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Wenn Sportler zu Kult-Stars werden

  • Marco Heibel
Viele Sportler werden aufgrund ihrer Leistungen respektiert, manche sogar verehrt. Doch man muss nicht immer über ein besonderes Talent verfügen, um als Sportler zum Star zu werden – zumindest nicht, um ein Kult-Star zu werden. Diese Erfahrung hat gerade auch der Fußballer Hans Sarpei gemacht.

Fußballerisch ist Hans Sarpei bestenfalls Bundesliga-Durchschnitt. Doch eines hat der 35-jährige Deutsch-Ghanaer von Schalke 04 den Weltstars Lionel Messi, Cristiano Ronaldo oder Mesut Özil voraus: die Anzahl der Facebook-Fanseiten. Hans Sarpei ist Kult im Web 2.0!

Hans Sarpei: Mehr als 700 Facebook-Fanseiten


Früher bezeichnete das Wort „Kult“ etwas Originelles, Spezielles, Unverfälschtes. Heute ist der Begriff eher mit einer ironischen Brechung belegt. Früher war „Kult“ ein Lob, heute ist es ein spöttischer Tadel. Insofern muss man auch den Hype richtig einordnen, der in den letzten Monaten im sozialen Netzwerk Facebook um Hans Sarpei entstanden ist. Niemand kann mit Gewissheit sagen, wie die Welle ins Rollen gekommen ist, doch Stand heute gibt es mehr als 700 Facebook-Seiten über Hans Sarpei – inklusive der offiziellen Fanpage des Schalker Edelreservisten.



Der besondere Gag bei Sarpei: Die Namen der Facebook-Gruppen über seine Person sind zugleich Witze. Durch ein „Gefällt mir“ signalisiert man nicht nur sein Gusto, sondern erhöht die Gruppe um einen weiteren Anhänger. So kommt es, dass einige Gruppen sogar mehr Mitglieder haben als die offizielle Sarpei-Fanpage (ca. 40.000 Fans). Hier sind einige der schönsten Hans Sarpei-Gruppen auf Facebook:

Sei froh, dass Hans Sarpei außerhalb von Hogwarts nicht zaubern darf
Beziehungsstatus: Hans Sarpei
Machst du Hans Sarpei an, macht Hans Sarpei dich aus
Am ersten Tag schuf Gott Hans Sarpei
Am siebten Tag schuf Hans Sarpei Raul
Selbst Hans Sarpei kann Felix Magath nicht mehr helfen
Jesus kann auf Wasser laufen, Hans Sarpei auf Land schwimmen

So wie einst Chuck Norris und Jens Voigt


Hans Sarpei ist damit das Fußball spielende Pendant zum schauspielernden ehemaligen Kickbox-Weltmeister Chuck Norris. Wer den mittlerweile 71-jährigen nicht als Sportler und auch nicht als Schauspieler („Walker, Texas Ranger“) kennen gelernt hat, der dürfte zumindest schon einmal einen der Witze über ihn gehört haben. Die gehen in etwa so: „Es gibt keine Evolutionstheorie, sondern nur eine Liste von Kreaturen, denen Chuck Norris erlaubt hat zu leben.“

Gags dieser Art sind mittlerweile auch im Radsport angekommen. Dort ist der 40-jährige Deutsche Jens Voigt das pedalierende Gegenstück zu Norris. Voigt ist Edeldomestike im Team der Rad-Stars Fränck und Andy Schleck. Er ist nicht gerade ein Ästhet auf dem Rad, aber ein unermüdlicher Kämpfer. Diese Eigenschaften bescherten ihm Kult-Status. Die Radsport-Foren im Internet bersten mittlerweile vor Jens Voigt-Witzen, wie dem folgenden: „Jens Voigt hat Lance Armstrong einmal zu einem 'Wer hat mehr Hoden-Wettbewerb' herausgefordert. Voigt gewann... mit 5 Hoden Vorsprung.“

Frisuren, Presse-Enten und Struuuunz


Manchmal braucht es aber noch weniger, um zum Kult zu werden, und auch außerhalb seines Sports bekannt zu werden. Nachzufragen bei Thomas Strunz. Der war zwar bereits vor dem 10.3.1998 ein bekannter und erfolgreicher Fußballprofi (Europameister, Deutscher Meister, UEFA-Cup-Sieger), doch erst durch die Wut-Rede seines Trainers Giovanni Trapattoni wurde der damalige Bayern-Star auch für das Nicht-Fußball-Publikum zu einem Begriff. Strunz' Glück (bzw. Pech) war der dehnbare Vokal im Nachnamen („Struuuunz“). Seine Mitspieler Scholl und Basler, die ebenfalls vom „Mister“ gerüffelt worden, hatten dagegen das Glück des kurzen Vokals, und werden nicht bis an ihr Lebensende in erster Linie auf diese Episode angesprochen.

Manchmal reicht aber auch schon eine außergewöhnliche Frisur, um die Herzen der Menschen zu gewinnen. In der Fußball-Bundesliga sorgte der Brasilianer Dante etwa dafür, dass in und um Mönchengladbach seit Januar 2009 die Absätze von Afro-Perücken in die Höhe schnellten. Ähnliches ist in England zu beobachten, wo der belgische Mittelfeldspieler Marouane Fellaini nicht zuletzt dank seiner „Tingeltangel-Bob-Frisur“ zum Liebling der Fans wurde.

Apropos England: Dort sorgte in den 1990er Jahren ein gewisser Dirk Lehmann für Furore. Der Name sagt Euch nichts? Das ist keine Schande. Lehmann war ein bestenfalls durchschnittlicher Stürmer, der in Aachen, Köln und Cottbus selten über die Jokerrolle hinausgekommen ist. 1998 wechselte er nach England zum FC Fulham, wo ihm die Yellow Press Ähnlichkeiten mit einem Porno-Star attestierte (Lehmann trug einen Oberlippenbart, Goldkettchen und überklebte bei Spielen die Ohrringe dick mit Tapeverband). Einige Fans nahmen diesen Vergleich schnell als bare Münze, und so verselbständigte sich unter den Fulham-Anhängern der Glaube, dass Lehmann tatsächlich ein ehemaliger Porno-Darsteller war. Bald darauf waren Tape-Verbände, Goldkettchen und aufklebbare Olibas der Renner auf den Tribünen des Craven Cottage-Stadions.

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