Freeriden mit dem Bike: Nischensport mit Kultfaktor
- Redaktion
Eigentlich ist Freeriden oder Downhillen ein Nischensport. Tirol bietet alle Voraussetzungen für diesen Sport. Es wäre nicht weiter aufwändig, die Skigebiete im Sommer für diese Sportart zu nutzen, denn Downhiller brauchen nebst einem ausgewiesenen Singletrail nur eine Aufstiegshilfe. Denn bei diesem Sport geht es nicht ums bergauf Fahren, sondern ausschließlich ums hinunter Fahren. Roland Noichl von der Abteilung Forstdirektion der Tiroler Landesregierung und selbst passionierter Freerider meint dazu: „In Tirol kann sich das keiner vorstellen, wie das funktionieren soll. Wobei für die Schaffung der Trails wahre Experten zugegen wären, die sich auch um die Erhaltung kümmern würden“.
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Damit meint Noichl den ehemaligen Downhill-Racer und Extreme-Freerider Christian Piccolruaz und sein Team von Trail Solutions (www.trailsolutions.at). Laut ihm liegt die geringe Popularität daran, dass dieser Sport in Tirol eigentlich nur im Ballungsraum Innsbruck bekannt und in den Tälern meist unbekannt ist. Er sieht die Aufgabe von Trail Solutions neben der Realisierung von Trails auch in der Aufklärungsarbeit, die geleistet werden muss. Für „Picco“, wie er in der Szene genannt wird, ist es wichtig „den Leuten klar zu machen, dass Freerider eben nicht die Natur zerstören, Erosion verursachen und rücksichtslos die Wanderwege hinunter donnern. Das ist ein falsches Bild, das man leider von uns Freeridern hat“. Piccolruaz ist Geologe und Bergführer und weiß, wovon er spricht.
Legt er zusammen mit Trail Solutions einen neuen Singletrail an, dann spielen geologische Faktoren die wichtigste Rolle: ist das Gelände überhaupt geeinget, wie schaut es mit der Neigung aus, mit dem Bewuchs, dem Untergrund und dem Wasser. Es wird so lange getüftelt, bis der Weg hinunter möglichst wenig Erosion verursacht. Ein Singletrail wird so angelegt, dass er nicht zu steil verläuft, damit sich kein Regenwasser sammelt und den Trail auswaschen kann. Außerdem geht es vor Kurven leicht bergauf, wodurch Einkerbungen durch das Bremsen verhindert werden. „Wir legen unsere Singletrails schonend in die Landschaft, die Linienführung passiert immer im Einklang mit der Natur“, betont Picco. Außerdem, so erklärt er, möchte er vermehrt Events rund ums Downhillen und Freeriden veranstalten, um Berührungsängste abzubauen „Ich möchte, dass immer mehr Leute sehen können, was für ein riesen Spaß das ist und was für wirklich großartige Sportler die Fahrer sind“. Die Österreichische Meisterschaft im Downhill in Innsbruck am 18. und 19.09.2010 ist so ein Event. „Da kann man hautnah erleben, worum es geht!“ (www.nordpark-downhill.at).
Der Bike Park Tirol im Wipptal
Optimal für diesen Sport sind Bike Parks und Singletrails, die als solche ausgewiesen sind: künstlich angelegte Strecken, die bergabwärts führen und mit allerlei Hindernissen gespickt sind. Bis jetzt gab es keinen Bike Park in Tirol, aber mit Frühsommer 2010 wird sich das ändern. Im Wipptal, auf der Bergeralm, eröffnet im Frühsommer der erste Bike Park Tirols. „Es werden nur zwei Strecken sein“, erklärt Roland Noichl, „aber es ist ein Anfang! Und die rege Tiroler Szene wartet schon lange auf so eine Sache.“ Picco, der zusammen mit Trail Solutions diesen Bike Park anlegt, meint dazu: „Beim Bike Park im Wipptal wird der Spaß im Vordergrund stehen. Die Abfahrten werden eine flüssige Sache werden, man soll dort einen guten Flow haben“. Deshalb wird es auf der Bergeralm eine blaue und eine rote Abfahrt geben, also Strecken mit geringer Schwierigkeit. Außerdem plant Picco einen Slopestyle-Bereich „zum Hupfen und Üben“.
Der Nordketten Singletrail – da lacht das Biker-Herz
Der Nordketten Singletrail, auch unter Piccos Federführung entstanden, ist dagegen von einem anderen Schlag. „Ja, das ist unser best piece!“, sagt Picco stolz „Leute von überall kommen her, um sich an diesem Trail die Zähne auszubeißen. Herrlich, oder?“
Bei diesem Trail geht es fast ausschließlich um Fahrtechnik, um das „Vertriding“ (Vertriders nennen sich die „wilden Hund“ der Innsbrucker Freeride-Szene, siehe www.vertriders.com). Er weist Passagen auf, die die Fahrer öfters probieren müssen, bis sie ihn, ohne einen Fuß auf den Boden zu setzen, fahren können. Der Trail folgt der Seilbahnstraße der Nordkettenbahn entlang hinunter auf die Hungerburg und weist allerlei halsbrecherische Hindernisse auf. Die wirklich schwierigen Passagen sind gekennzeichnet und können auch umfahren werden. Er ist insofern mustergültig, als dass er in das Mountainbike-Modell Tirol integriert ist, also als Singletrailstrecke ausgewiesen ist und ausschließlich von Downhillern benutzt wird (www.tirol.gv.at/mountainbike).
Weitere Informationen und eine genaue Wegbeschreibung finden Sie auf www.bike.tirol.at/veranstaltungen
Singletrails in Tirol
Singletrails sind also von der Landesregierung ausgewiesene Strecken. Ein Singletrail ist schmal, man kann ihn nur hintereinander passieren. Viele davon verlaufen auf- und abwärts und werden mit Mountainbikern, Wanderern oder Läufern geteilt. Picco meint dazu „Der gegenseitige Respekt und Rücksicht zu nehmen – das ist sehr wichtig!“
Einige Tiroler Regionen haben Singletrails angelegt. Im Zillertal gibt es zwei Strecken beim Penken, in der Region Hohe Salve und in Pettneu am Arlberg gibt es gute Trails und der Ehrenbachtrail in Kitzbühel ist gerade bei guten Fahrern sehr beliebt. Ischgl verfügt über ein gutes Trailnetz, der Velill Trail z.B. mit seinen Anliegerkurven und kleinen Sprüngen ist gleichermaßen beliebt wie bekannt. In Leermoos ist die Freeride-Strecke am Grubigstein Anlaufstelle für Freerider. Der Downhill mit Anliegern, Steilkurven, Sprungschanzen und Speedteilen gilt besonders unter jungen Bikern als ultimativer Kick. In Sölden gibt es einen guten Trail vom Gaislachkogel hier werden im Sommer Camps mit namhaften Profis angeboten: Vom 27. bis 30.05.2010 kommt Profibiker Holger Meyer für ein Singletrail Camp Basic nach Sölden und vom 28. bis 30.07.2010 für ein „Singletrail-Camp Advanced“. Ein Fahrtechniktraining mit Karen Ellen steht als „Singletrail-Camp Pure“ vom 17. bis 20.05.2010 auf dem Programm. Alle Infos dazu auf www.oetztal.com.