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WM-Kolumne von Marina Hegering (Teil 2)
- Redaktion
Ich hätte nicht damit gerechnet, dass der Zulauf wirklich so groß ist. Schon vor dem Spiel war eine riesen Stimmung auf den Straßen. Ich war ungefähr gegen 11.00 Uhr in Berlin und saß in einem Café. Dort sind wie bei der WM 2006 viele Autos mit Deutschland-Fahnen oder schwarz-rot-goldenen Überziehern an den Außenspiegeln vorbeigefahren. Das hat all meine Erwartungen übertroffen. Genauso angetan war ich von der Eröffnungszeremonie im Stadion. Sie war zwar recht schlicht, aber durch die tolle Musik und die Inszenierung dennoch sehr schön.
Die Probleme gegen Kanada
Der perfekte Rahmen für die Partie der Deutschen gegen die Kanadierinnen. Gleich zu Beginn des Spiels hat man aber gemerkt, dass die Spielerinnen sehr nervös waren. Die Kulisse war einfach überwältigend und der Druck, mit einem Sieg in das Turnier starten zu wollen, beinahe schon zu müssen, wirkte sich auf das Spiel der Deutschen aus. Es wurden viele lange Bälle über das Mittelfeld hinweg gespielt, ohne das Spiel wie sonst, kontrolliert über die beiden „6er“ aufzubauen. Das war aber auch sehr schwierig gegen die Kanadierinnen, da sie die Räume und vor allem unser zentrales Mittelfeld mit Kim Kulig und Simone Laudehr, sehr gut mit zwei „10ern“ zugestellt haben. Zum Schluss wurde es durch das Freistoßtor von Sinclair ja nochmal eng, aber zum Glück hat es zum Auftaktsieg gereicht.
Aber auch wenn es am Ende noch einmal spannend wurde, war es in erster Linie wichtig, das Spiel zu gewinnen und die ersten drei Punkte einzufahren. Damit kann das Team absolut zufrieden sein. Die Leistung ist auf jeden Fall noch steigerungsfähig. Aber ich denke, die Nervosität wird sich jetzt legen, die Mädels kennen die Atmosphäre aus dem ersten Spiel und haben drei Punkte auf dem Konto. Da geht man auch ganz anders an die nächste Aufgabe heran.
Der nächste Gegner Nigeria
Leicht wird es gegen Nigeria wahrscheinlich trotzdem nicht. Sie haben zwar das erste Gruppenspiel gegen Frankreich verloren, stehen deshalb aber schon jetzt unter Druck, da sie auf jeden Fall Punkten müssen, um sich die Chance aufs Viertelfinale zu wahren. Die Nigerianerinnen sind ähnlich wie die Kanadierinnen sehr robuste Spielerinnen und werden sich in den Zweikämpfen richtig reinhauen.
Unbekannt sind sich beide Teams ja nicht. Nach dem Aufeinandertreffen im November letzten Jahres, das das deutsche Team mit 8:0 für sich entscheiden konnte, darf man schon einiges erwarten vom DFB-Team. Silvia Neid wird die Mannschaft aus den Erkenntnissen dieses Spiels und der ersten Partie gegen Kanada richtig einstellen und dann wird es wohl auch den zweiten Sieg geben. Mit der entsprechenden Flexibilität wird es der Mannschaft wieder besser gelingen, das Spiel über die beiden „6er“ aufzubauen. Das Spiel über die Außen hat mit Melanie Behringer und Kerstin Garefrekes schon im Spiel gegen Kanada gut funktioniert, woraus ja auch das erste Tor entstanden ist. Diese Kombination und dazu noch eine etwas bessere Chancenverwertung sollte Deutschland eigentlich den nächsten „3er“ bescheren. Die Stimmung in Frankfurt wird bestimmt wieder genauso gut sein, wie in Berlin. Das Stadion ist mit an die 50.000 Zuschauern ausverkauft, da wird man auf dem Platz keinen allzu großen Unterschied zum ersten Spiel merken und das Erlebnis wird wieder einmalig sein.
Veränderungen in der Startformation erwarte ich eigentlich auch nicht. Im ersten Spiel war ich etwas überrascht, dass Inka Grings nicht von Beginn an im Sturm zum Einsatz kam. Aber Celia Okoyino da Mbabi hat ihre Sache gut gemacht, von daher denke ich nicht, dass Silvia Neid auf dieser Position etwas ändert. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Trainerin auch an der restlichen Aufstellung festhält, da die eingewechselten Spielerinnen am Sonntag nicht mehr allzu viel bewegen konnten.
Mit einem Sieg ins Viertelfinale?
Mit dem zweiten Sieg in der Gruppenphase könnte das deutsche Team schon einen großen Schritt in Richtung Viertelfinale machen. Wenn die Mannschaft das Spiel gewinnt hat sie bereits sechs Punkte. Dann muss man natürlich noch auf das andere Spiel schauen. Aber wenn Frankreich dort ebenfalls den zweiten Sieg schafft, ist das Viertelfinale bereits sicher und es kommt im letzten Gruppenspiel gegen Frankreich zum Endspiel um den Gruppensieg. Aber auch unabhängig vom Ausgang der anderen Partie, glaube ich, dass Deutschland mit einem Sieg schon mit einem Bein im Viertelfinale steht.
Mein Tipp für die Partie gegen Nigeria: Deutschland gewinnt mit 3:1.
Bis zum nächsten Mal,
Eure Marina