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NBA: Wer ist die Nummer Eins im Osten?
- nba-blog.de
Dabei ärgert es mich als Fan noch immer, wie leichtfertig Boston denn Vorsprung hergab. Eine Heimniederlage gegen die Clippers, ebenso Pleiten bei den Sixers, Nets oder Rockets? Nein, das war nicht das Celtics-Team, das über weite Strecken die doch mehr oder weniger desaströse Saison des Vorjahres bis zu den Playoffs vergessen machte. Es war ein neu zusammengewürfelter Haufen, in dem die alten Spieler noch Kendrick Perkins hinterhertrauerten, die neuen Spieler nicht so recht wussten, wie sie sich zu verhalten haben und zwischendurch Lineups auf dem Parkett standen, deren Bestandteile vor der Trading Deadline allesamt das Trikot eines anderen Teams trugen. Immerhin, die letzten beiden Spiele mit umkämpften Siegen gegen die Hornets und Knicks haben gezeigt, dass der Fokus endlich/hoffentlich/vermutlich zurück ist bei den Boston Celtics - eventuell mussten die Bulls tatsächlich erst die Bilanz ausgleichen, damit man auch in Boston wach wurde.
Das soll aber alles auch nicht davon ablenken, wie sehr mir die Bulls imponieren. Derrick Rose, in seinem gerade mal dritten Jahr wohl designierter MVP der Liga, spielt weiterhin formidabel, hat mit Deng und Boozer zwei gute zweite Optionen, die jederzeit die Offensive tragen können, und darüber hinaus dominieren die Bulls mit etlichen starken Reboundern die Bretter beinahe nach Belieben. Man merkt auf den ersten Blick, dass hier ein Team mit Sinn und Verstand zusammengestellt wurde, dass der Fortschritt nicht allein auf der Entwicklung der jungen Spieler beruht, sondern man gezielt das Team ergänzte - zum Beispiel in Form von Boozer mit der lange gesuchten Option im Lowpost. Fragt sich nur, wann die Bulls das klaffende Loch auf der Zwei stopfen, das eher notdürftig von Ronnie Brewer und Keith Bogans ausgefüllt wird. Trotzdem, ganz unabhängig davon, wie die letzten Spiele der regulären Saison ausgehen - Chicago ist das Team, das mir als Celtics-Fan im Osten die meisten Sorgen bereitet.
Wenn man sich den restlichen Spielplan ansieht, muss man sich aber auch um die Spitzenposition der Celtics im Osten sorgen. Einem etwas komplizierteren Spiel gegen Memphis folgen zwei einfache Gegner, ehe man in Texas bei den San Antonio Spurs antreten muss. Schon am Tag darauf geht es gegen Atlanta, ehe zwei Heimspiele gegen die Pistons und Sixers warten. Am 7. April steigt das direkte Duell in Chicago (wo Boston schon beinahe traditionell schlecht aussieht, wenn es um etwas geht), ehe zwischen dem “Wizards-Sandwich” gegen die Miami Heat geht. Abgeschlossen wird die Saison gegen die New York Knicks, was aber im heimischen Garden eine lösbarere Aufgabe sein sollte als im MSG (wo beide Spiele ziemlich eng waren).
Vergleicht man dazu den Schedule der Bulls, kommt man nicht umhin, dass Chicago das wesentlich einfachere Restprogramm hat: Memphis, Milwaukee, Philadelphia, Minnesota, Detroit, Toronto, Phoenix, Boston, Cleveland, Orlando, New York und New Jersey sind die letzten zwölf Gegner der Bulls in dieser regulären Saison. Zwar muss man bei den Magic und Knicks antreten, aber gerade der Heimvorteil gegen die Celtics und das relativ einfache Programm in der nächsten Zeit (um Momentum zu generieren) können sich als entscheidender Vorteil erweisen.
Inwiefern der erste Platz und der damit verbundene Heimvorteil in den Playoffs tatsächlich eine Rolle spielt, bleibt abzuwarten. Was jedoch aus meiner Sicht viel wichtiger ist: Der zweite der Eastern Conference wird in der zweiten Playoff-Runde aller Wahrscheinlichkeit nach die Miami Heat als Gegner bekommen (und wenn es dumm läuft, warten vorher die Knicks). Auch wenn ich nicht glaube, dass Miami eines der beiden Teams über eine Serie schlagen kann - sie würde verdammt eng sein und Kraft kosten. Schon allein das sollte Motivation genug sein, dass für Boston und Chicago die Playoffs bereits jetzt begonnen haben.
Malte Arndt