Fitness-Kabarett – Olympiasieger Dieter Baumann auf der Bühne Derk Hoberg/picture alliance

Fitness-Kabarett – Olympiasieger Dieter Baumann auf der Bühne

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Olympiasieger Dieter Baumann erobert die Bretter, die die Welt bedeuten. In seinem Bühnenprogramm „Körner - Currywurst - Kenia“ gibt er lockere Anekdoten aus seiner aktiven Zeit zum Besten und animiert das Publikum, mitzumachen. Im Interview erzählt er uns von seiner neuen Rolle.

Der 44jährige Tübinger blickt auf eine erfolgreiche Karriere zurück. Er gewann insgesamt 40 nationale Meistertitel über 1.500 bis hin zu 10.000 Meter, sowie im Crosslauf. Seine größten Erfolge waren Silber bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul und Gold in Barcelona (1992), jeweils auf seiner Spezialstrecke über die 5.000 Meter. Hinzu kommen drei Europameisterschaftsmedaillen, darunter ein weiteres mal Gold.

Noch immer läuft der Schwabe seine 30 bis 60 Minuten täglich, fit ist er also auf jeden Fall. Aber auch ohne Laufschuhe ist Dieter Baumann sehr aktiv, das wird in unserem Gespräch deutlich. Er schreibt Kolumnen, unter anderem für die taz, die jetzt auch in Buchform gesammelt erhältlich sind („Laufende Gedanken“). Er wirbt in Zusammenarbeit mit einer Krankenkasse für ein gesünderes Leben durch mehr Bewegung und gibt Motivationsseminare.

Immer neue Wege

Doch er probiert auch immer wieder Neues aus. Seit September ist er auf Deutschland-Tournee. „Körner – Currywurst – Kenia“ heißt das Kabarett-Programm, mit dem er vergangene Woche auch in München zu Gast war und uns eingeladen hat, doch einmal vorbei zu kommen. In dem Programm geht es um Laufen, Leben, Last und Lust berichtet er. Selbstironisch spricht der Schwabe seine Vergangenheit als „Zahnpaschta-Män“ darin an, gibt den Guru für die Läuferszene, macht sich über Nasenpflaster lustig und berichtet von seinen Leiden in zahlreichen Trainingslagern in Kenia.

Er appelliert an die Zuschauer, ein wenig auf die Gesundheit zu achten und animiert sie sogar, einige Übungen mitzumachen, um gleich anschließend den Puls des Publikums zu messen. Es ist wohl das einzige Kabarett-Programm, in dem die Zuschauer aktiv ein wenig Sport treiben und der moralische Zeigefinger erhoben wird – auch wenn der in diesem lockeren Rahmen keinesfalls erdrückend wirkt.

Nach seiner Vorstellung hatten wir die Gelegenheit, ein Interview mit Dieter zu führen:

Netzathleten: Dieter, Du läufst selbst immer noch?
Dieter Baumann: So gut es geht, fünf bis sechs Mal die Woche komme ich dazu. Und das brauche ich auch, ich fühle mich dabei sehr wohl und diese Zeit habe ich für mich reserviert.

Netzathleten: Wie anstrengend ist die Bühne?
Dieter Baumann: Das ist wie mit dem Dauerlauf, es ist eine Frage des Tempos. Wenn es gut läuft und das Publikum mitzieht, so wie hier in München, dann ist es nicht so anstrengend und ich kann, um in dem Bild zu bleiben, quasi locker laufen.


Netzathleten: Wie sah Dein Training für die Bühne aus?
Dieter Baumann: Ich hatte das Stück in der Rohfassung zwei oder drei Mal probiert. Dann merkte ich, ich brauche jemanden der drauf schaut, der mit an der Dramaturgie arbeitet. Mit der Regisseurin Carola Schwelien habe ich dann ein viertel Jahr lang einmal in der Woche für vier Stunden trainiert. Eigentlich ist die Bühne aber verwandt mit dem Athletenleben, da man immer wieder das gleiche übt. Insofern habe ich es auch nicht als zu belastend empfunden.

Netzathleten: Dein Programm wirkt sehr autobiographisch. Wie viel Wahrheit steckt letztlich darin?
Dieter Baumann: Es steckt einiges Wahres darin, aber natürlich sind die Geschichten auch ein wenig verändert, so dass sie auch erzählbar sind. Letztlich heißt die Devise an so einem Abend: Unterhaltung muss es sein!

Netzathleten: Mahnst du in deinem Programm einen gesünderen Lebensstil an?
Dieter Baumann: Ja, aber ich sehe mich eigentlich nicht in der Rolle des Ratgebers. Ich will auch explizit mal aus dem Rahmen des Vortrags ausbrechen, deshalb habe ich auch diese Form des Theaters gewählt, um manche Dinge auch mal überzogen darzustellen. Aber wenn die Leute hinterher motiviert sind, etwas für die Fitness zu tun, ist das ein sehr schöner Nebeneffekt.

Netzathleten: Du verschenkst in Deinem Programm – durchaus selbstironisch – eine Tube Zahnpasta. Wann hast Du Dir zuletzt die Zähne geputzt?

Dieter Baumann: Vorhin. Na klar! Das mit der Zahnpasta gehört eben einfach zum Programm dazu, das erwarten die Leute auch irgendwo von mir. Und es ist auch für mich überhaupt kein Problem.

Netzathleten: Wie läuft Deine Kabarett-Tour denn bisher?
Dieter Baumann: Es kam viel mehr als ich erwartet hatte, da ich als Quereinsteiger mich einfach mal ausprobieren wollte. Ich werde auf insgesamt 35 Auftritte in diesem Jahr kommen und das ist schon sehr gut, deshalb bin ich absolut zufrieden.

Netzathleten: Du bist sozial sehr engagiert. Gib uns doch einen kurzen Überblick, was du in diesem Bereich machst.
Dieter Baumann: Einmal ist es in Zusammenarbeit mit der KKH-Allianz eine große Kampagne namens „Prävention durch Bewegung“. Laufeinsteiger und Bewegungsmuffel sind die Zielgruppe. Wir veranstalten jedes Jahr zwölf Läufe in verschiedenen Städten und das läuft eigentlich sehr gut. Mein zweites Projekt ist der Knastlauf. Ein Laufprojekt in Jugendstrafvollzugsanstalten. Einmal im Jahr gibt es einen Halbmarathon für die jugendlichen Insassen, bei dem alle Anstalten dann in einer Staffel gegeneinander laufen. Ich besuche über das Jahr verteilt alle und absolviere mit den Jugendlichen dann ein Trainingsprogramm. Im November bin ich beispielsweise in den neuen Ländern unterwegs und besuche fünf weitere Anstalten.

Netzathleten: Wie bekommst Du Deine zahlreichen Aktivitäten unter einen Hut?

Dieter Baumann: Das klappt gut. Viele Reisetermine kann ich mit den unterschiedlichen Projekten verbinden. Knastbesuch am Nachmittag und Kabarett am Abend. Meine Kolumnen sind zum Teil ja auch die Ideengeber für mein Stück. Eigentlich kommt es mir auch nicht wie Arbeit vor. Für meine Tätigkeit als Vereinsvorsitzender von LAV asics Tübingen, habe vor drei Jahren einen Nachfolger gefunden und beschränke mich nur noch auf den Trainerposten. Also auch weniger Belastung.

Netzathleten: In Berlin gab es ein weiteres Sommermärchen, oder? Wie fällt Dein Fazit zur Leichtathletik-WM aus?
Dieter Baumann: Zunächst mal finde ich es schade, dass die Leichtathletik-WM mittlerweile fast schon wieder in Vergessenheit geraten ist. Da geht es uns wie zahlreichen anderen Sportarten, man wird vom Fußball doch immer wieder schnell verdrängt. Sportlich war es sicherlich sehr gut. In den Technik- und Wurfdisziplinen haben wir hervorragend abgeschnitten. In den Laufdisziplinen, muss man aber leider sagen, dass wir nicht mehr existent in der Weltklasse sind. Das muss man angehen, da brauchen wir neue Konzepte, um diese Problematik zu beseitigen.

Netzathleten: Vielen Dank Dieter für das nette Gespräch. Viel Erfolg bei der weiteren Tour und allen Projekten, die Du betreust.

Alle Termine der Tour findet Ihr auf der nächsten Seite.

Bericht und Interview: Derk Hoberg

 


17.10.09 - Stuttgart - Theaterhaus Stuttgart / 20 Uhr

20.10.09 - Frankfurt - PUT Eventbühne, Bachmannstr. 2-4 / 20:00 Uhr

21.10.09 - Frankfurt - PUT Eventbühne, Bachmannstr. 2-4 / 20:00 Uhr

23.10.09 - Visselhövede - HEIMATHAUS / 20:00 Uhr

06.11.09 - Dortmund - Trail WM / 20:00 Uhr

17.11.09 - Calw-Hirsau - Kursaal / 20:00 Uhr

18.11.09 - Bern (Schweiz) Hotel Bern / 19:00 Uhr

20.11.09 - Uster (Schweiz) - Ryffel Running Shop / 19:00 Uhr

27.11.09 - Weil am Rhein

03.12.09 - Melchingen - Theater Lindenhof / 20:00 Uhr

Weitere Informationen erhaltet Ihr auf Dieters Homepage: www.dieterbaumann.de

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