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Road to Sotschi - Jens Filbrich im Interview

  • Nils Borgstedt
Jens Filbrich ist so etwas wie der alte Hase im deutschen Langlaufteam. Mit der Vorbereitung auf die olympischen Spiele in Sotschi hat für den 34-Jährigen auch seine Abschiedssaison begonnen. In den kommenden Monaten werden wir Filbrich begleiten und immer wieder mit ihm über die Vorbereitung, aktuelle Geschehnisse der Saison und natürlich die olympischen Spiele sprechen.

netzathleten.de: Nun startet bald wieder eine Olympiasaison, Deine vierte – und Deine letzte Saison als Aktiver.
Jens Filbrich: Genau so ist es. Ich bin dann nach der Saison 35 Jahre alt und irgendwann ist es Zeit aufzuhören. So leid es mir tut, aber das ist nun mal der normale Gang der Dinge.

Netzathleten.de: Und welche Ziele hast Du Dir für deine Abschiedssaison gesteckt?
Jens Filbrich: Das übergeordnete Ziel ist natürlich Olympia. Das steht über allem. Das primäre Ziel lautet daher, dass ich mich so schnell wie möglich dafür qualifiziere. Am besten bis Weihnachten. Das ist ja immer schwer genug. Wenn das Ziel Olympiaqualifikation geschafft ist, ist natürlich im Weltcup auch die Tour de Ski nochmal ein Highlight, etwa mit dem Weltcup in Oberhof. Aber ganz klar: Olympia ist der Höhepunkt und da sollten die besten Ergebnisse rauskommen. Als Ziel nenne ich schon immer eine Medaille. Und das sollte auch immer der Anspruch sein. Für mich als einzelnen, wie auch für die Mannschaft. Und ich denke, mit ein bisschen Glück kann man wieder in jedem Wettbewerb um die Medaillen mitlaufen.

netzathleten.de: Du hast die Medaillen angesprochen. Man sagt, die Medaillen werden im Sommer gemacht. Wie ist denn dein aktueller Stand der Vorbereitung?
Jens Filbrich: Toi, toi, toi – bezogen auf die Vorbereitung klopfe ich erst einmal auf Holz. Bisher läuft alles sehr gut. Anfang Mai haben wir mit dem Training angefangen, waren schon in Sardinien beim Radfahren und Mitte August in Bulgarien im Trainingszentrum Belmeken in einem Höhentrainingslager. Ansonsten stand und steht natürlich das ganz normale Training hier am Stützpunkt in Oberhof an. Ich bin bisher ohne Verletzung und Krankheit durchgekommen. Das ist das Wichtigste in der Vorbereitung. Man muss sauber durchtrainieren können. Im Oktober kommt nochmal ein Höhentrainingslager im Schnalstal in Südtirol. Höhentraining ist sowieso das Schlagwort in diesem Winter, schließlich liegen die Langlauf- und Biathlonstrecken in Sotschi auch auf etwa 1.500 Meter.

netzathleten.de: Und wie muss man sich so ein Höhentrainingslager im Sommer vorstellen, beispielsweise das in Bulgarien? Ski werden da ja noch keine besonders große Rolle spielen…
Jens Filbrich: Bulgarien war ein reiner Kraftausdauer-Lehrgang. Das heißt, wir machen viele Bergläufe, alle in einer Höhe von 2.000 bis 2.500 Metern. Belmeken liegt ziemlich genau auf 2.000m. Außerdem standen viele Anstiegsläufe mit Berg- oder Skirollern und natürlich das allgemeine Krafttraining auf dem Trainingsplan. Im Schnalstal bildet dann das Gletschertraining den Schwerpunkt. Da sind dann die Ski auch dabei.

Netzathleten.de: Vermisst du die Ski im Sommer?
Jens Filbrich: Nicht wirklich. Wir haben in Oberhof ja die Skihalle und gehen schon zwei, drei Mal im Monat rein. Dadurch ist der Schneekontakt immer da und auch das Skigefühl geht nie ganz verloren. Für mich, der in Oberhof wohnt, ist es natürlich optimal, dass ich die Skihalle vor der Tür habe und nicht lange anreisen muss.

netzathleten.de: Aber mit draußen fahren kann man es nicht wirklich vergleichen, oder?
Jens Filbrich: Nein, das nicht. Es ist natürlich eine sehr spezielle Geschichte, im Skitunnel zu trainieren und hat auch keine Gemeinsamkeiten mit draußen. Auch die Schneeverhältnisse sind etwas anderes. Allerdings bietet die Halle auch viele Vorteile. Zum Beispiel jetzt im Herbst. Bei vier, fünf Grad und Regen kann man einfach in die Halle gehen, gut trainieren, ohne nass zu werden. Außerdem kann man den Ski testen, an der Technik feilen oder Videoanalysen machen. Insgesamt ist die Skihalle schon eine tolle Geschichte für uns Langläufer.

netzathleten.de: Zum Abschluss: Auf wie viele Stunden Training pro Woche kommst du derzeit?
Jens Filbrich: Das ist immer von der Phase abhängig. In Trainingslagern, wie zum Beispiel beim kommenden im Schnalstal, trainieren wir bis zu drei Stunden am Morgen und zwei am Nachmittag. Also fünf Stunden am Tag, bei sechs Trainingstagen – da kommt man schon auf seine 25 bis 30 Stunden. Das ist schon sehr viel. Es gibt aber auch Phasen der Rückanpassung, so wie jetzt, nach dem Lager in Belmeken. Da muss sich der Körper wieder an die Heimathöhe gewöhnen, da liegt man dann bei 20 Stunden pro Woche. Je mehr es Richtung Winter geht, wird das Training nochmal richtig forciert, das ist klar.

netzathleten.de: Alles klar, dann bedanken wir uns für das nette Gespräch und sind gespannt auf die kommenden Einblicke in deinen Trainingsalltag.

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