise den Favelas in Rio de Janeiro. Das wird oft vergessen. Und auch, dass meine Eltern mir Tennisspielen ermöglicht haben, ist etwas, das man bei uns in Deutschland häufig als normal hinnimmt. Aber meine Eltern haben sich eben stark dafür eingesetzt, dass meine Schwester und ich Sport machen konnten.
netzathleten.de: Und mit welchen Schwierigkeiten hatten Sie zu kämpfen? Gibt es ein Tennis-Erlebnis in Ihrer Jugend, dass Sie besonders geprägt hat?
Boris Becker: Es gab die Situation, dass ich von dem damaligen Bundestrainer der unter 12-Jährigen, ich sage den Namen hier jetzt nicht, als nicht förderungswürdig beurteilt wurde. Ich wurde also von ihm aus quasi aus dem Jugendkader geworfen. Dass ich dann fünf Jahre Später Wimbledon gewonnen habe, ist natürlich ärgerlich für ihn. Und so gab es, glaube ich, viele Talente, die nicht oder zu spät entdeckt worden sind. Auch ich wurde also Anfangs erst mal nicht entdeckt. Das prägt natürlich schon.
netzathleten.de: Welche Lehren haben Sie konkret aus dieser Situation gezogen. Hat sich da eine Trotzreaktion à la „Jetzt erst recht“ eingestellt?
Boris Becker: Nein, das nicht. Aber ich habe gelernt, dass man selbst davon überzeugt sein muss, dass man gut und auf dem richtigen Weg ist. Außerdem, dass man ein enges Umfeld braucht, dass das genauso sieht. Und schließlich, dass dritte nicht immer Recht haben, egal welche Funktion sie haben.
netzathleten.de: Was hat Sie der Sport außerdem gelehrt?
Boris Becker: Sport ist eine Lebensschule. Es geht um Fairplay, Ziele, Konzentration, Ausdauer, Intelligenz. Man lernt, mit Siegen und Niederlagen umzugehen. Man lernt das als Kind vor allem in einer spielerischen Weise, und das ist für viele Menschen elementar, weil man das sein Leben lang brauchen kann.
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https://netzathleten.net/specials/laureus/item/3471-wie-alles-begann-boris-becker#sigProIdf6c6c3cc33
netzathleten.de: Eben auch diesen Glauben an die eigenen Stärken und Fairplay möchten die von Laureus unterstützten Projekte den Kindern vermitteln. Sie sind selbst eines von 45 Gründungsmitgliedern der Laureus Sport for Good Stiftung. Woher kommt Ihre Motivation für soziales Engagement?
Boris Becker: Laureus ist für mich eine Herzensangelegenheit. Wenn man wie ich eigene Kinder hat, ist man solchen Projekten natürlich noch ein bisschen aufgeschlossener. Und auch meine eigene Erfahrung als sehr junger Sportler spielt hier eine Rolle. Sport hat mein Leben dramatisch verändert. Ich habe aber auch nicht vergessen, woher ich komme und was mir mein Sport alles gebracht hat. Ich habe mich zu Beginn auch schon über Tennisschläger, Tennisschuhe und was es alles sonst so gab, gefreut. Das Gleiche möchte ich Millionen von Kindern auch ermöglichen und dank Laureus ist das Realität geworden. Wir erreichen mit unseren Projekten zwei Millionen Kinder und Jugendliche auf der ganzen Welt. In den letzten 12 Jahren haben wir zudem über 60 Millionen Euro an Spenden gesammelt.
netzathleten.de: Ihr Einsatz ist dabei komplett ehrenamtlich. Was schätzen Sie, wie viel Zeit Sie in die Unterstützung der Projekte investieren?
Boris Becker: Wie viel Zeit man investiert, muss jeder für sich entscheiden. Als Gründungsmitglied nehme ich die Sache aber natürlich sehr ernst. Ich gehe dabei nicht nach Zeiten, sondern möchte die Sache glaubwürdig, ernsthaft und seriös vertreten. Wie gesagt, es ist alles ehrenamtlich und man sollte die Jungs nicht messen. Ob man drei Mal oder fünf Mal ein Projekt besucht, muss jeder für sich selbst wissen.