Blocktraining: Besser als die klassische Periodisierung?
- Marco Heibel
Wer besser werden will, muss trainieren. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Es kommt nicht nur darauf an, dass man trainiert, sondern man muss ein individuelles Gleichgewicht aus Be- und Entlastung finden.
Jedes Training stellt einen Reiz dar, an den sich der Organismus anpasst. Setze ich allerdings zu viele Reize, trainiere ich mich in den Keller. Tue ich zu wenig, schöpfe ich mein Potenzial nicht aus. Setze ich intensive Reize zur falschen Zeit, droht nach einer blendenden Frühform ein Formtief zum Saisonhöhepunkt, denn der Mensch ist nicht in der Lage, seine Höchstleistung über einen längeren Zeitraum zu erbringen.
Klassische Periodisierung
Deshalb setzen die meisten Trainer und Sportwissenschaftler bei der Trainingsplanung auf das Modell der Periodisierung und Zyklisierung. Die klassische (Makro-)Periodisierung sieht in seiner extremsten Form einen systematischen Formaufbau über vier Jahre vor, sodass ein Sportler pünktlich zu den Olympischen Spielen in Höchstform ist. Der Zeitraum zwischen den Olympischen Spielern gliedert sich wiederum in Perioden, die ein oder zwei jährliche Höhepunkte beinhalten.
Der typische Jahresaufbau sieht dann mehrere Zyklen vor und beginnt mit einer Grundlagenphase. In dieser Zeit legt der Triathlet das Fundament für die ganze Saison. Die Grundlagenphase dauert ein paar Monate. Daran schließen sich die Übergangsphase und die Vorwettkampfphase an. Nach der Wettkampfphase erfolgt dann eine Saisonpause, und das Spiel beginnt von vorne.
Ist eine Periodisierung noch zeitgemäß?
Dieser traditionelle Trainingsaufbau wird von den meisten Trainern nahezu unkritisch eingesetzt und wenig bis gar nicht hinterfragt. Das ist insofern erstaunlich, als dass das Modell der Periodisierung bereits in den 1960er Jahren von russischen Wissenschaftlern entwickelt worden ist und seitdem nahezu unverändert gelehrt wird.
In diesem Zusammenhang spielt auch immer wieder das Modell der Superkompensation eine entscheidende Rolle. Der Körper passt sich demzufolge an einen erschöpfenden Trainingsreiz an, indem er in der anschließenden Regenerationsphase ein größeres Leistungspotenzial schafft. Setzt man quasi immer zum richtigen Zeitpunkt den nächsten Trainingsreiz, müsste die eigene Leistungsfähigkeit immer weiter linear ansteigen. Dass unser Körper nicht so einfach funktioniert, sollte eigentlich jedem klar sein. Dennoch hält sich das Modell der Superkompensation als universeller Erklärungsversuch für Trainingsanpassung in der Sportliteratur.
Es wird also Zeit, solche vereinfachenden Modelle zu hinterfragen und auch mal neuere trainingswissenschaftliche Ideen vorzustellen. „In den letzten Jahren geht im Profi-Triathlon der Trend hin zum so genannten Blocktraining“, erklärt Triathlon-Coach Sebastian Zeller von ProAthletes in Köln. Wobei das Blocktraining (auch: Blockperiodisierung) letztlich auch nicht wirklich neu ist.
Was ist das besondere am Blocktraining?
Der russische Sportwissenschaftler Vladimir Issurin hat die Trainingsmethode bereits in den 1980er Jahren entwickelt – und der Erfolg gab ihm Recht. Einige Olympiasieger, wie der Schwimmer Alexander Popov oder der Stabhochspringer Sergej Bubka, trainierten nach dem Modell der Blockperiodisierung.
Issurin war der Meinung, dass die klassische Periodisierung zu viele Trainingsinhalte miteinander vermische. Für ihn ergab es keinen Sinn, in einer Woche das Training der Grundlagenausdauer, Kraftausdauer und Schnelligkeit miteinander zu kombinieren. Das bestätigt auch der Sportwissenschaftler Sebastian Zeller: „Der Körper kann sich nur an eine begrenzte Anzahl trainingswirksamer Reize gleichzeitig anpassen. Vermische ich die Reize, führt das zu einer nicht optimalen Anpassung, der Athlet kann sein Potential nicht vollständig ausschöpfen.“
Mindestens haltbar bis
Die Forschung Issurins hat gezeigt, dass Trainingsreize eine gewisse Haltbarkeit haben. Ein aerober Ausdauer-Reiz wirke demnach bis zu 30 Tage, während die Wirksamkeit von Schnelligkeitstraining bereits nach wenigen Tagen vorbei ist. Folgt man dieser Erkenntnis, kann man viel kürzere und fokussiertere Trainingsblöcke entwickeln und ermöglicht dem Athleten so einen wesentlich schnelleren Formaufbau in 10-12 Wochen.
Blocktraining nach Issurin gliedert sich in eine Aufbauphase (12-30 Tage) in der man die Grundlagen legt, eine Umwandlungsphase (12-25 Tage) zur Entwicklung spezifischer Fähigkeiten und eine Umsetzungsphase (8-15 Tage) zur Formzuspitzung.
„Beim Blocktraining werden die Reize zur Entwicklung unterschiedlicher motorischer Fähigkeiten in einer logischen Folge aneinandergereiht, während es bei der klassischen Periodisierung zu einer Vermischung von Reizen kommt“, erklärt Sebastian Zeller. Ein wesentlicher Unterschied sei aber auch die Qualität des Trainings: In der klassischen Periodisierung gilt Umfang vor Intensität, während Blocktraining auf Intensität vor dem dennoch nötigen Umfang geht.
Details
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Star Vita:
Der Diplom-Sportwissenschaftler Sebastian Zeller startet für die Bundesligamannschaft des Kölner Triathlon-Team 01 und finishte seine erste Langdistanz in Roth 2011 in einer Zeit von 8:41 Stunden. Gemeinsam mit seinem Vereinskollegen Frederick Martin gründete er die Firma ProAthletes. Zurzeit promoviert Sebastian am Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft an der Deutschen Sporthochschule Köln.
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Star Erfolge:
Triathlon, Langdistanz in 8:41 Stunden (Roth 2011)