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Typisch Schonach - Eric Frenzels Kolumne
- Eric Frenzel
Eric Frenzel schreibt während Weltcupsaison 2014/15 regelmäßig eine Kolumne für netzathleten.de. Heute verrät er, was er am Weltcuport Schonach so besonders findet.
Wir deutschen Kombinierer lieben den deutschen Weltcuport im Schwarzwald sehr; vor allem das heimische Publikum bereitet uns immer einen ungemein schönen Empfang und feuert uns enthusiastisch an den Loipen an. Ich bezeichne Schonach immer gerne als das Erzgebirge des Westens, zumal sich, wie in meiner Heimat, rund um das Weltcupgeschehen viele liebenswerte Traditionen entwickelt haben; dabei habe ich als Leistungssportler natürlich vor allem den legendären Schwarzwaldpokal vor Augen, der ein Wanderpokal ist und den man erst endgültig nach Hause nehmen darf, wenn man ihn dreimal hintereinander oder fünf Mal insgesamt gewonnen hat.
Schonach war und ist beim Weltcup historisch nicht deutsches Terrain und manche sprechen von einem „Schonacher Fluch“. Der letzte deutsche Einzelerfolg liegt über zwanzig (!) Jahre zurück. Schonach bedeutet regelmäßig schwierige Rahmenbedingungen und damit schwierige Wettkämpfe. Wie auch in den vergangenen Jahren waren es auch diesmal zu warme Temperaturen, mit so viel Wind und so viel Regen am ersten Wettkampftag, wie ich es bisher in meiner Weltcupzeit noch nie erlebt hatte. Nach dem Rennen haben wir uns alle vor dem Publikum verneigt und applaudiert, viele Autogramme gegeben und uns für den Beistand an der Strecke trotz des stürmischen Wetters bedankt.
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Ein Dankeschön an das Publikum war auch unser Mannschaftssieg auf der Schanze und in der Loipe gegen unseren ärgsten Mitstreiter Norwegen, den wir in dieser Saison zum ersten Mal besiegen konnten, was uns als Mannschaft im Hinblick auf die Vergabe des Mannschafts-WM-Titels mächtig Auftrieb gegeben hat. Es war ein packender Wettkampf vor allem auf der Schanze, den wir alle sehr konzentriert angegangen sind und wir sehr erfolgreich absolviert haben. Die gute, geschlossene Mannschaftsleistung auf der Sprungschanze wird bei dem WM-Teamkampf der Schlüssel zum Erfolg sein.
Die Wetterkapriolen setzen sich dann fort, als wir am Sontag beim Einzelrennen den strahlendsten Sonnenschein hatten, über den wir uns eigentlich auch gefreut hatten; aber auch dieser Wetterumschwung war für uns vom Fluch erfasst. Nüchtern gesagt, mussten wir früh im Rennen feststellen, dass die anderen Teams besseres Material unter den Füßen hatten, vor allem bei den Österreichern und den Norwegern war dies offensichtlich bei den Abfahrten sichtbar; immer wieder ergaben sich bei den Abfahrten Vorsprünge für die Gegner, die man, je länger das Rennen lief, natürlich immer schwieriger zulaufen konnte. Die letzten Anstiege haben uns dann getötet. Das Spiel mit dem Material bei solch wechselnden Wetterbedingungen ist nicht immer leicht zu handhaben, über die gesamte Saison hin gleicht sich so etwas ja auch wieder aus.
Wir schauen nun auf den nächsten Wettkampfort in Frankreich, wo uns ein ähnlich enthusiastisches Publikum wie in Schonach erwartet. Ich freue mich auf die Tour-de-France-Stimmung in den französischen Alpen und greife auf ein Neues an!
Herzlichst
Eric Frenzel