Mit Olympiasieger Strolz und Pfarrer Müller durchs Schneeloch WST Tourismus, Kilian Blees

Mit Olympiasieger Strolz und Pfarrer Müller durchs Schneeloch

  • Derk Hoberg
Die Vorarlberger Gemeinden Warth und Schröcken bringen es gemeinsam auf etwa 420 Einwohner. Durch den Anschluss an das Skigebiet Lech Zürs, die zugehörigen 340 Pistenkilometer und die durchschnittlich elf Meter Neuschnee im Jahr sind sie ein echter Geheimtipp für Skifahrer, die die Idylle suchen.

Zwei Medaillen hat er 1988 bei den Olympischen Spielen in Calgary gewonnen. Gold in der Kombination, Silber im Riesenslalom. Die Rede ist von Hubert Strolz, dem gebürtigen und noch heute dort ansässigen Warther. Warth und Schröcken liegen im Bezirk Bregenz in Vorarlberg, dem westlichsten Bundesland Österreichs, gut 40 Kilometer vom Bodensee entfernt. Strolz liebt seine idyllische Heimat, hat den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb übernommen und zuvor die ortsansässige Skischule geleitet. Für diese ist er noch heute als Guide und Skilehrer unterwegs und so kommt es, dass er nun auch unser Begleiter im größten Skigebiet Voralbergs ist.

Pfarrer Müller – Der Freeride-Pionier

Das schneereichste Skigebiet Europas ist es obendrauf. Elf Meter Neuschnee im Jahresmittel sorgen dafür, dass Warth-Schröcken diesen Titel zu Recht trägt. Zu verdanken haben die Dörfer dies ihrer geographischen Lage. Hier am nördlichen Alpenkamm stauen sich die Wolken aus dem Norden, laden ihre „weiße Fracht“ ab und ziehen erst dann weiter gen Süden. Das macht das Gebiet zu einem echten Schneeloch.

Seit vergangenem Winter verbindet der Auenfeldjet das Skigebiet Warth-Schröcken mit jenem von Lech Zürs, zu dem auch St. Anton gehört. Ein großer Schritt für die beiden kleinen Gemeinden, die auf einer Seehöhe von 1.500 bzw. 1.260 Metern liegen. Die Gäste haben so mit ihrem Skipass Zugang zu 97 Liftanlagen und erreichen 340 Pistenkilometer.

Angefangen hat hier jedoch alles mit echtem Pioniergeist. Pfarrer Johann Müller hatte von Menschen in Skandinavien gehört, die sich auch bei hohen Schneelagen dank Skiern gut fortbewegen konnten. Dieses Hilfsmittel erschien dem Pfarrer genau das richtige für seine Reisen im schneereichen Winter von Warth nach Lech und so importierte er sie im Jahr 1894 als erster in die Gemeinde. Freilich konnte er damals nicht auf einen so kompetenten Skilehrer wie Hubert Strolz zurückgreifen und so übte er in zunächst in mondhellen Nächten den Umgang mit den Latten im Pfarrhof: „Ich wartete bis abends, um nicht gesehen und ausgelacht zu werden und versuchte im großen Neuschnee des Pfarrwidums mein Glück“, wird Pfarrer Müller noch heute zitiert. Nach einigen Tagen hatte er den Bogen heraus und bewegte sich behände auf seinen Skiern bis hinunter nach Lech.

Tourismus in Warth-Schröcken

Die ersten touristischen Gäste kamen bereits kurz nach dem Ersten Weltkrieg hierher. Das Jahr 1963 hingegen markiert wohl den originären Start des Fremdenverkehrs in Warth, wie man ihn heute kennt. Damals bestellte der mutige Bürgermeister und Dorflehrer Meinrad Hopfner den ersten Einer-Sessellift bereits, bevor sein Bau überhaupt offiziell beschlossen war. Sein Plan ging aber auf und der Lift nahm schon im Februar 1964 seinen Betrieb auf. Der Grundstein für das heutige Skigebiet und die hervorragenden Trainingsbedingungen für den späteren Olympiasieger Strolz (Jahrgang 1962) war gelegt.

Bis heute haben sich die Warth-Schröckener diesen Mut zu Investitionen in den Tourismus bewahrt und so auch den eigenen Nachwuchs in der Region gehalten. Momentan baut eine neue Generation die Gästehäuser ihrer Vorfahren aus – alles im Sinne der Nachhaltigkeit, denn man weiß, dass die idyllische Lage und die Ruhe hier das größte Kapital neben den Skipisten sind. Und nicht zuletzt zeugt auch der Aujenfeldjet von dieser vorausschauenden Innovationsfreude.

Auch unseren Guide, Ex-Skirennläufer Hubert Strolz, hat es hier in der Heimat gehalten, obwohl ihm nach seiner aktiven Karriere auch Tür und Tor beim Österreichischen Skiverband offen standen. Zu gegebener Zeit – im Lift, dann wenn man mal die Möglichkeit hat, in Ruhe zu sprechen – versorgt uns der Olympiasieger aber dennoch mit Anekdoten aus seiner aktiven Zeit. Gerne erinnert er sich dabei an seinen größten Erfolg und wie er unmittelbar nach seinem Olympiasieg mit den Lieben in der Heimat telefonierte. „Mit einem Mobiltelefon aus dem Zielbereich, direkt nach dem Rennen“, sagt er und macht dabei ausladende Gesten, um die Größe des Apparates näher zu definieren. „Das ist gar nicht so lange her, wirkt heute aber wie in einer anderen Welt“, fügt er hinzu. Diese Entwicklungen haben vor den Gemeinden Warth und Schröcken zwar nicht Halt gemacht, für all jene jedoch, die sich einen entschleunigten Skiurlaub wünschen, sind die beschaulichen Orte dennoch eine echte Option.

Aller Entschleunigung zum Trotz geht aber auch unser Tag auf den abwechslungsreichen Pisten hier im Bregenzer Wald zu Ende. Nach all den rasanten Abfahrten im Schlepptau eines Olympiasiegers hat man sich ein wenig Ruhe dann auch redlich verdient. Und die Ruhe, so viel ist sicher, findet man hier ohne Probleme.

 


 

Warth-Schröcken - Highlights im Skigebiet und abseits der Pisten

Legendär ist die geführte Pfarrer Müller Freeride-Tour, die Warth und Lech miteinander verbindet und den Skifahrer ins schneereiche Backcountry führt. Ein echtes Highlight für alle Freeride-Fans. Ganz neu hingegen, durch den Auenfeld-Zusammenschluss der Skigebiete erst möglich, ist die Arlberg Ski-Safari (im Bild unten). Auf dieser ebenfalls geführten, sechsstündigen Tour geht es zu den schönsten Powderabfahrten im gesamten Arlberggebiet. Darüber hinaus wird zukünftig auch in Sachen Kultur investiert. Ab Februar startet die Musikreihe „Ski & Concert“. Auf einer Open Air-Bühne am Sporthotel Steffisalp treten Künstler aus den Bereichen Rock, Pop, Blues und Folk auf und sorgen für stilvolle Aprés Ski-Unterhaltung. Natürlich sind auch Fun- und Freeride-Parks direkt im Skigebiet zu finden und Kinderbetreuung wird ebenfalls groß geschrieben. Auch jüngere und jüngste Skifahrer kommen hier auf ihre Kosten.

Hier findet Ihr alle weiteren Infos zu Warth-Schröcken

 

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