Müde durch den Tag – Diabetes kann zu Schlafstörungen führen
- Jörg Birkel
VON RAPHAEL BRÜGGER
Der Chefarzt der Abteilung Neurologie und Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums am Klinikum Dachau betont, zwischen Schlaf und Hormonen bestehe eine „enge wechselseitige Beziehung“. Ob zu viel oder zu wenig Zucker - das eine ist eine direkte Folge von Diabetes, das andere kann eine indirekte Folge sein.
Personen mit Diabetes mellitus, oft als Zuckerkrankheit bezeichnet, haben einen erhöhten Blutzuckerspiegel. Dieser entsteht bei Typ 1 Diabetes durch das Absterben von Zellen, welche Insulin produzieren. Dieses Hormon ist für die Verarbeitung des Zuckers zuständig. Es ermöglicht den Zellen, den Zucker aufzunehmen. Typ 2 Diabetes zeichnet sich dadurch aus, dass zwar genug Insulin vorhanden ist, die Zellen jedoch auf dieses nicht mehr reagieren.
Ein nicht ausbalancierter Zuckerhaushalt stört den Schlaf
Ist der Blutzuckerspiegel zu hoch, braucht der Körper viel Wasser. Trinkt der Mensch viel steigt der Harndrang. Dies führt dazu, dass viele Diabetiker nachts urinieren müssen. Dafür müssen sie möglichst aufstehen, was den Schlaf erheblich stört. Vor allem dann, wenn der Toilettenbesuch in der Nacht nicht nur einmal, sondern zwei- oder dreimal stattfindet.
Das Gehirn benötigt Glukose. Ist im Blut zu wenig Zucker bekommt es jedoch zu kleine Mengen. Folge: Das Hirn sendet Stresshormone aus. Diese führen zu Reaktionen wie Schwitzen oder einem erhöhten Puls. Hierdurch wird der Schlaf zwar meist nicht unterbrochen, er ist jedoch unruhig und verliert an Qualität. Man fühlt sich trotz genügend Schlaf schlapp.
Folgen des Schlafmangels – Diabetes wird sogar verstärkt
Schlafmangel hat viele Folgen, die aber leider noch von vielen unterschätzt werden. Wer chronisch müde ist läuft schneller Gefahr, an psychischen Krankheiten wie Depressionen zu erkranken. Auch die Zahl der Verkehrsunfälle, die durch Sekundenschlaf verursacht werden, ist alarmierend. So sein fast ein viertel aller tödlichen Verkehrsunfälle darauf zurückzuführen, betont Prof. Thomas Penzel, wissenschaftlicher Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums an der Berliner Charité.
Schlafstörungen können sogar dick machen. Laut Wissenschaftlern der University of Colorado verbrauchen Menschen zwar mehr Kalorien, wenn sie wach sind, jedoch sei gerade abends die Lust auf kalorienreiches Essen am größten. Diese Tatsache und der fehlende Schlaf, durch den der Blutzuckerspiegel eigentlich effektiver reguliert werden könnte, führen zu einem noch weniger ausbalancierterem Zuckerhaushalt.
Nachjustieren hilft
Es wird deutlich, dass besonders Diabetiker gefährdet sind, an Schlafmangel und vor allem an dessen Folgen zu leiden. Es wird daher empfohlen, die Insulinmenge, welche dem Körper zugeführt wird, so gut wie möglich zu dosieren, um den Zuckerhaushalt in Balance zu bringen. Das kann zwar langwierig sein, hilft jedoch ungemein. Immerhin können Störfaktoren, welche den Schlaf beeinflussen, begrenzt und teilweise sogar ganz beseitigt werden. Treiben Sie darüber hinaus viel Sport und ernähren Sie sich gesund, um einen gesunden Schlaf zu garantieren.