„Inspire a generation“  – Die XIV. Paralympics 2012 in London gettyimages

„Inspire a generation“ – Die XIV. Paralympics 2012 in London

  • Martin Imruck
Keine drei Wochen ist es her, da die Olympischen Spiele in London mit einem imposanten Feuerwerk zu Ende gingen. London präsentierte sich in den 17 Tagen als würdiger Ausrichter. Vor allem die riesige Euphorie der vielen Zuschauer vor Ort trugen die Athletinnen und Athleten durch diese Tage voller Hoffnung, Freude und Glück. Aber natürlich gab es auch einige Enttäuschungen. Nach einer kleinen emotionalen Pause steigt weltweit wieder die Freude auf das nächste sportliche Großereignis. Die Paralympics 2012 stehen in den Startlöchern und werden diesen Mittwoch in Englands Hauptstadt eröffnet.

Am Mittwoch fällt der Startschuss für die 14. Paralympischen Spiele. In London werden sich zwischen dem 29.8. und 9.9. rund 4200 Athleten, aus 162 Nationen im Kampf um die begehrten Medaillen messen. Dabei werden insgesamt 503 Entscheidungen fallen und das deutsche Team rechnet sich in vielen der 21 Disziplinen Medaillenchancen aus. Ganz unter dem Motto: „ Inspire a generation“ stehen die diesjährigen Spiele mehr denn je in der Öffentlichkeit. Auch die Vorfreude der Zuschauer kennt nach den gelungenen Olympischen Spielen keine Grenzen. Bereits einige Zeit vor Beginn der Paralympics sind gut 2,3 der insgesamt 2,5 Millionen Tickets verkauft. Damit könnte es das erste Mal in der Geschichte der Paralympischen Spiele gelingen, das Kartenkontingent schon vor Start der Spiele komplett auszuschöpfen. Dem angemessenen Rahmen für die Paralympics 2012 steht also Nichts mehr im Weg.

Auch über das steigende Zuschauerinteresse hinaus entwickeln sich die Spiele immer weiter. Im Medienbereich beispielweise wird eine nie dagewesen Anzahl an Journalisten und Fernsehteams vor Ort sein. Circa 6500 zugelassene Journalisten, darunter etwa 180 aus Deutschland, werden über die Geschehnisse in London berichten. Die Paralympischen Spiele haben an Interesse gewonnen und auch das Angebot der Fernsehsender steigt. Bereits 2008 in Peking hatte sich die Liveübertragungszeit im Vergleich zu Athen 2004 um 200 Prozent gesteigert. 2010 bei den Winter-Paralympics wurden rund 22,5 Stunden Live aus Vancouver gesendet. In diesem Jahr sind es nun über 70 Stunden, die Live im TV mitverfolgt werden können.

Die Athletinnen und Athleten avancierten im Laufe der Zeit immer mehr zu Helden und angesehen Botschaftern des Behindertensportes. Sowohl für Menschen mit, als auch ohne Behinderung sind die Teilnehmer mittlerweile angesehene Sportler und Vorbilder zugleich. Im ewigen Medaillenspiegel liegt Deutschland auf dem dritten Platz hinter den USA und Großbritannien. Nach einem elften Platz in Peking 2008 mit 14 Gold-, 25 Silber- und 20 Bronzemedaillen möchte man sich im diesjährigen Ranking weiter vorne platzieren als zuletzt. Das Potential hat das deutsche Team allemal.

Das deutsche Team

Bereits am vergangenen Freitag wurden die Deutschen Athleten und Ihre Betreuer offiziell im „Paralympics-Village“ begrüßt und damit in die paralympische Familie aufgenommen. 150 Sportler, (darunter 88 Männer und 62 Frauen) haben es geschafft sich für das Paralympia -Team zu empfehlen und die Reise nach London anzutreten. Dazu kommt ein Funktionsteam, das aus Trainern, Betreuern, Ärzten und Begleitläufern besteht. Alles in allem 97 Personen gehören diesem Team an. Die größte Einzelgruppe innerhalb der deutschen Mannschaft bilden die Leichtathleten (33 Athletinnen und Athleten), gefolgt von den Rollstuhlbasketballern (24). Nordrhein-Westfalen schickt mit 34 Teilnehmern die meisten Sportlerinnen und Sportler in das Rennen um die Medaillen.

Klassifizierungen

Sinn und Zweck der Klassifizierung im Behindertensport ist es, die Menschen zum aktiven Teilnehmen an Wettkämpfen zu motivieren. Dies soll unabhängig vom Grad ihrer körperlichen Voraussetzungen geschehen, sodass ein aus den eventuellen Nachteilen resultierendes, frustriertes Abseitsstehen verhindert wird. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren werden die Wettkampfteilnehmer in ähnlichen Gruppen zusammengefasst, um die Leistung innerhalb der Gruppe vergleichbar zu machen. Dabei werden bei einigen Sportarten auch spezifische Klassifikationen angewandt oder es erfolgt eine Einteilung anhand der Bewegungsabläufe, die Athleten gemeinsam haben. Außerdem wird immer wieder auf die Erfahrung der aktiven Paralympics-Sportler zurückgegriffen. Sie entwickeln beispielsweise Sportgeräte, die vorhandenen Handicaps verringern oder helfen bei der Entwicklung neuer, disziplinspezifischer Einstufungen und ermöglichen somit das Teilnehmerfeld auf weniger Klassen zu minimieren. Ziel der Klassifizierung ist und bleibt es jedoch, möglichst viele Sportler am Paralympischen Wettkampf zu beteiligen und dabei stets Chancengleichheit zu gewährleisten.

Geschichte der Paralympics

Der deutschstämmige Neurologe Sir Ludwig Guttman legte 1948 den Grundstein für die Entstehung Paralympics. Im englischen Stoke Mandeville organisierte er die ersten Sportspiele für Rollstuhlfahrer. Bis die ersten offiziellen Spiele ausgetragen wurden, dauerte es allerdings bis 1960 in Rom. Als genau vor 40 Jahren Olympia nach München kam, mussten die Spiele der Paralympics in Heidelberg ausgetragen werden, da das Olympische Dorf bereits geschlossen war, um in private Wohnungen umgewandelt zu werden. In der Geschichte der Paralympics ist es also nicht immer selbstverständlich gewesen, dass die Olympiastadt zugleich auch Ausrichter der Paralympics war.

Erst seit 1988 in Seoul finden beide Veranstaltungen wieder am selben Ort statt. Ebenso gab es im Bereich der Sportarten einen Wandel, denn mit der Zeit kamen immer mehr Sportarten dazu und wurden in den Kreis der paralymischen Disziplinen aufgenommen. Einige Sportarten, die bereits seit 1960 dazu gehören sind: Schwimmen, Rollstuhlbasketball, Tischtennis und Bogenschießen. Die Bezeichnung „Paralympisch“ ist zudem auch erst seit 1984 vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannt. Die Spiele in Peking waren bislang die größten Spiele aller Zeiten, sowohl was das Teilnehmerfeld und die Zuschauerzahlen betrifft, als auch das Medieninteresse. Jedoch werden einige dieser Rekorde bereits vor Beginn der diesjährigen Paralympics getoppt.

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