getty images
Wie kann der Sport Vertrauen zurückgewinnen?
Wie steht es um die Integrität von Sportorganisation und wie können die Sportorganisationen verlorengegangenes Vertrauen wieder herstellen? Prof. Dr. Jürgen Mittag von der Sporthochschule Köln gibt eine Einschätzung dazu.
Es ist viel passiert in den letzten Wochen, Monaten und Jahren, was die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in nationale und internationale Sportorganisationen und den Sport selbst erschüttert hat. Angefangen bei WM- und Olympia-Vergaben mit Beigeschmack, über den FIFA-Skandal bis zum aktuellen Umgang des IOC mit dem nachgewiesenen Staatsdoping in Russland.
„Das IOC steht für bestimmte Werte, bestimme Vorstellungen, für den Gedanken der olympischen Bewegung, für den Olympismus; nicht nur den sportlichen Wettkampf, sondern auch die damit verbundenen Ideale und Ideen. Auf der anderen Seite ist die kommerzielle Dimension nicht zu verleugnen und mit ihr die ganzen Fehlentwicklungen, die damit einhergehen und damit eben auch unvermeidbar sind“, sagt der Wissenschaftler weiter. Es gelte, beide Seiten zu vereinen. In den Verbänden müsse eine Wertbezogenheit aufrecht gehalten und betont werden, zudem gelte es, die Integrität des Sportes neu zu sichern. Gleichzeitig dürfe man aber auch den Blick vor der Kommerzialisierung nicht verschließen.
Doch nicht nur in puncto Geld spielt der Sport eine große Rolle. „Ich denke, man muss Sport auch immer etwas gesamtgesellschaftliches und politisches sehen“, sagt der Professor und verweist auf die starke Instrumentalisierung des Sports vor allem im Kalten Krieg mit den Olympiaboykotten als Höhepunkte.
Inzwischen stehen Mittag zufolge andere Dinge im Fokus. „Sport als ein Medium des Nation-Brandings, der Selbstdarstellung, der Inszenierung, nicht nur von der austragenden Nation, sondern auch von den teilnehmenden Ländern spielt eine ganz zentrale Rolle.“ Neben den wirtschaftlichen Aspekten sorge dies dafür, dass Sportgroßereignisse enorm aufgeladen seien und daher auch für politische Zwecke benutzt würden.
Das hat auch Thomas de Maiziere erkannt, als Innenminister zuständig für die Sportförderung in Deutschland. „Viel wichtiger [als eine höhere Bezahlung für eine Olympiamedaille, Anm. d. Red.] ist die öffentliche Akzeptanz für den Spitzensport“, sagte der Minister gegenüber dem Tagesspiegel. „Es darf dem Sportler nicht zum Nachteil gereichen, wenn beispielsweise die berufliche Ausbildung etwas länger dauert. Eine erfolgreiche Lebensplanung mit Spitzensport muss möglich sein. Ich möchte unsere Förderung nicht schlechtreden. Aber da, wo sie Schwächen hat, wollen und müssen wir diese abstellen. Wir brauchen keine Revolution. Aber mit dem gleichen Geld können wir mehr erreichen.“
In Zukunft soll etwa potentialorientiert gefördert werden und nicht mehr die Medaillenausbeute früherer Tage das Hauptkriterium für die Unterstützung einer Sportart sein. Natürlich aber mit dem Hintergedanken, dass am Ende mehr Medaillen herausspringen. Erfolge können ein Mittel sein, um Vertrauen herzustellen. Wichtiger aber ist Transparenz bei der Vergabe der Fördergelder, beim Kampf gegen Doping und auch bei der Nominierung von Athleten für sportliche Großveranstaltungen wie Olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften.
Geld, Macht und Politik
Geld, Macht und Politik beeinflussen das Verhalten von Funktionären und Verbänden extrem. Ihrer Integrität hat das geschadet. „Es gilt aber hier durchaus sensibel zu sein und beide Perspektiven zu sehen“, sagt Prof. Dr. Jürgen Mittag, Leiter des Instituts für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung an der Deutschen Sporthochschule Köln in einem Interview der Hochschule.„Das IOC steht für bestimmte Werte, bestimme Vorstellungen, für den Gedanken der olympischen Bewegung, für den Olympismus; nicht nur den sportlichen Wettkampf, sondern auch die damit verbundenen Ideale und Ideen. Auf der anderen Seite ist die kommerzielle Dimension nicht zu verleugnen und mit ihr die ganzen Fehlentwicklungen, die damit einhergehen und damit eben auch unvermeidbar sind“, sagt der Wissenschaftler weiter. Es gelte, beide Seiten zu vereinen. In den Verbänden müsse eine Wertbezogenheit aufrecht gehalten und betont werden, zudem gelte es, die Integrität des Sportes neu zu sichern. Gleichzeitig dürfe man aber auch den Blick vor der Kommerzialisierung nicht verschließen.
Doch nicht nur in puncto Geld spielt der Sport eine große Rolle. „Ich denke, man muss Sport auch immer etwas gesamtgesellschaftliches und politisches sehen“, sagt der Professor und verweist auf die starke Instrumentalisierung des Sports vor allem im Kalten Krieg mit den Olympiaboykotten als Höhepunkte.
Inzwischen stehen Mittag zufolge andere Dinge im Fokus. „Sport als ein Medium des Nation-Brandings, der Selbstdarstellung, der Inszenierung, nicht nur von der austragenden Nation, sondern auch von den teilnehmenden Ländern spielt eine ganz zentrale Rolle.“ Neben den wirtschaftlichen Aspekten sorge dies dafür, dass Sportgroßereignisse enorm aufgeladen seien und daher auch für politische Zwecke benutzt würden.
Ein erster Schritt ist getan
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und um verlorengegangenes Vertrauen wieder zurückzugewinnen, sieht Mittag einen ersten kleinen Schritt in die richtige Richtung getan. Die Debatte, die inzwischen öffentlich geführt wird, ist notwendig, um Veränderungen herbeizuführen. Diese Debatte „bedarf es zu intensivieren“ und es müssten Strukturen und Kontrollmechanismen innerhalb der Verbände, beim Anti-Dopingkampf und Wettbewerbsbetrug geschaffen werden, um die Integrität wieder herzustellen. Und auch der Sport selbst sei in der Pflicht, sagt der Experte. „Viele Menschen stellen den Sport in Frage, gerade den leistungsorientierten Wettbewerbssport, weil sie durch die Fehlentwicklungen in den letzten Jahren ein schlechtes Bild vom Sport haben. Und hier muss der Sport einiges zurückerobern, an Vertrauen, an Integrität.“Das hat auch Thomas de Maiziere erkannt, als Innenminister zuständig für die Sportförderung in Deutschland. „Viel wichtiger [als eine höhere Bezahlung für eine Olympiamedaille, Anm. d. Red.] ist die öffentliche Akzeptanz für den Spitzensport“, sagte der Minister gegenüber dem Tagesspiegel. „Es darf dem Sportler nicht zum Nachteil gereichen, wenn beispielsweise die berufliche Ausbildung etwas länger dauert. Eine erfolgreiche Lebensplanung mit Spitzensport muss möglich sein. Ich möchte unsere Förderung nicht schlechtreden. Aber da, wo sie Schwächen hat, wollen und müssen wir diese abstellen. Wir brauchen keine Revolution. Aber mit dem gleichen Geld können wir mehr erreichen.“
In Zukunft soll etwa potentialorientiert gefördert werden und nicht mehr die Medaillenausbeute früherer Tage das Hauptkriterium für die Unterstützung einer Sportart sein. Natürlich aber mit dem Hintergedanken, dass am Ende mehr Medaillen herausspringen. Erfolge können ein Mittel sein, um Vertrauen herzustellen. Wichtiger aber ist Transparenz bei der Vergabe der Fördergelder, beim Kampf gegen Doping und auch bei der Nominierung von Athleten für sportliche Großveranstaltungen wie Olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften.