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Interview mit Jens Lehmann
- Nils Borgstedt
Ziel des Projekts Kicking Girls ist es, Mädchen mit Migrationshintergrund den Übergang zum benachbarten Sportverein zu erleichtern und sie für den Sport zu gewinnen. Integration ist ein zentrales Stichwort. Jens Lehmann selbst kennt das Gefühl, sich als Ausländer in einer Mannschaft etablieren zu müssen, schließlich spielte er selbst lange Jahre im Ausland.
netzathleten.de: Sie haben selbst in Italien und England gespielt. Ist es Ihnen immer leicht gefallen, sich an die neue Kultur zu gewöhnen?
Jens Lehmann: Das war eigentlich sehr schön. In Deutschland kennt man natürlich nur den deutschen Weg. Von alle Ausländern, die kommen und mit einem in der Mannschaft spielen, erwartet man, dass sie sich anpassen. Irgendwann ist man dann selbst der Ausländer und sieht, dass man sich selber anpassen muss. Man merkt auch schnell, dass man mit seinem Weg, den man von zu Hause kennt, nicht so weit kommt. Trotzdem, und das ist das Glück, das ich hatte, merkt man, dass es noch andere, vielleicht bessere Wege zum Erfolg gibt.
netzathleten.de: Ist Ihnen die Anpassung an die neuen Kulturen schwer gefallen?
Jens Lehmann: Nein, nicht wirklich.
netzathleten.de: Und wo haben Sie sich am wohlsten gefühlt?
Jens Lehmann: In London. London ist glaube ich immer noch die Stadt in Europa, die am tolerantesten ist, in der jede Kultur, jede Nationalität ohne Probleme aufgenommen wird. Italien ist da schon anders.
netzathleten.de: Verfolgen Sie das Geschehen beim FC Arsenal noch?
Jens Lehmann: Ja, klar.
netzathleten.de: Und Ihre anderen Ex-Vereine? Welchem drücken Sie am meisten die Daumen?
Jens Lehmann: Ich verfolge sie alle. Aber irgendwann hat man das Problem, dass man, wie ich, bei fünf Vereinen gespielt hat. Da kann man dann nicht mehr sagen, ich bin großer Fan von dem und dem. Schalke sind meine Wurzeln, ich habe in Dortmund nette Menschen kennengelernt und auch selbst in Mailand, wo ich nicht so lange war. Arsenal war wahrscheinlich die beste Zeit und auch die zwei Jahre in Stuttgart möchte ich nicht missen. Von den ganzen Städten in denen ich gespielt habe, ist Stuttgart noch am ehesten zu nennen.
netzathleten.de: Finden Sie es schade, dass das Fan-Sein im Laufe der Zeit verloren geht?
Jens Lehmann: Das bringt der Beruf mit sich. Was macht man, wenn Stuttgart gegen Dortmund spielt? Für wen ist man dann?
netzathleten.de: Oder in der Champions League – Dortmund gegen Arsenal…
Jens Lehmann: Ich habe natürlich eine sehr enge Beziehung zu Arsenal London.
netzathleten.de: Vielen Dank für das Gespräch.
Wie seine Karriere begonnen hat und mit welchen Schwierigkeiten er zu kämpfen hatte, hat uns Jens Lehmann bereits in unserer Serie "Wie alles begann" erzählt. Hier geht's zum Interview