Interview mit Jonas Reckermann – Wie sieht die Zukunft aus? getty images; Der Karrierehöhepunkt: Olympiasieg in London 2012 mit Mannschaftskollege Julius Brink

Interview mit Jonas Reckermann – Wie sieht die Zukunft aus?

  • Nils Borgstedt
Im Rahmen der Verleihung der Laures World Sports Awards in Rio de Janeiro hatten wir die Möglichkeit, mit Olympiasieger Jonas Reckermann über seine Zukunftspläne und den neuen Partner seines Teamkollegen Julius Brink zu sprechen.

Im Januar dieses Jahres gab der 33-Jährige Beachvolleyballer Jonas Reckermann sein Karriereende bekannt. Die Gesundheit macht den Leistungssport nicht mehr mit. Aber wie geht es jetzt weiter für den Olympiasieger von London? Und was traut er dem Nationalteam zu, nachdem Sebastian Fuchs als neuer Partner von Julius Brink feststeht?

netzathleten: Jonas, Du musstest Deine Karriere aus gesundheitlichen Gründen beenden. Wie geht es Dir?
Jonas Reckermann: Gut, sehr gut eigentlich. Ich habe doch relativ schnell meinen Frieden mit dieser Entscheidung geschlossen. Ich kann daher nicht klagen.

netzathleten: Aber es fühlt sich doch sicherlich hin und wieder noch etwas komisch an, morgens aufzuwachen und zu wissen: Heute geht es nicht zum Training, nicht auf den Platz…
Jonas Reckermann: Ja, schon ein bisschen. Aber im Moment fühlt sich das gar nicht mal so negativ an. Gerade im Winter in den Beachhallen war das Training nicht immer purer Spaß. Insofern vermisse ich es im Augenblick nicht so sehr. Im Sommer wird das aber sicherlich nochmal anders sein, wenn das Wetter schön ist. Dann wird es jucken.

Vielleicht spüre ich es auch derzeit nicht so stark, weil ich gerade mein Examen mache (Reckermann studiert Geografie und Sport auf Lehramt, Anm. d. Redaktion). Daher habe ich auch jetzt einen sehr ausgefüllten Tagesablauf. Bisher hatte ich also noch nicht das Problem, dass ich nichts mit mir und der Zeit anzufangen wusste.

netzathleten: Und wie sehen Deine Zukunftspläne aus? Willst Du wieder zurück zum Beachvolleyball, vielleicht als Trainer?
Jonas Reckermann: Als Trainer erst einmal nicht. Ich möchte ein bisschen Abstand gewinnen und als Trainer hat man ja doch ein recht ähnliches Leben wie vorher, nur dass man außerhalb des Platzes steht. Für die Zukunft möchte ich das nicht völlig ausschließen, aber erst mal kommt das nicht in Frage. Dem Beachvolleyball bleibe ich aber natürlich trotzdem verbunden. Bei Sky bin ich als Beachvolleyball-Experte bei den deutschen Turnieren dabei, mit Julius (Julius Brink, ehemaliger Beachvolleyball-Partner von Reckermann, Anm. d. Redaktion) mache ich noch ein paar Projekte, wie Beachvolleyball-Camps und natürlich Sponsorentermine. Außerdem habe ich vor eineinhalb Jahren eine Firma gegründet und halte Vorträge. Langweilig wird mir also so schnell nicht.

netzathleten: Du hast Julius Brink, Deinen Teamkollegen angesprochen. Er hat jetzt einen neuen Partner, Sebastian Fuchs. Die beiden gehen als Nationalteam aufs Feld. Was sagst Du zu der Besetzung?
Jonas Reckermann: Das ist eine Superwahl. Ich glaube, das ist ein sehr erfolgsversprechendes Duo. Sebastian hat ein Riesenpotential. Er ist zwar noch etwas unerfahren und man muss sehen, wie schnell er sein Potential konstant abrufen kann, aber ich glaube, dass die Jungs von Anfang an in der Lage sind, richtig gute Resultate zu machen. Dennoch muss man ihnen Zeit geben. Es dauert natürlich bis man sich an die Weltspitze herangepirscht hat, vor allem im Falle von Sebastian. Julius ist das logischerweise schon gelungen. Und auch als Team muss man sich erst mal finden.

netzathleten: Worin liegen die Schwierigkeiten, wenn man einen neuen Partner bekommt?
Jonas Reckermann: Man muss sich einfach aneinander gewöhnen. Julius und ich haben uns am Ende mehr oder weniger blind verstanden. Wir mussten auf dem Feld keine großen Absprachen mehr treffen, zumindest bei den elementaren Sachen. Da reicht ein Blick und man weiß, was der andere meint. Diese Routine muss man erreichen. Mit Sebastian hat Julius vielleicht neue Optionen, die er nutzen kann, andere, die mit mir funktionierten, fallen dann vielleicht weg. Man muss einfach lernen, wo die Stärken und Schwächen des anderen liegen.

netzathleten: Wirst Du die beiden unterstützen? Und wenn ja, wie?
Jonas Reckermann: Mit Julius habe ich natürlich noch viel Kontakt, ein Austausch ist also da. Allerdings werde ich keine offizielle Funktion übernehmen. Die Jungs haben ein super Trainerteam, das gleiche, mit dem auch wir zusammengearbeitet haben.

netzathleten: Die Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Zeit sind also gelegt. Was traust Du dem Team Brink/Fuchs zu?
Jonas Reckermann: Ich glaube, dass sie schon dieses Jahr sehr erfolgreich sein können. Allerdings muss man den beiden Zeit geben. Man darf nicht sofort zu viel erwarten. Wie gesagt kommt erst mal eine Gewöhnungsphase, sie müssen sich finden.

netzathleten: Und die Verteidigung der Goldmedaille in Rio 2016 – ist das machbar?
Jonas Reckermann: Es ist noch zu früh, das zu beurteilen. Eine Olympiaqualifikation ist ja auch nicht so einfach und muss erst mal geschafft werden. Sollten die beiden aber in zwei Jahren in der Weltspitze etabliert sein, kann man darüber sprechen. Freuen würde ich mich natürlich darüber, wenn die Goldmedaille 2016 nicht nur in Europa, sondern in Deutschland bleiben würde.

netzathleten: Na dann drücken wir den beiden auf dem Feld und Dir bei deiner „zweiten Karriere“ die Daumen.

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