Bruderduell – Der Super Bowl XLVII
- Christian Riedel
Wieder einmal hat der Super Bowl einige Überraschungen parat. Wahrscheinlich haben nur wenige Experten damit gerechnet, dass am Sonntag, 3. Februar (ab 0:10Uhr live in Sat1), im Mercedes Benz Superdome in New Orleans die Baltimore Ravens auf die San Francisco 49ers treffen werden. Vor allem der Einzug der Raben, die mit einer Bilanz von 10 Siegen und 6 Niederlagen in der AFC nur auf Rang vier lagen, ist eine Überraschung. Schließlich setzen sich die Ravens beim vermeintlich besten Team der Liga, den Denver Broncos, und im Conference Finale bei den New England Patriots durch. Auch der Sieg der 49ers nach einem 0:17 Rückstand bei den Atlanta Falcons darf als kleine Sensation gezählt werden.
Superlative
Doch die Conference Finals und der Pro Bowl 2013 sind Geschichte und alle Footballfans freuen sich auf den Super Bowl Sunday, also traditionell den ersten Sonntag im Februar. Hier wird jedes Jahr Geschichte geschrieben. Werbung kostet das Vielfache als normal. Mit der von den Amis verspeisten Guacamole könnte man kleine Seen füllen und die Zahl der Krankmeldungen in den USA ist nie so hoch wie nach dem Endspiel der NFL. Doch trotz Medieninteresse und Halftime Show, in diesem Jahr mit Beyoncé, steht das Sportliche im Mittelpunkt. Zumindest bei den meisten Zuschauern, da sich die werbenden Unternehmen mit kreativen Werbespots regelmäßig übertreffen. Insofern gibt es einige vor dem Bildschirm, die das Spiel eher als Störung zwischen den Werbepausen betrachten.
Familienbande
Sportlich stehen in erster Linie nicht die Spieler, sondern wohl erstmals die Trainer im Mittelpunkt des Interesses. Denn zum ersten Mal in der Geschichte des Super Bowls kommt es zu einem Duell unter Brüdern bei den Headcoaches. Die Ravens werden seit 2008 von John Harbaugh (*1962) trainiert, die 49ers seit 2011 von Johns jüngerem Bruder Jim (*1963). In den USA wird das 47. Endspiel bereits als Harbaugh Bowl, HarBowl, SuperBaugh or Brother Bowl angekündigt. Für beide Coaches ist es die erste Teilnahme im Super Bowl als Cheftrainer, wobei John als Assistenztrainer 2004 mit den Philadelphia Eagles zumindest das Endspiel erreichte, dort allerdings mit 10:27 gegen New England verlor.
Die Zahlen die zählen
Wie immer beim American Football stehen zwar 11 Spieler pro Mannschaft auf dem Feld. Doch auf einige muss man besonders aufpassen, da sie immer für entscheidende Aktionen sorgen können. Dass den beiden Quarterbacks Joe Flacco (Baltimore #5) und Colin Kaepernick (SF #8) eine besondere Rolle zukommt, dürfte jedem klar sein, wobei Kaepernick, der nicht nur über einen guten Wurfarm sondern auch ein sehr gutes Laufspiel verfügt, in seiner erst zweiten Saison noch etwas besser war als Flacco, der dafür bei einigen Experten als der am meisten unterschätze Spielmacher der Liga gilt. Vor allem in der Postseason hat Flacco mit knapp 900 erworfenen Yards gezeigt, dass er zu den besten seines Fachs gehört.
Eine Schlüsselrolle dürfte noch dem Duell zwischen dem Altmeister auf der Linebackerposition Ray Lewis (Baltimore #52) und Runningback Frank Gore (SF #21) zukommen. Schaffen es die Kalifornier, ihr Laufspiel zu etablieren, dürften es die Ravens schwer haben, das Spiel für sich zu entscheiden. Wobei Lewis in seinem wohl letzten Spiel in der NFL alles dafür tun wird, genau das zu verhindern. Und in der Postseason hat der 37-Jährige mit 44 Tackles gezeigt, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Auf der anderen Seite dürften es die Ravens schwer haben, ihre Offensive um Runningback Ray Rice (#27) gegen die harte Verteidigung der 49ers um den zweitbesten Tackler der Liga, NaVorro Bowman (#53) und den zweitbesten Sacker der NFL, Aldon Smith (#99) in Szene zu setzen. Es wäre aber keine Überraschung, wenn sich ein andere Spieler groß in Szene setzen würde und für die spielentscheidendene Aktion sorgt.
Erste Niederlage garantiert
Trotz der überzeugenden Postseason der Ravens gelten die 49ers als leichter Favorit. Doch egal wie das Spiel ausgeht, eine Premiere wird es in jedem Fall geben. Denn beide Mannschaften haben in ihrer Franchise-Geschichte noch nie einen Super Bowl verloren. Während die Ravens allerdings erst einmal (2001 gegen die NY Giants) im Endspiel standen, haben die 49ers auch nach 5 Finals eine blütenweiße Bilanz (1981, 1984, 1988, 1989, 1994). Mit einem Sieg gegen Baltimore könnten sie sogar zum Rekordchampion, den Pittsburgh Steelers aufschließen. Doch bevor einer der Harbaughs die Vince Lombardi Trophy in den Nachthimmel von New Orleans strecken wird, müssen erst noch effektiv 60 Minuten Football gespielt werden.