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DSV-Sportdirektor Maier im Interview – Kein unnötiger Druck
- Derk Hoberg
netzathleten: Herr Maier, das Wochenende lief blendend für den DSV, Maria Höfl-Riesch sammelte fleißig Punkte in Cortina d´Ampezzo und Felix Neureuther gewann zum zweiten Mal in Kitzbühel. Sotschi steht nun vor der Tür, die Voraussetzungen könnten nicht besser sein, oder?
Wolfgang Maier: Naja, das hat ja mit Olympia nicht viel zu tun. Bei den Olympischen Spielen finden wieder ganz neue Rennen statt und die heutigen Sieger gewinnen nicht automatisch auch in Sotschi.
netzathleten: Dennoch kann man jetzt doch mit breiter Brust nach Sotschi fahren…Wolfgang Maier: Wir haben ja auch nicht gesagt, dass wir ohne Selbstvertrauen dorthin fahren. Aber wenn Marcel Hirscher hier in Kitzbühel nicht eingefädelt hätte, hätte er heute vielleicht ganz oben gestanden. Dass Felix derzeit zweifelsohne eine gute Form hat und dass wir mit erhobenem Haupt nach Sotschi fahren, ist klar. Was ich allerdings nicht mag, ist, dass jetzt unnötig Druck von außen auf die Athleten aufgebaut wird.
netzathleten: Bei den Männern besteht das Team für Sotschi nur aus den Technikern, in den Speedisziplinen ist keiner dabei. Auch bei den Frauen ist das Team der Spitzenfahrerinnen im Vergleich zu den vergangenen Jahren ausgedünnt. Woran liegt das?
Wolfgang Maier: Es ist richtig, dass wir bei den Frauen deutlich an Land verloren haben. Über die Gründe müssen wir natürlich sprechen. Ein Teil derer, die noch vor einigen Jahren für Erfolge sorgten, fährt heute nicht mehr, andere hatten großes Verletzungspech und wieder andere haben sich nicht so weiterentwickelt, wie wir das erhofft hatten. Das ist meiner Meinung nach aber eine ganz normale Entwicklung in einem sportlichen Zyklus, zumindest aus deutscher Sicht. Wir haben einfach nicht die Masse an Athleten wie die klassischen Alpenländer beispielsweise. Die Entwicklung in der Damenmannschaft ist uns aber völlig bewusst und wir analysieren das natürlich eingehend.
netzathleten: Werfen wir zum Abschluss noch einen Blick auf die olympischen Pisten von Sotschi. Was erwarten Sie, wie werden diese den deutschen Athleten liegen?
Wolfgang Maier: Die Pisten in Sotschi sind nicht unbedingt die schwersten, vom technischen Anspruch liegen sie im Mittelfeld. Natürlich kommt es darauf an, wie sie präpariert sind. Für unsere Topathleten wie Maria Höfl-Riesch und Felix Neureuther stellen sie also keine großen Herausforderungen dar. Das gilt dann aber eben auch für die anderen Favoriten. Die Herren-Abfahrt hat allerdings extrem weite Sprünge zu bieten, aber da sich ja kein deutscher Abfahrer qualifiziert hat, brauchen wir uns darüber keinen Kopf zu machen.