gettyimages -- Julius Brink im Moment seines größten Erfolges: Olympiasieger 2012 in London, gemeinsam mit Jonas Reckermann (li.)
Immer eine Handbreit Sand unter den Füßen – Julius Brink im Interview
Julius Brink lässt sich derzeit einen Schnurrbart für den guten Zweck wachsen. Warum er das tut und was er heute sportlich und beruflich macht, hat uns der Beachvolleyball-Olympiasieger von 2012 bei einer Veranstaltung in Paris zugunsten der Movember Stiftung verraten.
netzathleten: Julius, vor fünf Jahren hast Du Deine aktive Karriere als Beachvolleyballer beendet. Vermisst Du den Sand unter den Füßen?
Julius Brink: Als Beachvolleyballer wird man den Sand glaube ich nie so richtig los. Auch nach so vielen Jahren finde ich noch immer mal irgendwo Sand bei mir zu Hause. Aber im Vergleich zum Otto-Normal-Deutschen habe ich auch noch immer recht viel Sand unter den Füßen, bin ich ja immer noch mit dem Sport verbunden. Sand unter den Füßen verbinde ich jedoch auch immer mit Entspannung. Sein Arbeitsumfeld so definieren zu dürfen, ist doch ein enormes Privileg.
netzathleten: Wo würdest Du denn sagen, gibt es den besten Sand für Beachvolleyballer?
Julius Brink: Da muss ich ein wenig differenzieren, es gibt ja zum einen Sand, der gut zu bespielen ist und solcher, der einem Turnier oder einer Gegend ein tolles Ambiente verleiht. Den besten Sand zum Spielen hatten wir definitiv bei unserem Olympiasieg in London, der stammte meines Wissens aus Schottland. Bei Olympia unterliegt der Sand nun mal ganz besonderen Qualitätskontrollen, ist daher auch immer der teuerste. Der Sand muss eine ganz spezielle Körnung haben, wird dreimal gewaschen, muss im TV gut bei normalen Lichtverhältnissen und auch bei Flutlicht rüberkommen. Der Untergrund ist auch ganz entscheidend, schließlich hat ein Strand bei Regen eine bessere Versickerung ,als wenn ein Feld in einer Stadt aufgeschüttet wird. So sinkt man je nach den Bedingungen auch unterschiedlich tief ein. Wenn es jetzt rein um das Ambiente geht, dann ist der Strand am Mount Maunganui in Neuseeland mein absoluter Sand-Favorit. Dort durften wir immer mal ein Trainingslager absolvieren, traumhaft.
netzathleten: Wie sieht das Training eines Beachvolleyballers denn genau aus? Nicht alles wird sich an solch traumhaften Stränden abspielen…
Julius Brink: Natürlich haben wir viel Ausdauer trainiert, im Vordergrund stand aber immer die Arbeit im propriozeptiven Bereich. Passend zu unserem Sport auf Sand haben wir demnach viel auf unstabilen Untergründen gearbeitet, dabei besonderen Wert auf Krafttraining der unteren Extremitäten gelegt. Die Beine trainiert man von den Methoden her nahezu wie ein Gewichtheber – wenn auch nicht mit den gleichen Gewichten. (lacht)
netzathleten: Hat das viele Training, Deine aktive Laufbahn generell, gesundheitliche Spuren hinterlassen?
Julius Brink: Ich habe zum Glück keinerlei Folgeschäden, mit denen ich mich herumplage. Zwar waren meine körperlichen Voraussetzungen gar nicht optimal für den Leistungssport, vor allem im Hüftbereich. Aber ich kam bis auf die Verletzungen gegen Ende der aktiven Zeit eigentlich gut davon, bin beschwerdefrei heute.
netzathleten: Als Leistungssportler wurdest Du medizinisch natürlich immer professionell betreut, bei der Movember-Veranstaltung hier in Paris geht es um gesundheitliche Vorsorge in Sachen Prostata- oder Hodenkrebs sowie psychischer Probleme, für die man ja selbst die Initiative ergreifen muss. Wie motivierst Du Dich dafür?
Julius Brink: Tatsächlich waren Arzt und Physiotherapeut meine ständigen Begleiter und Vorsorge bestand zu meiner aktiven Zeit nur aus den beiden Zahnarztbesuchen pro Jahr. Männerkrankheiten und deren Früherkennung sind unter Sportlern und der übrigen Gesellschaft aber leider noch immer ein Tabuthema. Aber auch ich muss und werde solche Vorsorge-Untersuchungen nun angehen, schließlich gehe ich langsam auf die 40 zu. Der Bart als Symbol und der offene Umgang mit dem Thema ist für mich das Tolle an der Movember-Kampagne. Sie schafft auf entspannte, ja schon lustige Art und Weise, Aufmerksamkeit für so ein wichtiges Thema. Deshalb engagiere ich mich auch sehr gerne dafür und hoffe, noch mehr Männer für das Thema sensibilisieren und für den Gang zum Arzt motivieren zu können, schließlich ist die Brustkrebsvorsorge längst auch kein Tabuthema mehr für Frauen.
netzathleten: Und lässt Dir deshalb in diesem November tatsächlich selbst einen Schnurrbart stehen, das offizielle Erkennungszeichen der Movember Foundation…
Julius Brink: Zum Spaß und gleichermaßen zum Unmut meiner Frau habe ich mir schon öfter mal einen Schnurrbart stehen lassen, wenn ich meinen Bart drumherum abrasiert habe. Sie sagte mir dann immer, ich solle diesen auch noch wegrasieren. Jetzt freue ich mich aber darauf, dass ich den Bart auch endlich mal so tragen kann, schließlich kann sie im aktuellen Fall ja einfach nichts dagegen haben, der gute Zweck legitimiert das Ganze. (lacht) Ich kann sie aber natürlich auch ein wenig verstehen, in meiner Generation war und ist der Oberlippenbart nun mal nicht so verbreitet. Und ich selbst bin auch sehr gespannt, wie das ankommt.
Julius Brink: Gerade am vergangenen Wochenende bin ich den Marathon in Frankfurt gegangen. (lacht) Vielleicht sollte man sich doch etwas gewissenhafter auf einen Marathon vorbereiten als ich das getan habe, so viel habe ich immerhin gelernt in diesen gut sechs Stunden. Joggen gehe ich natürlich schon gerne, habe jetzt auch mit Boxen angefangen. Ich schlage aber nur in Pratzen, nicht auf Menschen. Beruflich warten ebenfalls viele spannende Aufgaben da draußen. So bin ich als Produzent für das Red Bull Media House der Beachvolleyball-Tour unterwegs, die insgesamt 34 Turniere umfasst. Im Fokus stehen die sechs großen Turniere, die als TV-Produkt spannender als bisher produziert werden, mehr Menschen erreichen sollen. Dazu bin ich natürlich hier und da auch noch mit Jonas (Jonas Reckermann, früherer Team-Partner und mit Brink Olympiasieger in London; Anm. d. Red.) bei Beachvolleyball-Camps im Robinson Club unterwegs und halte Vorträge zum Themen Diversity und Umgang mit Niederlagen.
netzathleten: Danke Dir für das offene Gespräch, viel Gesundheit für die Zukunft und immer eine Handbreit Sand unter den Füßen, Julius.
Hintergrund:
Zur Person: Julius Brink:
Julius Brink (37) ist ein ehemaliger deutscher Beachvolleyballspieler, wurde mit seinem Partner Jonas Reckermann Olympiasieger in London 2012, war Welt- und Europameister und gewann zahlreiche weitere Turniere. Darüber hinaus studierte er Sportbusiness Management und ist als Experte für verschiedene TV-Sender tätig. Zudem ist er als Keynote-Speaker bei Workshops und Vorträgen und in verschiedenen TV-Formaten zu sehen.
#movember
Die Movember Foundation setzt sich aktiv für die Gesundheit von Männern ein. Männer haben oft mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, über die kaum gesprochen wird. Die häufigste Krebsart bei Männern zwischen 25 und 45 Jahren ist zum Beispiel Hodenkrebs. Und auch psychische Probleme werden oft verschwiegen. Die Movember Foundation setzt sich unter anderem für die Selbstmordprävention ein und will mit vielen Aktionen Aufmerksamkeit für die Männergesundheit schaffen. Seit 2003 haben sie den November zum Movember ausgerufen – dem Awareness-Monat für Männergesundheit. Das Mo im Wort kommt von Moustache. Die Devise: Schnurrbart wachsen lassen und so ins Gespräch kommen, um für dieses relevante Thema Aufmerksamkeit zu kreieren.
L‘Oréal Men Expert unterstützt die Movember Foundation seit 2017 und hat seitdem über 1 Millionen Euro gespendet. In diesem Jahr bekommt die Marke fußballerische Unterstützung und macht gemeinsam mit dem BVB auf das Thema Männergesundheit aufmerksam.
Julius Brink: Als Beachvolleyballer wird man den Sand glaube ich nie so richtig los. Auch nach so vielen Jahren finde ich noch immer mal irgendwo Sand bei mir zu Hause. Aber im Vergleich zum Otto-Normal-Deutschen habe ich auch noch immer recht viel Sand unter den Füßen, bin ich ja immer noch mit dem Sport verbunden. Sand unter den Füßen verbinde ich jedoch auch immer mit Entspannung. Sein Arbeitsumfeld so definieren zu dürfen, ist doch ein enormes Privileg.
netzathleten: Wo würdest Du denn sagen, gibt es den besten Sand für Beachvolleyballer?
Julius Brink: Da muss ich ein wenig differenzieren, es gibt ja zum einen Sand, der gut zu bespielen ist und solcher, der einem Turnier oder einer Gegend ein tolles Ambiente verleiht. Den besten Sand zum Spielen hatten wir definitiv bei unserem Olympiasieg in London, der stammte meines Wissens aus Schottland. Bei Olympia unterliegt der Sand nun mal ganz besonderen Qualitätskontrollen, ist daher auch immer der teuerste. Der Sand muss eine ganz spezielle Körnung haben, wird dreimal gewaschen, muss im TV gut bei normalen Lichtverhältnissen und auch bei Flutlicht rüberkommen. Der Untergrund ist auch ganz entscheidend, schließlich hat ein Strand bei Regen eine bessere Versickerung ,als wenn ein Feld in einer Stadt aufgeschüttet wird. So sinkt man je nach den Bedingungen auch unterschiedlich tief ein. Wenn es jetzt rein um das Ambiente geht, dann ist der Strand am Mount Maunganui in Neuseeland mein absoluter Sand-Favorit. Dort durften wir immer mal ein Trainingslager absolvieren, traumhaft.
Gutes Geläuf: "Der Sand in London war der beste", sagt Julius Brink
netzathleten: Wie sieht das Training eines Beachvolleyballers denn genau aus? Nicht alles wird sich an solch traumhaften Stränden abspielen…
Julius Brink: Natürlich haben wir viel Ausdauer trainiert, im Vordergrund stand aber immer die Arbeit im propriozeptiven Bereich. Passend zu unserem Sport auf Sand haben wir demnach viel auf unstabilen Untergründen gearbeitet, dabei besonderen Wert auf Krafttraining der unteren Extremitäten gelegt. Die Beine trainiert man von den Methoden her nahezu wie ein Gewichtheber – wenn auch nicht mit den gleichen Gewichten. (lacht)
netzathleten: Hat das viele Training, Deine aktive Laufbahn generell, gesundheitliche Spuren hinterlassen?
Julius Brink: Ich habe zum Glück keinerlei Folgeschäden, mit denen ich mich herumplage. Zwar waren meine körperlichen Voraussetzungen gar nicht optimal für den Leistungssport, vor allem im Hüftbereich. Aber ich kam bis auf die Verletzungen gegen Ende der aktiven Zeit eigentlich gut davon, bin beschwerdefrei heute.
netzathleten: Als Leistungssportler wurdest Du medizinisch natürlich immer professionell betreut, bei der Movember-Veranstaltung hier in Paris geht es um gesundheitliche Vorsorge in Sachen Prostata- oder Hodenkrebs sowie psychischer Probleme, für die man ja selbst die Initiative ergreifen muss. Wie motivierst Du Dich dafür?
Julius Brink: Tatsächlich waren Arzt und Physiotherapeut meine ständigen Begleiter und Vorsorge bestand zu meiner aktiven Zeit nur aus den beiden Zahnarztbesuchen pro Jahr. Männerkrankheiten und deren Früherkennung sind unter Sportlern und der übrigen Gesellschaft aber leider noch immer ein Tabuthema. Aber auch ich muss und werde solche Vorsorge-Untersuchungen nun angehen, schließlich gehe ich langsam auf die 40 zu. Der Bart als Symbol und der offene Umgang mit dem Thema ist für mich das Tolle an der Movember-Kampagne. Sie schafft auf entspannte, ja schon lustige Art und Weise, Aufmerksamkeit für so ein wichtiges Thema. Deshalb engagiere ich mich auch sehr gerne dafür und hoffe, noch mehr Männer für das Thema sensibilisieren und für den Gang zum Arzt motivieren zu können, schließlich ist die Brustkrebsvorsorge längst auch kein Tabuthema mehr für Frauen.
Julius Brink bei der "La Nuit de la Moustache" in Paris (©L´Oréal Men Expert)
netzathleten: Und lässt Dir deshalb in diesem November tatsächlich selbst einen Schnurrbart stehen, das offizielle Erkennungszeichen der Movember Foundation…
Julius Brink: Zum Spaß und gleichermaßen zum Unmut meiner Frau habe ich mir schon öfter mal einen Schnurrbart stehen lassen, wenn ich meinen Bart drumherum abrasiert habe. Sie sagte mir dann immer, ich solle diesen auch noch wegrasieren. Jetzt freue ich mich aber darauf, dass ich den Bart auch endlich mal so tragen kann, schließlich kann sie im aktuellen Fall ja einfach nichts dagegen haben, der gute Zweck legitimiert das Ganze. (lacht) Ich kann sie aber natürlich auch ein wenig verstehen, in meiner Generation war und ist der Oberlippenbart nun mal nicht so verbreitet. Und ich selbst bin auch sehr gespannt, wie das ankommt.
Star-Barber Rob McMillen aus New York rasiert Brink den Schnurrbart (©L´Oréal Men Expert)
netzathleten: Apropos ankommen, wie bist Du im Leben nach dem Sport angekommen? Was machst Du heute noch in sportlicher Hinsicht, was beruflich?Julius Brink: Gerade am vergangenen Wochenende bin ich den Marathon in Frankfurt gegangen. (lacht) Vielleicht sollte man sich doch etwas gewissenhafter auf einen Marathon vorbereiten als ich das getan habe, so viel habe ich immerhin gelernt in diesen gut sechs Stunden. Joggen gehe ich natürlich schon gerne, habe jetzt auch mit Boxen angefangen. Ich schlage aber nur in Pratzen, nicht auf Menschen. Beruflich warten ebenfalls viele spannende Aufgaben da draußen. So bin ich als Produzent für das Red Bull Media House der Beachvolleyball-Tour unterwegs, die insgesamt 34 Turniere umfasst. Im Fokus stehen die sechs großen Turniere, die als TV-Produkt spannender als bisher produziert werden, mehr Menschen erreichen sollen. Dazu bin ich natürlich hier und da auch noch mit Jonas (Jonas Reckermann, früherer Team-Partner und mit Brink Olympiasieger in London; Anm. d. Red.) bei Beachvolleyball-Camps im Robinson Club unterwegs und halte Vorträge zum Themen Diversity und Umgang mit Niederlagen.
netzathleten: Danke Dir für das offene Gespräch, viel Gesundheit für die Zukunft und immer eine Handbreit Sand unter den Füßen, Julius.
Hintergrund:
Zur Person: Julius Brink:
Julius Brink (37) ist ein ehemaliger deutscher Beachvolleyballspieler, wurde mit seinem Partner Jonas Reckermann Olympiasieger in London 2012, war Welt- und Europameister und gewann zahlreiche weitere Turniere. Darüber hinaus studierte er Sportbusiness Management und ist als Experte für verschiedene TV-Sender tätig. Zudem ist er als Keynote-Speaker bei Workshops und Vorträgen und in verschiedenen TV-Formaten zu sehen.
Julius Brink und Jonas Reckermann (li.) nach ihrem Olympiasieg in London 2012
#movember
Die Movember Foundation setzt sich aktiv für die Gesundheit von Männern ein. Männer haben oft mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, über die kaum gesprochen wird. Die häufigste Krebsart bei Männern zwischen 25 und 45 Jahren ist zum Beispiel Hodenkrebs. Und auch psychische Probleme werden oft verschwiegen. Die Movember Foundation setzt sich unter anderem für die Selbstmordprävention ein und will mit vielen Aktionen Aufmerksamkeit für die Männergesundheit schaffen. Seit 2003 haben sie den November zum Movember ausgerufen – dem Awareness-Monat für Männergesundheit. Das Mo im Wort kommt von Moustache. Die Devise: Schnurrbart wachsen lassen und so ins Gespräch kommen, um für dieses relevante Thema Aufmerksamkeit zu kreieren.
L‘Oréal Men Expert unterstützt die Movember Foundation seit 2017 und hat seitdem über 1 Millionen Euro gespendet. In diesem Jahr bekommt die Marke fußballerische Unterstützung und macht gemeinsam mit dem BVB auf das Thema Männergesundheit aufmerksam.
Derk Hoberg (li.) traf Julius Brink vor der "La Nuit de la Moustache" in Paris zum Interview