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Startschuss zur Biathlon WM 2011 – Disziplinen, Favoriten und Termine
- Marco Heibel
Wo findet die Biathlon-WM statt?
Austragungsort ist Chanty-Mansijsk in Russland. Die 70.000-Einwohner-Stadt liegt ca. 2.000 Kilometer südöstlich von Moskau im tiefsten Sibirien. Aufgrund der Zeitverschiebung von fünf Stunden finden die meisten Wettbewerbe am Nachmittag oder Abend (Ortszeit) statt, wenn das Thermometer bereits wieder im Keller ist – alles nur, um dem westeuropäischen TV-Markt angenehme Übertragungszeiten zu ermöglichen.
Wie schon bei den letzten Weltmeisterschaften, 2009 im südkoreanischen Pyeongchang, werden es eher ruhige Titelkämpfe. Mit einem Publikumsansturm wie bei den Weltcups in Antholz, Oslo, Oberhof oder Ruhpolding (WM-Ort 2012) ist allein schon aufgrund der Lage nicht zu rechnen.
Was ist das Besondere an einer Biathlon-WM?
Zwischen 1973 und 2005 wurden Biathlon-Weltmeisterschaften jährlich ausgetragen. Seitdem pausiert man, wenn Olympische Spiele anstehen (2006, 2010, 2014 etc.). Diese Flut an Titelkämpfen hat einer WM-Medaille ein wenig an Wert geraubt. So hat die erst 24-jährige Magdalena Neuner bei ihren 3 WM-Teilnahmen bereits 7 Goldmedaillen gesammelt. Jahrhundert-Biathlet Ole Einer Björndalen bringt es sogar auf insgesamt 33 WM-Medaillen (14 Gold, 10 Silber, 9 Bronze).
Interessant ist auch, dass bei den WM-Rennen nicht nur Medaillen, sondern auch Weltcup-Punkte vergeben werden. Wer eine überragende WM hinlegt, profitiert also gleich doppelt davon.
Welche Wettbewerbe stehen auf dem Programm?
Während bei Olympischen Spielen „nur“ fünf Wettbewerbe ausgetragen werden (Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart und Staffel), erhalten die Athleten bei der Weltmeisterschaft noch eine sechste Medaillenchance, nämlich in der Mixed-Staffel, bei der jeweils zwei Frauen und Männer einer Nation nacheinander für eine gemeinsame Medaille laufen und schießen. Somit stehen 11 Rennen auf dem Programm. Insgesamt gibt es drei wettkampffreie Tage. Hier die Wettbewerbe im Einzelnen:
Donnerstag, 03. März 2011
16.30 Uhr MEZ
Mixed-Staffel (2x6km+ 2x7,5km)
Samstag, 05. März 2011
10.00 Uhr MEZ
10 km Sprint Herren
Samstag, 05.März 2011
14.00 Uhr MEZ
7,5 km Sprint Damen
Sonntag, 06. März 2011
10.00 Uhr MEZ
12,5 km Verfolgung Herren
Sonntag, 06. März 2011
12.30 Uhr MEZ
10 km Verfolgung Damen
Dienstag, 08. März 2011
13.15 Uhr MEZ
20 km Einzel Herren
Mittwoch, 09. März 2011
13.15 Uhr MEZ
15 km Einzel Damen
Freitag, 11. März 2011
14.00 Uhr MEZ
4 x 7,5 km Staffel Herren
Samstag, 12. März 2011
12.30 Uhr MEZ
12,5 km Massenstart Damen
Samstag, 12. März 2011
14.30 Uhr MEZ
15 km Massenstart Herren
Sonntag, 13. März 2011
11.00 Uhr MEZ
4 x 6 km Staffel Damen
Wie stehen die Medaillenchancen der deutschen Starter?
Die Damen befinden sich gerade im Umbruch – wenn auch auf hohem Niveau. Auch nach den Rücktritten von Kati Wilhelm, Simone Hauswald und Andrea Beck zählen die deutschen Damen noch zu den Besten der Welt. Insbesondere Doppelolympiasiegerin Magdalena Neuner und Weltcupspitzenreiterin Andrea Henkel (einzige Frau mit WM-Gold in allen fünf Einzeldisziplinen) gehen mit realistischen Medaillenchancen in jedes WM-Rennen.
In ihrem Schatten hat die junge Miriam Gössner (20, letzte Saison noch bei den Spezial-Langläufern) mit drei zweiten Plätzen in der laufenden Weltcup-Saison auf sich aufmerksam gemacht. Allerdings hatte sie auch viele Ausreißer nach unten. Konstanter, aber ohne Spitzenergebnisse kamen bislang Kathrin Hitzer und Tina Bachmann durch die Saison. Diese drei Damen werden sich vermutlich um die zwei noch zu vergebenden Plätze hinter Neuner und Henkel in der Staffel streiten, wo die deutschen Damen ebenfalls zum Kreis der Favoriten zählen.
Das deutsche Herren-Biathlon ist seit den Rücktritten von Ricco Groß und Sven Fischer im Jahr 2007 immer noch irgendwie im Umbruch. Der dreifache Olympiasieger Michael Greis liefert auch mit seinen 34 Jahren immer noch konstant gute Ergebnisse, hat aber in dieser Saison noch keinen Weltcup gewonnen. Hinter ihm macht vor allem der 23-jährige Arnd Peiffer auf sich aufmerksam, der als einziger DSV-Läufer in dieser Saison bereits einen Weltcup gewinnen konnte. Beiden ist an guten Tagen eine Medaille zuzutrauen.
Dritte Kraft im Lande ist derzeit Andreas Birnbacher. Der 29-jährige stagnierte allerdings in den letzten Jahren mit seinen Leistungen. Auch Christoph Stephan, WM-Zweiter von 2009 in Pyeongchang, hat in dieser Saison noch nicht die absoluten Spitzenergebnisse aufzuweisen. Gleiches gilt für Daniel Böhm und Alexander Wolf.
Die größten Medaillenchancen scheinen die deutschen Herren in der Staffel zu haben. Zwei Siege bei den drei Staffel-Weltcups der Saison schüren die Hoffnung auf Edelmetall. Bei den Einzelstarts sind die Norweger die großen Favoriten. Björndalen, Svendsen, Bø & Co. haben in der laufenden Weltcup-Saison immerhin 11 von 19 Rennen für sich entschieden.