Pflaster ohne Kleber – US-Forscher experimentieren thinkstockphotos.com

Pflaster ohne Kleber – US-Forscher experimentieren

  • Nils Borgstedt
Pflaster belasten die Haut. Gerade der verarbeitete Klebstoff setzt empfindlicher Haut immer wieder zu. Damit die Haut in Zukunft weniger gereizt wird, experimentieren amerikanische Forscher gerade an einem kleberfreien Pflaster. Das Vorbild für diese Neuentwicklung: Die Natur.

Amerikanische Forscher der Harvard Medical School in Boston entwickeln derzeit ein Pflaster, das komplett ohne Klebstoff auskommen soll. Stattdessen sollen hunderte Mikronadeln aus Kunststoff für festen Halt sorgen.

Die Plastiknadeln haben einen festen Körper aus Polystyren, die Spitzen bestehen aus einem Polystyren-Polyacrylat-Gemisch. Sie bohren sich beim Auftragen des Pflasters in die Haut, saugen sich mit Wasser voll und schwellen an. Dadurch sitzt das Pflaster fest und kann nicht verrutschen.

Das Einsatzgebiet der neuartigen Pflaster sehen die Forscher vor allem bei Verletzungen, die eine starke Fixierung des Pflasters benötigen, beispielsweise bei Hauttransplantationen nach Verbrennungen. Bisher wird die transplantierte Haut mit Klammern befestigt, wodurch umliegendes Gewebe und Gefäße traumatisiert werden. Auch das Ablösen ist in der Regel unangenehm. Das Entfernen des neuen Pflasters soll weniger schmerzvoll sein.

Einen weiteren Vorteil sehen die Forscher darin, dass die Nadeln mit bioaktiven Therapeutika, beispielsweise Antibiotika, beladen werden könnten, die so direkt an der betroffen Stelle wirken könnten. Das Infektionsrisiko wird außerdem gesenkt.

Hintergrund der Wirkweise des neuen Pflasters

Bei der Entwicklung des Pflasters haben sich Jeffrey Karp und seine Kollegen an der Natur orientiert – Stichwort Bionik. Der Kratzwurm, ein Parasit, der im Darm von Fischen lebt, hat eine Methode entwickelt, möglichst lange in seinem Wirt zu verbleiben. Um nicht mit der verdauten Nahrung gen After gedrückt und letztlich ausgeschieden zu werden, bohrt er seinen Rüssel in die Darmwand. Dort füllt sich der Rüssel mit Wasser, schwillt an und kann nicht mehr herausrutschen. Somit hat der Kratzwurm einen festen Halt und kann länger in seinem Wirtskörper hausen.

Ob und wann diese Funktionsweise flächendeckend beim Menschen in Form des Pflasters zum Einsatz kommt, muss abgewartet werden. Es scheint aber eine durchaus vielversprechende Alternative zu sein.

Quelle: Yang, Seung Yun, et al. A bio-inspired swellable microneedle adhesive for mechanical interlocking with tissue. Nature Communications 4, Epub 16. 04. 2013.
http://www.readcube.com/articles/10.1038/ncomms2715

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