Trendsport Snowkiten – der etwas andere „Skilift“ Peter Gzryb

Trendsport Snowkiten – der etwas andere „Skilift“

  • Marco Heibel
Snowkiten boomt. Der Nischensport ist eine Mischung aus Skifahren und Lenkdrachen fliegen. Welche Ausrüstung braucht man und wie kann man die Kunst erlernen, sich dreidimensional auf und über dem Schnee zu bewegen?

Snowkiten gehört genau genommen zur Kategorie des Segelsports, nur dass man über gefrorenes Wasser segelt. Beim Snowkiten lässt sich ein Ski- bzw. Snowboardfahrer von größeren Lenkdrachen über freie Schneeflächen ziehen. Die Fortbewegung funktioniert dabei nach dem Grundprinzip des Windsurfens oder Segelns, nur dass man dabei ohne Mast auskommt.

Snowkiten kombiniert Drachenfliegen und Skifahren


Statt eines Segels verwendet man einen großen Lenkdrachen, der an vier zirka 20 Meter langen Leinen hängt und dreidimensional im Windfenster bewegt werden kann. Je nach Position des Drachens steht dieser fast regungslos an einem Punkt in der Luft oder zieht mit erheblicher Kraft an den Seilen.



Gesteuert wird der Drache über eine Art Lenkstange, die am Ende der zwei Steuerleinen angebracht ist. Die beiden Hauptleinen führen vom Schirm, durch ein Loch in der Mitte der Bar, direkt zu einem Trapezhaken des Piloten. Hierüber wird etwa 90 Prozent der Zugkraft an den Haken des Trapezes übertragen und in Bewegung umgesetzt.

Snowkiten: Gesteuert wird wie beim Segeln


Die Tragflächenform des Drachens ermöglicht es auch gegen den Wind zu kreuzen und segelflugartige Sprünge auszuführen.
Durch ziehen an einem Ende der so genannten Bar, werden Steuerimpulse nach rechts oder links an den Drachen weitergegeben. Darüber hinaus kann die Bar vom Körper weg geschoben werden, um die Zugkraft zu reduzieren. Für mehr Power wird die Lenkstange näher an den Körper herangezogen, was den Anstellwinkel des Drachens im Wind verändert und damit den Druck im Segel erhöht.

Bei moderneren Kites fällt das Segel nahezu kraftlos vom Himmel, wenn die Bar losgelassen wird. Diese Sicherheitsfunktion ist einer sicherlich eine der Hauptgründe für die zunehmende Verbreitung des Kitesports auf Land und auf dem Wasser.

Wo kann man Snowkiten betreiben?


Snowktiten kann man grundsätzlich auf jeder ausreichend großen und beschneiten Fläche. Außerdem ist ausreichend Wind erforderlich. Die Windgeschwindigkeit sollte mindestens 8 Knoten (rund 15Km/h) betragen.

Wichtig dabei ist, dass die Fläche frei von störenden Hindernissen wie Strommasten, Bäumen, Häusern oder unbeteiligter Personen ist. Als Grundregel gilt es, immer mindestens zwei Leinenlängen, also zirka 40 Meter in Windrichtung Sicherheitsabstand zu halten.

Notwendige Ausrüstung zum Snowkiten


Man benötigt einen zu den Windverhältnissen passenden Kite, ein Sitz- oder Hüfttrapez, in den man das Lenk und Leinensystem einhaken kann und ein paar Ski oder ein Snowboard. Zur absoluten Pflichtausstattung gehört, vor allem auf harten Oberflächen ein Schutzhelm und gegebenenfalls Protektoren für Wirbelsäule.

Ein eigener Kite mit Leinen und Bar kostet neu je nach Größe Typ und Marke zwischen 500 und 1500 Euro, dazu kommt noch ein Trapez für 80-150 Euro und selbstverständlich die entsprechende Schneeausrüstung.

Tipps zum Einstieg ins Snowkiten


Anfänger sollten die ersten Schritte unbedingt unter Aufsicht eines professionellen Snowkite-Lehres wagen. Ein Kite-Leherer bietet neben wichtigen Tipps für den Einstieg meist auch relativ kostengünstiges Leihmaterial. Der Preis für den Unterricht inklusive Leihgebühr beläuft sich im Schnitt auf etwa 90-100 Euro pro Tag.

Wird dieser Sport mit einer guten theoretischen Grundlage und dem nötigen Respekt vor den Naturgewalten betrieben, sollten sich bereits nach zwei Tagen die ersten Erfolgserlebnisse einstellen. Hier hat Snowkiten einen deutlichen Vorteil gegenüber dem Kitesurfen, da Anfänger teilweise über eine Woche benötigen, um ihre ersten 50 Meter auf dem Wasser zu fahren.

Die größte Schwierigkeit für Anfänger ist es, sowohl die Bretter unter den Füßen, als auch den Drachen sicher zu kontrollieren. Das Beherrschen von Sportarten, wie Skifahren, Wakeboarden und Surfen ist zwar keine zwingende Voraussetzung, erleichtert aber den schnellen Lernerfolg.

Den Lenkdrachen kontrollieren ist die erste Übung


Bevor man sich allerdings mit Skiern und Lenkdrachen auf das Feld wagt, sollte man zunächst mit einem kleineren Trainings-Lenkdrachen üben. Durch diese Vorübung lernt man, wie sich ein Kite bei Lenkimpulsen und unterschiedlichen Positionen am Himmel verhält, beziehungsweise wann und wie sich die Zugkraft entfaltet.

Einen sicheren Start und Landung zu lernen ist dabei ebenso essenziell, wie das Auslösen des Sicherheitsmechanismus. Wird der Fahrer in einer Situation überfordert, sollte er stets in der Lage sein, den Drachen durch einen einfachen Handgriff kontrolliert zum Absturz zu bringen, um Unfälle zu vermeiden.

Hat man diese ersten Schritte verinnerlicht, kann es mit angeschnallten Brettern auf die Piste oder einen zugeschneiten Acker gehen. Und man darf sich schon mal auf Flug-Action freuen: Fortgeschrittene holen sich ihren Kick durch mehrere Meter hohe und weite Sprünge. Aber selbst das bloße Fahren der ersten Meter zaubert Anfängern ein deutliches Lächeln ins Gesicht, das meist mit einem irreversiblen Suchgefühl einhergeht.

Autor: Peter Gzryb

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