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„Die Basis des Sports ist das Ehrenamt“
- Julia Nikoleit (Medienmannschaft)
Boris Rump, Referent im Bildungsressort des DOSB („Sport und Schule“), über die deutsche Sportvereinslandschaft und die Bedeutung des Ehrenamts für das System. Die Rede ist dabei von 1,7 Millionen Mitgliedern...
Herr Rump, DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat einmal gesagt: „Ohne ehrenamtliches und freiwilliges Engagement wäre unser Sportsystem nicht lebensfähig.“ Stimmen Sie diesem Satz zu?
Das gesamte Sportvereinssystem, das verbandlich organisiert ist, baut auf dem Ehrenamt und dem freiwilligen Engagement auf. Das Zitat sagt alles: Ohne diese Hilfe und die Arbeit der freiwillig Engagierten und der Ehrenamtlichen hätte die Breite im Sport, wie wir sie in Deutschland haben, gar nicht aufgebaut werden können - und könnte auch nicht weitergeführt werden. Denn abgesehen von einigen professionellen Großsportvereinen sind die Mehrheit komplett ehrenamtlich geführte Vereine mit - im Durchschnitt - rund 300 Mitgliedern. Dort wird die Basis der Ausbildung gelegt, die man am Schluss in der Aufzählung vergisst.
Wie meinen Sie das?
Die Karrieren vieler Sportler - auch und gerade vieler Spitzensportler - haben in solch kleinen Dorfvereinen angefangen. Dort wurden die Grundlagen gelegt, denn die meisten Athleten sind ja nun einmal nicht von Anfang an in einem Spitzenverein und der Spitzensportförderung untergebracht. Sie haben einen Weg beschritten, der meist in jungen Jahren und neben der Schule angefangen hat. Im Laufe der Karriere haben sie auch mit Sicherheit mal den Verein gewechselt, aber ohne die kleinen Vereine zum Einstieg würde das System nicht funktionieren. Erst aus einer Breite entwächst eine Spitze. Wenn wir diese Perspektive verfolgen: Viele Trainer sind ebenfalls ehrenamtlich tätig, nur eine kleine Zahl lebt davon. Wenn deren Herzblut und deren Motivation nicht mehr dahinterstecken würde, bliebe eine Vielzahl an Athleten unentdeckt.
Wie viele Ehrenamtliche gibt es in Deutschland?
In den 90.025 Sportvereinen in Deutschland engagieren sich - Stand 2016 - insgesamt 1,7 Millionen Mitglieder in ehrenamtlichen Positionen; davon sind rund 750.000 Amtsträger auf Vorstandsebene und 950.000 auf der Ausführungsebene. Allein sie erbringen eine monatliche Arbeitsleistung von 22,9 Millionen Stunden. Zählt man die große Zahl an freiwilligen Helfer/innen hinzu, so sind es über acht Millionen Menschen, die sich im Bereich Sport und Bewegung engagieren.
Die Zahlen klingen ja erst einmal beeindruckend, doch es heißt immer wieder, dass die Ehrenamtlichen an allen Ecken und Enden fehlen. Lässt sich das belegen?
Über die Krise im Ehrenamt diskutiert man seit Jahrzehnten - nicht nur, aber auch im Sport. An vielen Stellen muss man tatsächlich feststellen, dass Ehrenamtliche fehlen. Der Bedarf, Menschen für solche Positionen zu gewinnen und an diese zu binden, ist beständig da. Es hat zudem Verschiebungen gegeben. Wissenschaftlich wird ein Wandel vom traditionellen Ehrenamt hin zu einem modernen Ehrenamt beschrieben, wo es um eine persönliche Kosten-Nutzen-Kalkulation geht.
Was hat das für Folgen?
Die Motive haben sich verschoben, ein Engagement ist mit einer gewissen Erwartungshaltung verbunden. Als Verein einen Zettel zu schreiben „Wir suchen einen Trainer“ reicht nicht mehr, sondern man muss vielmehr sagen, was man bietet - ein tolles Umfeld, eine Leistungsgruppe, Möglichkeiten zur Qualifikation oder ähnliches. Manche Dinge werden inzwischen - auch im Ehrenamt - erwartet, und das ist ja auch nicht verwerflich. Es sind schließlich große und wichtige Aufgaben. Da muss man als Verband oder Verein drauf reagieren, um das Ehrenamt auch weiterhin attraktiv zu machen, denn es hat immer schon einen leicht verstaubten Charakter.
Macht es einen Unterschied, ob man über Ehrenamt im Leistungs- oder Breitensport spricht?
Umso intensiver der Leistungsgedanke in der Vereinsarbeit wird, umso mehr Zeit muss man investieren - anstatt einer stehen vier oder fünf Einheiten plus Wettkämpfe an, meist auch überregional. Die Anforderungen an die Trainer wachsen entsprechend und sind, was Zeit und Intensität betrifft, definitiv größer geworden. Dadurch braucht man Menschen, die das mit einer unglaublichen Bereitschaft und Herzblut machen. Im Leistungssport reden wir zudem längst über eine Professionalisierung, die hauptamtliche Trainer braucht.
Was macht das freiwillige Engagement aus?
Meistens sind es zunächst die Eltern oder Verwandten, die sich engagieren - sie wollen für ihr Kind das Beste. Es ist teilweise unglaublich, was Eltern auf sich nehmen, um die Kinder zum Training zu fahren und welch weite Strecken sie zu den Leistungszentren auf sich nehmen. Da steckt eine große Leidenschaft dahinter. Die Mobilität ist größer denn je und man wird schauen müssen, wie sich das mit den schulischen Anforderungen vereinbaren lässt. Die Eltern sind also ein ganz wesentlicher Faktor, weil sie das organisatorische Drumherum leisten - und auch das ist ehrenamtliche Arbeit.
Die Aufgaben, die im Vereinskontext anfallen - wie Kuchenbacken -, fallen erst einmal vielleicht nicht so auf, aber sie sind ganz entscheidend für die Wohlfühlatmosphäre der Sportlerinnen und Sportler. Wenn das Umfeld stimmig ist und ein Engagement im Verein besteht, ist die größtmögliche Leistung möglich. Das hängt nicht nur mit dem Klima zusammen, sondern auch davon, ob man es schafft, in eine Richtung zu arbeiten und dafür zu sorgen, dass alle Ehrenamtlichen und freiwillig Engagieren an einem Strang ziehen. Das ist gewiss nicht immer einfach. Es bleibt eine dauerhafte Aufgabe, Menschen zu finden, die sich am Wettkampftag hinstellen und Brötchen schmieren. Das wissen wir.
Welche Maßnahmen des DOSB zur Förderung des Ehrenamts liegen Ihnen besonders am Herzen?
Für uns ist es ganz entscheidend, die Schlüsselpositionen im Verein zu stärken, die das Engagement ausmachen. Das sind natürlich in erster Linie unsere Trainerinnen und Trainer, weil sie in unmittelbarer Nähe zum Sportler stehen. Ohne einen motivierten und leidenschaftlichen Trainer an der Basis ist ein Erfolg nicht leistbar. Deswegen ist die gesamte Qualifizierungsebene für uns entscheidend. Wir stärken daher unsere Mitgliedsorganisationen und die Landessportbünde, was diesen Bereich angeht, in hohem Maße.
Was heißt das konkret?
Wir haben zusammen mit dem Leistungssport eine Trainervision entwickelt. Uns fehlen gut ausgebildete Trainerinnen und Trainer bis in den Spitzenbereich - das müssen wir stärken. In anderen Ländern gibt es ein sehr starkes und anerkanntes Berufsfeld „Trainer“, das gibt es bei uns in der öffentlichen Wahrnehmung leider nicht. Da müssen wir die Rahmenbedingungen verbessern, um die jungen Leute dauerhaft zu gewinnen. Diese Unterstützungsleistung ist für uns ganz wichtig. Abgesehen davon haben wir natürlich viele Initiativen, um das Ehrenamt und das freiwillige Engagement zu stärken. Ein Beispiel dafür sind die „Sterne des Sports“. Das steht ebenfalls im Fokus.
Wenn Sie sagen, der Beruf des Trainers sei in der Gesellschaft nicht anerkannt - wie sieht das mit dem ehrenamtlichen Engagement aus?
Wir haben in Deutschland eine sehr breite und lang entwickelte Tradition, was das bürgerschaftliche Engagement angeht. Es gibt aber auch in diesem Bereich nach wie vor großes Potential und viel Luft nach oben. Freiwillige und ehrenamtliche Tätigkeiten in anderen Kontexten anzuerkennen und zu würdigen, wäre ein wichtiger Punkt - ob das im Kontext von Wartesemestern von Universitäten ist oder bei Berufseinstellungsgesprächen. Ehrenamtler erwerben durch ihre Tätigkeit im Sport abseits ihrer Ausbildung unglaublich viele Kompetenzen und Erfahrungen. Das kann in vielerlei Hinsicht nützlich für den Beruf sein, aber das wird oft zu wenig gewürdigt. Das Engagement im Sport fördert beispielsweise die soziale Kompetenz, das Sprechen vor Gruppen und die Vermittlung von Werten. Man kann im Sport so viel lernen über Verantwortung und das Miteinander. Große Firmen erkennen das inzwischen immer mehr an, aber es könnte noch viel deutlicher nach außen getragen werden, damit man sieht, was es bewirkt. Es gibt an vielen Stellen noch mehr Möglichkeiten.
Waren Sie selbst ehrenamtlich tätig?
Ich habe lange Jahre als Trainer im Fußball und Tennis gearbeitet. Im Moment habe ich zwar keine Position, aber das wird definitiv irgendwann wieder der Fall sein.
Was macht für Sie den Reiz am Ehrenamt aus?
Ich denke, man macht das nicht, weil man bewusst sagt: „Ich möchte mich ehrenamtlich engagieren“. Man macht es vielmehr wegen der Sache, der schlichten Begeisterung für den Sport. Ich bin im Sportverein, seit ich ein kleiner Junge war. Und ich liebe den Wettkampf und die Auseinandersetzung ebenso sehr wie das Gemeinschaftsgefühl und das soziale Miteinander. Jeder Mensch und jede Gruppe ist anders - und mit diesen Menschen umzugehen und die Erfahrung zu machen, wie man jedem einzelnen etwas mitgibt, kann man viel lernen. Das gibt es in dieser Form vielleicht nur im Sport und das ist die Motivation, die einen im Sportverein hält.
Ich habe einfach Spaß an der Sache und am Umgang mit Menschen. Ich kann etwas zurückgeben und bekomme dafür aber auch unglaublich viel zurück. Wenn sich Kinder und Jugendliche über einen sportlichen Erfolg freuen, ist das etwas, das jeden Sportler freut, weil man es selbst kennt. Ich denke, insgesamt lernt man im Sportverein für das Leben - und das ist es, was am Schluss übrigbleibt.
Das gesamte Sportvereinssystem, das verbandlich organisiert ist, baut auf dem Ehrenamt und dem freiwilligen Engagement auf. Das Zitat sagt alles: Ohne diese Hilfe und die Arbeit der freiwillig Engagierten und der Ehrenamtlichen hätte die Breite im Sport, wie wir sie in Deutschland haben, gar nicht aufgebaut werden können - und könnte auch nicht weitergeführt werden. Denn abgesehen von einigen professionellen Großsportvereinen sind die Mehrheit komplett ehrenamtlich geführte Vereine mit - im Durchschnitt - rund 300 Mitgliedern. Dort wird die Basis der Ausbildung gelegt, die man am Schluss in der Aufzählung vergisst.
Wie meinen Sie das?
Die Karrieren vieler Sportler - auch und gerade vieler Spitzensportler - haben in solch kleinen Dorfvereinen angefangen. Dort wurden die Grundlagen gelegt, denn die meisten Athleten sind ja nun einmal nicht von Anfang an in einem Spitzenverein und der Spitzensportförderung untergebracht. Sie haben einen Weg beschritten, der meist in jungen Jahren und neben der Schule angefangen hat. Im Laufe der Karriere haben sie auch mit Sicherheit mal den Verein gewechselt, aber ohne die kleinen Vereine zum Einstieg würde das System nicht funktionieren. Erst aus einer Breite entwächst eine Spitze. Wenn wir diese Perspektive verfolgen: Viele Trainer sind ebenfalls ehrenamtlich tätig, nur eine kleine Zahl lebt davon. Wenn deren Herzblut und deren Motivation nicht mehr dahinterstecken würde, bliebe eine Vielzahl an Athleten unentdeckt.
Wie viele Ehrenamtliche gibt es in Deutschland?
In den 90.025 Sportvereinen in Deutschland engagieren sich - Stand 2016 - insgesamt 1,7 Millionen Mitglieder in ehrenamtlichen Positionen; davon sind rund 750.000 Amtsträger auf Vorstandsebene und 950.000 auf der Ausführungsebene. Allein sie erbringen eine monatliche Arbeitsleistung von 22,9 Millionen Stunden. Zählt man die große Zahl an freiwilligen Helfer/innen hinzu, so sind es über acht Millionen Menschen, die sich im Bereich Sport und Bewegung engagieren.
Die Zahlen klingen ja erst einmal beeindruckend, doch es heißt immer wieder, dass die Ehrenamtlichen an allen Ecken und Enden fehlen. Lässt sich das belegen?
Über die Krise im Ehrenamt diskutiert man seit Jahrzehnten - nicht nur, aber auch im Sport. An vielen Stellen muss man tatsächlich feststellen, dass Ehrenamtliche fehlen. Der Bedarf, Menschen für solche Positionen zu gewinnen und an diese zu binden, ist beständig da. Es hat zudem Verschiebungen gegeben. Wissenschaftlich wird ein Wandel vom traditionellen Ehrenamt hin zu einem modernen Ehrenamt beschrieben, wo es um eine persönliche Kosten-Nutzen-Kalkulation geht.
Was hat das für Folgen?
Die Motive haben sich verschoben, ein Engagement ist mit einer gewissen Erwartungshaltung verbunden. Als Verein einen Zettel zu schreiben „Wir suchen einen Trainer“ reicht nicht mehr, sondern man muss vielmehr sagen, was man bietet - ein tolles Umfeld, eine Leistungsgruppe, Möglichkeiten zur Qualifikation oder ähnliches. Manche Dinge werden inzwischen - auch im Ehrenamt - erwartet, und das ist ja auch nicht verwerflich. Es sind schließlich große und wichtige Aufgaben. Da muss man als Verband oder Verein drauf reagieren, um das Ehrenamt auch weiterhin attraktiv zu machen, denn es hat immer schon einen leicht verstaubten Charakter.
Macht es einen Unterschied, ob man über Ehrenamt im Leistungs- oder Breitensport spricht?
Umso intensiver der Leistungsgedanke in der Vereinsarbeit wird, umso mehr Zeit muss man investieren - anstatt einer stehen vier oder fünf Einheiten plus Wettkämpfe an, meist auch überregional. Die Anforderungen an die Trainer wachsen entsprechend und sind, was Zeit und Intensität betrifft, definitiv größer geworden. Dadurch braucht man Menschen, die das mit einer unglaublichen Bereitschaft und Herzblut machen. Im Leistungssport reden wir zudem längst über eine Professionalisierung, die hauptamtliche Trainer braucht.
Was macht das freiwillige Engagement aus?
Meistens sind es zunächst die Eltern oder Verwandten, die sich engagieren - sie wollen für ihr Kind das Beste. Es ist teilweise unglaublich, was Eltern auf sich nehmen, um die Kinder zum Training zu fahren und welch weite Strecken sie zu den Leistungszentren auf sich nehmen. Da steckt eine große Leidenschaft dahinter. Die Mobilität ist größer denn je und man wird schauen müssen, wie sich das mit den schulischen Anforderungen vereinbaren lässt. Die Eltern sind also ein ganz wesentlicher Faktor, weil sie das organisatorische Drumherum leisten - und auch das ist ehrenamtliche Arbeit.
Die Aufgaben, die im Vereinskontext anfallen - wie Kuchenbacken -, fallen erst einmal vielleicht nicht so auf, aber sie sind ganz entscheidend für die Wohlfühlatmosphäre der Sportlerinnen und Sportler. Wenn das Umfeld stimmig ist und ein Engagement im Verein besteht, ist die größtmögliche Leistung möglich. Das hängt nicht nur mit dem Klima zusammen, sondern auch davon, ob man es schafft, in eine Richtung zu arbeiten und dafür zu sorgen, dass alle Ehrenamtlichen und freiwillig Engagieren an einem Strang ziehen. Das ist gewiss nicht immer einfach. Es bleibt eine dauerhafte Aufgabe, Menschen zu finden, die sich am Wettkampftag hinstellen und Brötchen schmieren. Das wissen wir.
Welche Maßnahmen des DOSB zur Förderung des Ehrenamts liegen Ihnen besonders am Herzen?
Für uns ist es ganz entscheidend, die Schlüsselpositionen im Verein zu stärken, die das Engagement ausmachen. Das sind natürlich in erster Linie unsere Trainerinnen und Trainer, weil sie in unmittelbarer Nähe zum Sportler stehen. Ohne einen motivierten und leidenschaftlichen Trainer an der Basis ist ein Erfolg nicht leistbar. Deswegen ist die gesamte Qualifizierungsebene für uns entscheidend. Wir stärken daher unsere Mitgliedsorganisationen und die Landessportbünde, was diesen Bereich angeht, in hohem Maße.
Was heißt das konkret?
Wir haben zusammen mit dem Leistungssport eine Trainervision entwickelt. Uns fehlen gut ausgebildete Trainerinnen und Trainer bis in den Spitzenbereich - das müssen wir stärken. In anderen Ländern gibt es ein sehr starkes und anerkanntes Berufsfeld „Trainer“, das gibt es bei uns in der öffentlichen Wahrnehmung leider nicht. Da müssen wir die Rahmenbedingungen verbessern, um die jungen Leute dauerhaft zu gewinnen. Diese Unterstützungsleistung ist für uns ganz wichtig. Abgesehen davon haben wir natürlich viele Initiativen, um das Ehrenamt und das freiwillige Engagement zu stärken. Ein Beispiel dafür sind die „Sterne des Sports“. Das steht ebenfalls im Fokus.
Wenn Sie sagen, der Beruf des Trainers sei in der Gesellschaft nicht anerkannt - wie sieht das mit dem ehrenamtlichen Engagement aus?
Wir haben in Deutschland eine sehr breite und lang entwickelte Tradition, was das bürgerschaftliche Engagement angeht. Es gibt aber auch in diesem Bereich nach wie vor großes Potential und viel Luft nach oben. Freiwillige und ehrenamtliche Tätigkeiten in anderen Kontexten anzuerkennen und zu würdigen, wäre ein wichtiger Punkt - ob das im Kontext von Wartesemestern von Universitäten ist oder bei Berufseinstellungsgesprächen. Ehrenamtler erwerben durch ihre Tätigkeit im Sport abseits ihrer Ausbildung unglaublich viele Kompetenzen und Erfahrungen. Das kann in vielerlei Hinsicht nützlich für den Beruf sein, aber das wird oft zu wenig gewürdigt. Das Engagement im Sport fördert beispielsweise die soziale Kompetenz, das Sprechen vor Gruppen und die Vermittlung von Werten. Man kann im Sport so viel lernen über Verantwortung und das Miteinander. Große Firmen erkennen das inzwischen immer mehr an, aber es könnte noch viel deutlicher nach außen getragen werden, damit man sieht, was es bewirkt. Es gibt an vielen Stellen noch mehr Möglichkeiten.
Waren Sie selbst ehrenamtlich tätig?
Ich habe lange Jahre als Trainer im Fußball und Tennis gearbeitet. Im Moment habe ich zwar keine Position, aber das wird definitiv irgendwann wieder der Fall sein.
Was macht für Sie den Reiz am Ehrenamt aus?
Ich denke, man macht das nicht, weil man bewusst sagt: „Ich möchte mich ehrenamtlich engagieren“. Man macht es vielmehr wegen der Sache, der schlichten Begeisterung für den Sport. Ich bin im Sportverein, seit ich ein kleiner Junge war. Und ich liebe den Wettkampf und die Auseinandersetzung ebenso sehr wie das Gemeinschaftsgefühl und das soziale Miteinander. Jeder Mensch und jede Gruppe ist anders - und mit diesen Menschen umzugehen und die Erfahrung zu machen, wie man jedem einzelnen etwas mitgibt, kann man viel lernen. Das gibt es in dieser Form vielleicht nur im Sport und das ist die Motivation, die einen im Sportverein hält.
Ich habe einfach Spaß an der Sache und am Umgang mit Menschen. Ich kann etwas zurückgeben und bekomme dafür aber auch unglaublich viel zurück. Wenn sich Kinder und Jugendliche über einen sportlichen Erfolg freuen, ist das etwas, das jeden Sportler freut, weil man es selbst kennt. Ich denke, insgesamt lernt man im Sportverein für das Leben - und das ist es, was am Schluss übrigbleibt.