Lauftraining für Kinder – Interview mit Dr. Jens Enneper

Von Tina Schlosser

Ab welchem Alter können Kinder denn systematisches Lauftraining verkraften und welche Länge sollte die Strecke nicht überschreiten – gibt es da eine Faustregel?

Dr. Jens Enneper: „Vorab: Es gibt keine Faustregel. Lauffreude, auch mal zu längeren Läufen ist natürlich abhängig vom Kind. Grundsätzlich sollte man kein Kind überreden längere Strecken mitzulaufen. Vor der Pubertät rate ich ohnehin eher zu Trimm-Dich Pfaden, Fahrtspielen, Pendelstaffeln oder Geländeläufen. Ich halte nichts davon, dass Kinder schon in jungen Jahren Kilometer machen oder 9jährige zum Volkslauf über mehrere Kilometer gepuscht werden.“

Sondern?

Dr. Enneper: „Nichts während des Sports sollte für Kinder monoton sein, Sport sollte immer in der Gruppe stattfinden, stundenlanges Ausdauertraining ist für Kinder Unsinn. Viel wichtiger im Zusammenhang mit Laufen ist, dass Kinder richtig laufen, also nicht mit dem Oberkörper pendeln, die Armhaltung stimmt – also besser ein Lauf-ABC, als ein 600 Meter-Lauf.“

Das heißt, aus medizinischer Sicht halten sie ein aufbauendes Lauftraining erst im Jugendalter für sinnvoll?

Dr. Enneper: „Ganz klar ein Ja. Aber nochmal, ich bin nicht gegen das Laufen im Kindesalter, aber es sollte vor der Pubertät spielerisch stattfinden. Bis zu diesem Zeitpunkt ist es für den gesamten Muskelapparat wichtig auf vielfältige Weise motorische und koordinative Fähigkeiten zu erarbeiten, denn gerade davon geht in der Pubertät viel verloren. Also vor der Pubertät Geschicklichkeit und Vielfältigkeit und mit der Pubertät kann auch allgemeine Ausdauerfähigkeit in den Fokus rücken. Mein Lieblingsbeispiel ist immer Dieter Baumann.“

Einer der erfolgreichsten Läufer der deutschen Sportgeschichte, Olympiasieger und Europameister…

Dr. Enneper: „Genau der! Er hat bis zum 14./15.Lebensjahr Fußball gespielt, sein Vater war Fußballtrainer. Er hat erst in der Juniorenklasse mit systematischen Lauftraining begonnen…“

Kinder klagen auf dem Weg zum Jugendlich werden und auch danach häufig über diffuse Bein- und Hüftschmerzen. Gemeinhin sagen Eltern dann „Du wächst“. Stimmt das und dürfen Kinder in dieser Zeit dennoch Sport treiben?

Dr. Enneper: „Da ist viel Mythos dabei. Wachstum an sich sollte eigentlich nicht weh tun, es ist eher ein dran gewöhnen. Wenn ein Kind in einem kurzen Zeitraum 10 bis 15 Zentimeter wächst, darf sich das schon mal komisch anfühlen. Sollte es allerdings über massive Schmerzen klagen, zum Beispiel im Knie oder an der Hüfte, dann muss das abgeklärt werden. Da kann dann zum Beispiel eine Instabilität des Hüftkopfes dahinterstecken oder Durchblutungsstörungen im Knie. Das sollte jedoch immer ein Arzt abklären.“

Vielen Dank Dr. Enneper, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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