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„Da ging dem Raab die Düse“ – Interview mit Chris Pfeiffer
- Derk Hoberg
netzathleten: Hallo Chris, wie bist Du zum Motorradsport, insbesondere zum Streetbike Freestyle gekommen? Das ist ja kein alltäglicher Sport.
Chris Pfeiffer: Zum Motorradfahren bin ich durch meinen Vater gekommen. Er ist selber leidenschaftlicher Motorradler und er hat es mir ermöglicht, schon mit fünf Jahren erste Runden im Garten zu fahren. Zum Stuntfahren bin ich erst relativ spät gekommen, nachdem ich lange Zeit Enduro und Trial gefahren bin.
netzathleten: Du kommst viel herum durch Deinen Sport, ist das ein Teil dessen, was die große Faszination am Streetbike Freestyle für Dich ausmacht?
Chris Pfeiffer: Das Reisen ist ein schöner Nebeneffekt, ich bin viel unterwegs durch meinen Sport. Auf der ganzen Welt. Ich habe Freunde in vielen Ländern und konnte Stunt Riding bekannter machen. Ich reise nach wie vor gerne, auch wenn es manchmal anstrengend ist, jedes Wochenende woanders zu fahren und zwischen die Trips noch das Training rein zu quetschen. Die Reisetage fehlen mir als Trainingstage, das ist rein sportlich gesehen ein Nachteil, denn ich bin viel mehr unterwegs als alle anderen Fahrer.
netzathleten: Bleibt da überhaupt noch genug Zeit für Familie und Freizeit?
Chris Pfeiffer: Familie, Freunde und Freizeit kommen momentan bzw. eigentlich seit Jahren zu kurz. Aber dafür genießen wir die gemeinsame Zeit, die wir verbringen umso mehr. Ich versuche mir an den Werktagen immer wieder mal Zeit für die Familie zu nehmen, denn an den Wochenenden bin ich fast immer unterwegs. Meine Kinder beschweren sich eigentlich nie, für sie ist das normal. Und meine Frau akzeptiert es, weil sie weiß, dass ich meinen Traum lebe.
netzathleten: Du bist ein absoluter Profi, aber mal Hand aufs Herz - wie oft legst Du Dich noch mit dem Motorrad hin?
Chris Pfeiffer: Das passiert häufig, eigentlich jede Woche mal, vor allem wenn ich neue Tricks trainiere. Also ich sage immer, wenn man sich nicht ab und zu hinlegt, dann pusht man nicht hart genug (lacht).
netzathleten: Gab es schon schlimmere Verletzungen?
Chris Pfeiffer: In meiner Hauptdisziplin Streetbike Freestyle Stunt Riding habe ich mich eigentlich noch nie richtig schlimm verletzt – so richtig mit längerer Pause. Kleinere Blessuren gehören allerdings zur Tagesordnung. Bei anderen speziellen „Projekten“ hingegen habe ich mir ein paar mal schon schwere Verletzungen zugezogen. Etwa 2008 bei meinem Versuch, als Erster auf einer BMW-Enduro einen Backflip zu springen. Ich bin damals überrotiert und habe mir den 7. Lendenwirbel angebrochen. Sechs Wochen später bin ich Europameister geworden im Stunt Riding. Ich weiß bis heute nicht, wie ich das geschafft habe, trotz Verletzungspause. Und vor allem, wie wir es geschafft haben, die Pause so kurz zu halten. Und das allerbeste ist, mein Rücken fühlt sich heute besser an als vor dem Crash.
1999 hatte ich eine schwere Handgelenks- und Knieverletzung. Die Ärzte rieten mir, mit dem professionellen Motorradfahren wegen der starken Belastungen aufzuhören. In Wirklichkeit ging es danach erst richtig los und mein Handgelenk und Knie fühlt sich heute besser an als damals.
netzathleten: Du sagst in Deinem Sport ist Training das wichtigste. Das ist ja in anderen Sportarten auch so. Wie unterscheidet sich Dein Training von anderen Sportarten, wie sieht Dein Training genau aus? Zum einen von den Umfängen her, zum anderen vom Aufbau.
Chris Pfeiffer: Ich trainiere etwa zwei Stunden pro Tag auf dem Motorrad. Im Winter nicht jeden Tag, weil ich nicht gerne in der Halle fahre, aber im Sommer schon fast jeden Tag, wenn ich zuhause bin. Daneben gehe ich regelmäßig Mountainbikefahren und Joggen bzw. im Winter Langlaufen und Skitouren für die Ausdauer und ich mache täglich Stretching und ein paar Kräftigungsübungen zuhause. Ins Fitnessstudio gehe ich ungern und wenn dann nur im Winter.
netzathleten: Wie lange kannst Du Dir vorstellen, Deine aktive Karriere noch fortzusetzen?
Chris Pfeiffer: Ich möchte auf jeden Fall noch einige Jahre fahren. Die Motivation passt, es macht mir nach wie vor riesig Spaß und ich fühle mich körperlich eigentlich auch noch sehr fit trotz meiner 40 Jahre.
netzathleten: Zum Schluss würde ich gerne von Dir wissen, wie groß der Spaß war, den alten Haudegen Stefan Raab auf dem Sozius Deines Motorrades mal ordentlich durchzurütteln? Du warst bei ihm in der Sendung zu Gast und hast mit ihm einige Runden gedreht…
Chris Pfeiffer: Das war schon sehr witzig, als dem Stefan Raab wirklich fast schon das Vokabular weggeblieben ist, als er bei mir mitgefahren ist im Wheelie. Das ist man gar nicht gewöhnt, dass der mal nichts sagt oder nicht mehr viel: „spektakulär, spektakulär...“ das war alles was noch aus ihm rausgekommen ist. Ihm ging wirklich die Düse und ich hatte einfach nur Spaß.
Mehr Infos unter: www.chrispfeiffer.com
Hier könnt Ihr Euch den Auftritt von Chris bei TV Total noch einmal ansehen: