gettyimages.de -- In ihrem Vorlauf an Tag sechs in London lag Gesa Felicitas Krause noch vorne
Verloren und doch gewonnen
- Redaktion
Auszeichnung für Gesa Felicitas Krause: Die Leichtathletin wird beim Deutschen Sportpresseball am 4. November 2017 als Sportlerin mit Herz ausgezeichnet.
Spulen wir den Film noch einmal zurück und tauchen wir ein in dieses Rennen am 11. August im Olympia-Stadion von London. Das Publikum sorgt wie an jedem WM-Tag für eine fantastische Stimmung, die Läuferinnen für das 3000-Meter-Hindernis-Finale stehen bereit. Gesa Felicitas Krause trägt die Startnummer 12, und wenn man sagt, dass sie sich auf diesen Tag akribisch vorbereitet hat, dann ist das diesmal keine Phrase. Seit Jahren reist sie ins afrikanische Hochland und trainiert dort mehrere Wochen unter einfachsten Bedingungen, spult im Saisonaufbau ein enormes Pensum ab. Eine Medaille in London ist möglich, wenn alles gut läuft. Doch nach 700 Metern ist das Rennen für sie gelaufen.
Die Kenianerin Beatrice Chepkoech leistete sich erst einen kuriosen Patzer, als sie am Wassergraben falsch abbog, bei ihrer Aufholjagd passierte dann der folgenschwere Fehler: Am siebten Hindernis reißt sie die Deutsche um, für Sekunden herrscht Chaos im Feld, ein Rempler hier, ein schmerzhafter Schlag gegen den Kopf dort und die Konkurrenz ist weg. Man kann nur ahnen, was in diesem Moment in Krause vorging, welchen Gefühlstumult sie innerlich durchlief, während die Füße sie anfangs wie ferngesteuert weitertrugen. „Die Spannung war weg“, sagte sie hinterher, „ein Jahr Arbeit hatte sich in Luft aufgelöst.“ Aufhören? Weitermachen?
Irgendwann war er dann da, der Gedanke: „Das bringst du jetzt mit Anstand zu Ende.“ Aus Achtung vor dem Sport, aber auch aus Dankbarkeit für ihren Trainer Wolfgang Heinig beendete sie das Rennen – und dann passierte das, was Johannes Knuth von der Süddeutschen Zeitung als die „Schönheit einer Niederlage“ beschrieb. Sie suchte nicht die schützende Abgeschiedenheit der Stadion-Katakomben, sondern stellte sich den Fragen der Medien. Die Tränen liefen, doch ihren inneren Aufruhr bekam nur die Plastikflasche in ihren knetenden Händen zu spüren. Gefasst formulierte sie ihren Schmerz, vermied jegliche Schuldzuweisung und fand sogar noch tröstende Worte für die Kenianerin: „Sie hat es nicht mit Absicht getan. Sie ist doch selbst nicht zufrieden damit.“ Es sei ein schwerer Schlag, wenn man nicht das zeigen könne, was in einem stecke, aber „so ist mein Sport. Ich hatte oft Glück bei Stürzen, diesmal hatte ich eben Pech. Damit muss man umgehen.“
Es waren starke Worte, doch war Krause stark genug, diesen Rückschlag zu verarbeiten? Bisher bildete ihre Karriere eine Perlenkette der Erfolge: 2011 U20-Europameisterin, 2013 U23-Europameisterin (und Nachwuchs-Preisträgerin beim Deutschen SportpresseBall), 2015 WM-Bronze, gleichzeitig die erste Einzel-Laufmedaille für den DLV seit 14 Jahren, 2016 EM-Gold und deutscher Rekord bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro mit Rang sechs. Nun war die Kette gerissen, würde ihr der Knoten gelingen? Die Antwort lieferte sie nur wenige Wochen später beim ISTAF in Berlin, als sie in einem bravourösen Rennen den deutschen Rekord noch einmal um vier Sekunden auf 9:11,85 Minuten hinunterschraubte. „Alles, was im Leben geschieht, hat seinen Grund. Aus Enttäuschungen muss man wachsen. Sonst ist man auch nicht für große Siege gemacht“, sagte sie hinterher.
Doch die Persönlichkeit eines Athleten und einer Athletin bemisst sich nicht allein in Siegen, Medaillen und Rekorden. Gesa Felicitas Krause hat nach dem Sturz beim WM-Rennen in London Größe gezeigt und mit ihrem vorbildlichen Verhalten, das zudem so überzeugend und natürlich daherkam, ein Zeichen gesetzt. Sie erfüllt damit alle Kriterien, die die Auszeichnung „Sportler/in mit Herz“ – traditionell unterstützt von der Fraport AG – ausmacht: Engagement, Teamspirit und Fairness.
Die Kenianerin Beatrice Chepkoech leistete sich erst einen kuriosen Patzer, als sie am Wassergraben falsch abbog, bei ihrer Aufholjagd passierte dann der folgenschwere Fehler: Am siebten Hindernis reißt sie die Deutsche um, für Sekunden herrscht Chaos im Feld, ein Rempler hier, ein schmerzhafter Schlag gegen den Kopf dort und die Konkurrenz ist weg. Man kann nur ahnen, was in diesem Moment in Krause vorging, welchen Gefühlstumult sie innerlich durchlief, während die Füße sie anfangs wie ferngesteuert weitertrugen. „Die Spannung war weg“, sagte sie hinterher, „ein Jahr Arbeit hatte sich in Luft aufgelöst.“ Aufhören? Weitermachen?
Irgendwann war er dann da, der Gedanke: „Das bringst du jetzt mit Anstand zu Ende.“ Aus Achtung vor dem Sport, aber auch aus Dankbarkeit für ihren Trainer Wolfgang Heinig beendete sie das Rennen – und dann passierte das, was Johannes Knuth von der Süddeutschen Zeitung als die „Schönheit einer Niederlage“ beschrieb. Sie suchte nicht die schützende Abgeschiedenheit der Stadion-Katakomben, sondern stellte sich den Fragen der Medien. Die Tränen liefen, doch ihren inneren Aufruhr bekam nur die Plastikflasche in ihren knetenden Händen zu spüren. Gefasst formulierte sie ihren Schmerz, vermied jegliche Schuldzuweisung und fand sogar noch tröstende Worte für die Kenianerin: „Sie hat es nicht mit Absicht getan. Sie ist doch selbst nicht zufrieden damit.“ Es sei ein schwerer Schlag, wenn man nicht das zeigen könne, was in einem stecke, aber „so ist mein Sport. Ich hatte oft Glück bei Stürzen, diesmal hatte ich eben Pech. Damit muss man umgehen.“
Es waren starke Worte, doch war Krause stark genug, diesen Rückschlag zu verarbeiten? Bisher bildete ihre Karriere eine Perlenkette der Erfolge: 2011 U20-Europameisterin, 2013 U23-Europameisterin (und Nachwuchs-Preisträgerin beim Deutschen SportpresseBall), 2015 WM-Bronze, gleichzeitig die erste Einzel-Laufmedaille für den DLV seit 14 Jahren, 2016 EM-Gold und deutscher Rekord bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro mit Rang sechs. Nun war die Kette gerissen, würde ihr der Knoten gelingen? Die Antwort lieferte sie nur wenige Wochen später beim ISTAF in Berlin, als sie in einem bravourösen Rennen den deutschen Rekord noch einmal um vier Sekunden auf 9:11,85 Minuten hinunterschraubte. „Alles, was im Leben geschieht, hat seinen Grund. Aus Enttäuschungen muss man wachsen. Sonst ist man auch nicht für große Siege gemacht“, sagte sie hinterher.
Doch die Persönlichkeit eines Athleten und einer Athletin bemisst sich nicht allein in Siegen, Medaillen und Rekorden. Gesa Felicitas Krause hat nach dem Sturz beim WM-Rennen in London Größe gezeigt und mit ihrem vorbildlichen Verhalten, das zudem so überzeugend und natürlich daherkam, ein Zeichen gesetzt. Sie erfüllt damit alle Kriterien, die die Auszeichnung „Sportler/in mit Herz“ – traditionell unterstützt von der Fraport AG – ausmacht: Engagement, Teamspirit und Fairness.