Alles ist möglich: Vom Späteinsteiger zum Marathon-Europameister
- Redaktion
Von Tina Schlosser
Es war die Gesundheit, die ihn vom Sitzen in den Lauf zwang. „Ich hatte mit 39 eine gesundheitliche Krise“, erzählt Edgar. Seine Arbeit fand schon immer am Schreibtisch statt – Computerarbeit. „Ich hatte Herz-Kreislaufprobleme, fühlte mich permanent unwohl und ließ mich durchchecken. Die Diagnose war eigentlich gut. Mein Arzt sagte, ich sei körperlich gesund, aber ich müsse mal raus in die Natur, mich bewegen.“
Edgars erster Wettkampf war ein Crosslauf. „Ich bin einfach losgerannt, nach einem Kilometer dachte ich, ich müsste sterben.“ Eine mörderische Anstrengung, eigentlich entmutigend. Nach der Erholungsphase begann sein Gehirn jedoch zu arbeiten. „Ich war fasziniert, es hatte mich gepackt. Ich wusste, dass alles nur eine Frage der Vorbereitung ist.“ Edgar ist ein Zahlenmensch, er beherrscht SAP-Systeme, ein Trainingsplan war für ihn kein Hexenwerk. „Mein Anreiz ist seitdem herauszufinden, was ich mit welchem Aufwand erreichen kann.“
Sein erstes Ziel: 10 km unter 40 Minuten. Das erreichte er ein Jahr später. Die erste Station in seinem Läuferleben war abgehakt. Was nun? „Das nächste Ziel war der Halbmarathon. Ich habe nie eine Stufe übersprungen, sondern wollte kontinuierlich meine Ziele erreichen.“ Edgar ist im Sternzeichen Widder geboren und sagt über sich: „Ich bin eine Kämpfernatur, voller Tatendrang und sehr ehrgeizig, aber übertreibe nichts.“ Dann lacht er. Was meint er damit? „Ich trainiere siebenmal die Woche nach den Plänen meines Trainers Peter Greif, aber ich achte dennoch darauf, dass ich gesund bleibe. Ich halte mich an ausreichende Regenerationsphasen, würde nie in den Schmerz reinlaufen und esse immer noch Kuchen.“
Einmal hatte Edgar Achillessehnenprobleme, der Klassiker unter Läufern. „Aber ich bekam es unter anderem mit ASICS-Kompressionsstrümpfen in den Griff. Seit über drei Jahren bin ich nun verletzungsfrei.“ Und seine Beschwerden, wegen denen er mit dem Laufen begann? „Nichts, heute weiß ich, das war psychosomatisch. Ich hatte zum damaligen Zeitpunkt alles erreicht. Meine Frau und ich haben jung geheiratet, wir bekamen früh Kinder, die waren auf einmal groß, wir hatten unser Haus fertig gebaut und ich hatte einen guten Job. Ich brauchte eine neue Motivation.“
Am Wochenende siegte er bei einem Halbmarathon – 1:18:38 Stunden inklusive 150 Höhenmeter. Sein letzter Test vorm BMW Frankfurt-Marathon. „Eigentlich laufe ich nur zwei lange Wettkämpfe pro Jahr, ein Frühjahr- und ein Herbst-Marathon. Einmal war es auch ein 50-Kilometer-Lauf, dabei wurde ich auf Anhieb Deutscher Meister in meiner Altersklasse.“ Dieses Jahr wird es mit dem Frankfurt-Marathon ein dritter langer Wettkampf. Ich möchte bei unserem Frontrunner-Finale dabei sein, die Abschlussfeier miterleben. Ich habe festgestellt, je schneller ich laufe, desto lichter wird mein Freundeskreis. Aber gleichzeitig habe ich durchs Laufen viele neue Freunde gefunden, die mir meine Erfolge gönnen und sich mit mir darüber freuen. Besonders unter den ASICS Frontrunnern fühle ich mich wohl, kein Neid, keine Missgunst, wir ticken alle ähnlich und jeder gönnt einem gute Zeiten. Das ist schön.“ Eben ein Haufen voller Gleichgesinnter.