Falk Cierpinski und Martin Beckmann - Über Hamburg nach London
- Redaktion
von Tina Schlosser
Sie sind die Speerspitze der Deutschen Lauf-Elite. Die beiden bilden seit 2008 trotz der 500 km-Entfernung eine Art Laufgemeinschaft. Ihre Verbindung ist Doppel-Olympiasieger Waldemar Cierpinski, Vater und Trainer von Falk und Co-Trainer von Martin. „Waldemar gibt mir und meiner Trainerin Heidrun Vetter eine Art Langzeitorientierung“, erklärt Martin Beckmann.
Zum Abschluss der letzten harten Trainingsphase bestritt er einen Testlauf – den Halbmarathon in Paderborn. Falk Cierpinski verlässt sich auf sein Training. „Ich brauche einen harten Test nicht für meinen Kopf“ sagt er, „alles was ich für meine Vorbereitung benötige, kann ich auch im Training leisten.“ Beckmann muss selbst lachen, wenn er über seinen Test in Paderborn spricht. „Ich wäre froh, wenn ich ihn noch vor mir hätte. Ehrlich gesagt war er wie immer, verpfuscht. Aber wie gesagt, das bin ich gewohnt.“ 1:06, 42 Stunden, das war die Denksportaufgabe, der er sich auf der Rückfahrt Richtung Süden stellte.
„Wenn ich nicht so viel Erfahrung hätte und wüsste, dass meine Generalproben vor guten Wettkämpfen immer schief liefen, müsste ich jetzt hadern.“ In seiner Leistungsstärke lief er alleine mit Gegenwind. „Das soll keine Entschuldigung sein, aber in einer leistungsstarken Gruppe mit Spannung läuft es einfach besser.“ Wie Falk Cierpinski peilt auch Beckmann in Hamburg die Olympianorm an, die im Gegensatz zur internationalen Olympia B-Norm von 2:18,00 Stunden in Deutschland bei 2:12.00 Stunden fest gelegt wurde oder wie die Läufer sagen, bei 11,59. Cierpinski: „2:12,00 ist verdammt hart, wenn man bedenkt, dass diese Zeit nach 2000 niemand mehr gelaufen ist. Aber ich gebe mein Bestes, ich habe ja nur diesen einen Versuch. Dieses Wissen ist eigentlich das Härteste.“
Wie auch Martin Beckmann weiß er, dass für eine Qualifikations-Zeit aber auch wirklich alles optimal laufen muss. Cierpinski: „Wenn es nicht um die Zeit geht, ist mir jedes Wetter recht, ob Graupelschauer oder Hitze, aber wenn die Sekunden zählen, braucht man sehr gute Bedingungen.“ Seine persönlichen Laborbedingungen wären 10 Grad, Windstille, Sonne und die Strecke prall gefüllt mit Zuschauern. Und am Ende einen gescheiten Battle. „Den brauchst Du, um das Letzte rauszuholen“, sagt auch Beckmann. „Eine gute Gruppe am Ende, kann alles entscheiden.“ Und Falk Cierpinski ergänzt: „Und nimmt den Schmerzen die Spitze. Weh tut es immer auf den letzten Kilometern, aber der Kopf ist in der Gruppe nicht darauf fokussiert. Der Schmerz steht nicht im Vordergrund.“
Zwei Läufer, zwei Freunde, in drei Wochen stehen sie gemeinsam am Start und bis dahin laufen sie trotz Distanz im Gleichklang: Einen Gang raus nehmen im Gegensatz zum harten Wintertraining. „Allerdings“, gibt Falk Cierpinski zu bedenken, „das klingt immer so, als würde man nichts mehr machen und die Füße hoch legen. Wir laufen ja immer noch ein bis zweimal am Tag. Am wichtigsten ist das Laufen in dieser Zeit, um sich im Kopf darauf vorzubereiten, was einen erwartet.“
Hamburg, Falk Cierpinski hat den Hanse-Martahon frühzeitig ausgewählt, um Planungssicherheit zu haben. Und Martin Beckmann? Für ihn ist es ein bisschen alte Heimat ablaufen. Seine Familie wohnt nördlich von Hamburg und sein Marathon-Debut gab er ebenfalls an der Alster. „Ich mag die Strecke, ich kenne die Strecke und was Frankfurt und Berlin im Herbst sind, ist Hamburg im Frühling. Egal wie es ausgeht, ich freue mich auf den Lauf.“