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Zwei Tore in letzter Minute – gab es schon öfter
- Nils Borgstedt
Zwei Tore aufzuholen ist im Fußball nie einfach. Wenn man dafür auch nur noch wenige Minuten Zeit hat, gilt es beinahe als unmöglich. Dennoch hat die Geschichte immer wieder gezeigt, dass solche „Wunder“ möglich sind. Und gerade die deutschen Champions League-Halbfinalisten FC Bayern und Borussia Dortmund sind häufig daran beteiligt.
Borussia Dortmund – FC Málaga, Champions League 2012/13, Viertelfinale
Am vergangenen Dienstag gerieten die Anhänger der Dortmunder Borussia in Ekstase. Ihr Team hatte das Unglaubliche geschafft. Nach einem 0:0 im Hinspiel in Málaga und einer Führung der Spanier im Rückspiel – in der 82. Minute hatten die Iberer das 1:2 erzielt – blieben Dortmund acht Minuten plus Nachspielzeit Zeit, um zwei Tore zu erzielen. Als die Extrazeit anbricht, hat der Spielstand immer noch Bestand. Und was dann passiert, ist hinlänglich bekannt. Innerhalb von 65 Sekunden treffen erst Reuss, dann Santana, Dortmund gewinnt 3:2 und steht im Halbfinale. Enttäuschend für Málaga, aber es geht noch schlimmer.
FC Bayern München – Manchester United, Champions League 1998/99, Finale
Die wohl schlimmste Erfahrung in Sachen Aufholjagd musste der FC Bayern München 1999 machen. Nach einer starken Saison traf der Club aus München im Finale der Champions League auf Manchester United. Es sind gerade einmal sechs Minuten gespielt, da bringt Mario Basler die Bayern 1:0 in Front. Die Bayern dominieren die Partie und hätten die Führung ausbauen können, wenn nicht sogar müssen – man erinnere sich etwa an den Lattentreffer von Carsten Jancker, per Fallrückzieher! Jancker! Fallrückzieher! Aber: Konjunktive und Fußball, das passt in etwa so gut, wie Frühling und März in diesem Jahr. Die knappe 1:0-Führung hat also bis zur 90. Minute Bestand. Dann kommt die Nachspielzeit und mit ihr Teddy Sheringham und Ole Gunnar Solskjaer. 91. Minute, Ecke für Manchester United. Beckham tritt sie, Giggs verlängert sie, Teddy Sheringham verwandelt sie, 1:1. Alle rechnen mit der Verlängerung, doch selbige muss nicht mehr gespielt werden. 93. Minute, Ecke Beckham, Sheringham, Solskjaer, 1:2. Manchester United gewinnt die Champions League.
FC Bayern München – FC Getafe, UEFA-Cup 2007/08, Viertelfinale
Knapp zehn Jahre später kommen die Bayern selbst in den Genuss des späten Sieges. Gegen den vermeintlich leichten Gegner FC Getafe spielen die Münchener im Viertelfinale des UEFA-Cups 2007/08 in der heimischen Allianz Arena nur 1:1. Das heißt für das Rückspiel: ein Sieg oder ein höheres Unentschieden bringen die Bayern weiter. Ansonsten ist das Aus beschlossene Sache.
Als in der 6. Minute Ruben de La Red die rote Karte bekommt, spielen die Bayern „nur“ noch gegen 10 Spanier. Dennoch tun sich Ribery und Co schwer und geraten in der 44. Minute sogar in Rückstand. 1:0 steht es für Getafe bis zur 89. Minute, in der Franck Ribery in 89. den Ausgleich erzielt. In letzter Minute retten sich die Bayern also in die Verlängerung. Diese hat kaum begonnen, da liegen die Bayern mit 1:3 zurück. Getafe erzielt innerhalb von vier Minuten zwei Tore. Bis zur 115. Minute dauert es, ehe die Bayern zurückschlagen und binnen fünf Minuten die Partie erneut auf den Kopf stellen. Luca Toni trifft zwei Mal und das Halbfinal-Ticket für die Bayern ist gebucht. Ein solches Spiel, in dem ein Team zwei Mal in der letzten Minute zurückkommt, dürfte so schnell nicht mehr geben. Und auch Dortmund hat eine ähnliche Erfahrung bereits im „Cup der Verlierer“, wie Franz Beckenbauer den UEFA-Pokal einst nannte, gemacht.
Borussia Dortmund – Deportivo La Coruna , UEFA-Cup 1994/95, Achtelfinale
Wir befinden uns ebenfalls im UEFA-Cup, ebenfalls steht ein deutsch-spanisches Duell auf dem Programm, ebenfalls Verlängerung: Borussia Dortmund spielte gegen Deportivo La Coruna. Die 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel können Sammer und Co ausgleichen, es geht in die Verlängerung. Nachdem den Spaniern der Ausgleich gelang brauchte Dortmund ebenfalls zwei Tore, um diese Finalrunde noch für sich zu entscheiden (Stichwort: Auswärtstorregel). Und erst in den letzten Minuten des Spiels sollte dies gelingen. Nachdem Karl-Heinz Riedle in der 115. Minute getroffen hatte, keimte noch einmal Hoffnung bei den Schwarz-Gelben. In der 119. Machte dann Lars Ricken das entscheidende (Traum-)Tor zum 3:1.
Deutschland – Italien, WM 2006, Halbfinale
Ende des Sommermärchens. Zu diesem Spiel, das auch Nicht-Fußball-Fans im Gedächtnis geblieben sein dürfte, muss nichts mehr gesagt werden.
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