Leichtathletik-WM 2013 – The Runner’s High getty images. Wegen Dopings in Moskau nicht dabei: Tyson Gay

Leichtathletik-WM 2013 – The Runner’s High

  • Nils Borgstedt
Der Begriff Runner’s High bekommt nach den jüngsten Veröffentlichungen eine ganz neue Bedeutung. Der rauschähnliche Zustand, den Langstreckenläufer immer wieder beschreiben, trifft auch auf die Sprinter zu, nur muss man ihn wörtlich nehmen. The runner’s high – der Läufer ist high.

Doping war und ist weitverbreitet, da muss man sich nichts vormachen. Die Nachrichten der letzten Wochen und Monate haben das wieder deutlich gezeigt. Im März ergeben Nachtests positive Befunde bei der russischen Hammerwerferin Olga Kusenkowa und Weitspringerin Tatjana Kotowa, ebenfalls aus Russland. Beide waren 2005 bei der WM in Helsinki gedopt gewesen. Das gleiche gilt für den Weißrussen Andrej Michjewitsch. Als Wiederholungstäter wurde der Kugelstoßer im Juni 2013 lebenslang gesperrt.

Ferner werden insgesamt 31 türkische Athleten von ihrem Verband des Dopings überführt und ebenfalls aus dem Verkehr gezogen.

Im Juli wurde beinahe die gesamte Sprintelite des Dopings überführt. US-Sprinter Tyson Gay gab eine positive Trainingskontrolle im Mai zu. Der Jamaikaner und frühere Weltrekordler über die 100m, Asafa Powell, und dessen Landsfrau Sherone Simpson gaben am gleichen Tag ebenfalls positive Dopingproben bekannt. Von den zehn schnellsten Sprintern der Geschichte sind somit nur noch zwei unbefleckt: Überflieger Bolt und der ebenfalls aus Jamaika stammende Nasta Carter. Dass ausgerechnet der schnellste Mann der Welt ohne verbotene Substanzen die Weltrekorde aufstellt, kann da durchaus verwundern.

Und schließlich wurde am Montag dieser Woche eine ausführliche Studie veröffentlicht, die besagt, dass auch in Westdeutschland systematisch und mit staatlicher Unterstützung Doping betrieben wurde.

Die Voraussetzungen könnten also besser sein, dennoch ist die WM das Sporthighlight des Jahres. Und es werden bestimmt auch wieder zahlreiche Spitzenleistungen erbracht, häufig sicherlich auch ohne Doping.

Trotzdem hat die WM ein Problem: jede neue Spitzenleistung wird hinterfragt werden. Wer nach den jüngsten Doping-Fällen einen Generalverdacht ausspricht, tut sicherlich all jenen Sportlern Unrecht, die auf legale Weise ihre Leistung erbringen. Auf der anderen Seite kann man es aber auch nachvollziehen. Schließlich wird kein Athlet den Missbrauch von Dopingmitteln zugeben, bis eine positive Probe vorliegt. Wer sich die Spannung im Wettkampf also erhalten will, muss Doping ausblenden oder davon ausgehen, dass jeder dopt. Ansonsten droht immer der Fall, dass man im Nachhinein enttäuscht wird – Sportler wie Fan.

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