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200 Tage bis London: Ein Zwischenstand
- Stefan Petri
Nur noch 200 Mal schlafen, dann können wir uns auch schon auf das Spektakel der Eröffnungsveranstaltung freuen. Inszeniert von Oscar-Preisträger Danny Boyle („Slumdog Millionaire“), wird sie der Auftakt zu den großartigsten Olympischen Spielen aller Zeiten sein – das erhoffen sich zumindest die Briten. Ob das klappt, wird sich zeigen: So ganz reibungslos verlaufen die Vorbereitungen nämlich noch immer nicht.
Steigende Kosten bei knappem Budget
Im Gegensatz zu Peking vor vier Jahren muss das Organisationskomitee in London mit den eigenen Geldmitteln sorgsam haushalten. Von den 9.3 Milliarden Pfund, die für die Spiele veranschlagt wurden, sind noch etwas über 500 Millionen für unvorhergesehene Kosten übrig. Und diese werden wohl kommen: Alleine die Sicherheitskosten etwa haben sich bisher auf insgesamt über eine Milliarde Pfund verdoppelt. Grund dafür sind zusätzliche 13.700 Sicherheitskräfte – ursprünglich plante man nur mit 10.000.
Die Kosten für Eröffnungs- und Schlusszeremonie mussten bereits mit 41 Millionen Pfund aus öffentlicher Hand bezuschusst werden. Und auch die Mitarbeiter der öffentlichen Verkehrsmittel pochen auf Gehaltszulagen während der Spiele. Laut einem Bericht der BBC wollen sie sich von dem Kuchen, den die zusätzlichen Fahrgäste während der Spiele darstellen, ein dickes Stück abschneiden: Mindestens 500 Pfund für jeden Taxi-, Bus- und U-Bahn-Fahrer werden es am Ende wohl sein.
Es ist kein Hexenwerk, wenn man voraussagt, dass die Spiele in London ihr Budget überschreiten werden. Schließlich sind es noch 200 Tage, in denen viel passieren kann.
Ticketverkauf
Eine gute Nachricht für die Organisatoren gibt es aus den virtuellen Kassenhäuschen. Bis auf einzelne Fußballspiele sind so gut wie alle Karten bereits jetzt restlos vergriffen. Und auch im Fanartikelverkauf rollt der Rubel: Das Weihnachtsgeschäft animierte offenbar viele Briten dazu, sich mit T-Shirts und Maskottchen einzudecken.
Damit volle Arenen gewährleistet sind, gibt es seit dem 6. Januar außerdem die Möglichkeit, im Ticketshop Eintrittskarten wieder zurückzugeben. Wer seine Meinung geändert hat oder an Events nicht wie geplant teilnehmen kann, macht seine Karten so wieder für andere Fans zugänglich. Die Aktion läuft bis zum 3. Februar, im Frühling wird es eine weitere Möglichkeit dazu geben.
Gedämpfte Erwartungen in Deutschland
Leise Töne hört man derzeit vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Grund dafür sind vor allem die Mannschaftssportarten, von denen viele die Qualifikation bereits verpasst haben, darunter die Fußballfrauen und die Basketballer um Dirk Nowitzki. Nur die beiden Hockey-Auswahlteams haben bisher das Ticket sicher, im Volleyball und Handball wird es sehr schwer, sich noch zu qualifizieren. Die Folge könnte das zahlenmäßig kleinste Team seit der Wiedervereinigung sein.
Olympia: Die Zeit für Comebacks
Dafür will eine alte Bekannte in die Erfolgsspur zurückkehren: Die Kanutin Birgit Fischer will es noch einmal wissen und im stolzen Alter von 50 Jahren ihre Sammlung von acht Gold- und vier Silbermedaillen noch einmal vergrößern und versucht sich an der internen Qualifikation.
Olympische Spiele sind immer wieder ein Anlass für bereits zurückgetretene Athleten, für ein letztes Hurra auf die große Bühne zurück zu kehren. Zu den prominenten Sportlern, die sich für London qualifizieren wollen, gehören unter anderem die hoch dekorierten Schwimmer Ian Thorpe, Michael Klim und Libby Trickett aus Australien, sowie ihre amerikanischen Kollegen Brendan Hansen und Ed Moses Jr.
Kuriositäten-Kabinett
Es gibt aber auch Meldungen, die wohl eher ins Reich der Fabeln gehören. Der bekannte Wrestler Kurt Angle hat mit großem Trara seine Rückkehr auf die Ringermatte angekündigt. 16 Jahre nach seiner Goldmedaille in Atlanta schuftet der 43-jährige angeblich für ein Comeback. Ein Schelm, wer dahinter nur einen PR-Gag vermutet…
Oder man macht es gleich wie der englische Sprinter James Ellington. Mangels Sponsoren versteigerte der sich selbst öffentlich auf eBay, um seinen Traum von Olympia zu finanzieren. Immerhin knapp über 30.000 Pfund brachte diese Aktion ein, mit der er nun seine Vorbereitung auf die Spiele London bezahlen kann. Wer weiß: Bei Olympia ist schon so mancher Traum Wirklichkeit geworden.