Wie viele Menschen betreiben Wintersport? Wie ist es um den Nachwuchs und die Skischulen bestellt? Diesen Fragen widmete sich Prof. Dr. Ralf-Dieter Roth von der Deutschen Sporthochschule Köln bei einer Konferenz der Initiative „Dein Winter.Dein Sport.“. Hintergrund sind aktuelle Zahlen im Wintersport.
Wenn man sich vor Augen führt, dass laut Roth fünf von 15 Millionen Menschen mit Skierfahrung in Deutschland über 60 Jahre alt sind, ist es um den Nachwuchs schlecht bestellt. Woran liegt das? „Zum einen wird der Skiurlaub immer teurer. Zum anderen hat diese Statistik etwas mit der demografischen Ausgangslage zu tun. Es zieht die Menschen zunehmend in die Städte.“ Die Nachwuchsförderung stecke zwar nicht in einer Krise; dennoch sei es eine wichtige Aufgabe, wieder mehr Kinder und Jugendliche für den Schneesport zu begeistern, sagt Sportwissenschaftler Roth.
Aktuelle Zahlen zum Wintersport
Laut einer
Studie betreiben 80 Länder Wintersport. 120 Millionen Ski- beziehungsweise Snowboardfahrer gibt es weltweit – 20 Prozent stammen aus den Alpenländern. In Deutschland selbst haben 15 Millionen Menschen alpine Erfahrung – sie haben also im Laufe ihres Lebens schon mindestens einmal Skier unter den Füßen gehabt. Interessant sind auch die Zahlen aus der Tourismusbranche: Im Jahr 2013 unternahmen 127 Millionen Menschen weltweit Urlaubsreisen ins Ausland – davon machten unter anderem 25 Prozent einen Strandurlaub, sieben Prozent hingegen einen Skiurlaub. Zudem sind 70 Prozent der deutschen Skiurlauber Familien ohne Kinder. Dennoch geben die Deutschen durchschnittlich rund 16 Milliarden Euro jährlich für den Wintersport aus.
Anforderungen an den Wintersport
„Wir sehen, dass der Wintersport insgesamt aus wirtschaftlicher Sicht ein stabiler, gesättigter Markt ist. Die größte Herausforderung liegt in der Nachwuchsförderung“, so Roth. 40 Prozent der Alpinfahrer würden weniger als 2500 Euro brutto monatlich verdienen. „Das bedeutet, dass viele für einen mehrtägigen Skiurlaub ein ganzes Monatsgehalt ausgeben müssen – mit Kindern ist das kaum möglich“, erklärt Roth weiter. Kleinskigebiete in der Nähe von Siedlungsgebieten müssten dringend erhalten bleiben. Um den Schneesport zu fördern, sei es außerdem unabdingbar, auch günstigere Skiurlaube anzubieten. Des Weiteren hob Roth den Stellenwert von Wintersportveranstaltungen hervor: „Diese Veranstaltungen sind wichtige Imageträger. Wir müssen sie zukünftig stärker nutzen, um den Nachwuchs zu fördern. Deutschland braucht Weltmeisterschaften und Weltcups, aber auch kleine Veranstaltungen – zum Beispiel im Rahmen des ehrenamtlichen Sports.“ 420 vom Deutschen Skiverband (DSV) zertifizierte Skischulen gebe es in Deutschland – im Schnitt weniger als 30 Skilehrer pro Schule. Auch diesbezüglich sieht Roth eine Herausforderung: „Skischulen sind enorm wichtig bei der Nachwuchsförderung. Das Berufsbild Skilehrer muss weiter ausgebaut werden. Das heißt, dass sich die Skischulen als Ganzjahresdienstleister aufstellen sollten, die nicht nur saisonal arbeiten. So könnte man versuchen, zukünftig mehr Skilehrer zu gewinnen.“ Eine generations- und sportartübergreifende Ausbildung könne laut Roth die Skischulen und damit den Nachwuchs im Wintersport fördern. „Der Schnee ist ein hohes Erlebnisgut, mit dem wir auch in Zukunft mit Bedacht umgehen müssen.“
Sportwissenschaftler Prof. Dr. Ralf-Dieter Roth von der Sporthochschule Köln